
© Elisabeth Schrief
Gabi Bücker wohnt auf dem Künstlerhof Lavesum: „Hier gehöre ich hin!“
Immobilie der Woche
Wer kann schon sagen, dass er jeden Morgen mit traumhaftem Blick in die freie Natur aufwacht? Gabi Bücker! Sie wohnt in einem Künstlerhof, wo vor der Kunst Hühner und Schweine zu Hause waren.
Am Rande Halterns, an den Ausläufern der Hohen Mark, liegt ein ehemaliges landwirtschaftliches Gehöft, das seit 2002 Begegnungs- und Wirkungsstätte für Kunstschaffende ist. Für Gabi Bücker ist dieser Ort noch viel mehr - er ist ihr Lebensmittelpunkt. „Es fühlt sich wie ein Privileg an, hier wohnen zu dürfen. Ich habe genau den Ort gefunden, wo ich hingehöre“, sagt die Künstlerin, Sozialpädagogin und Heilpraktikerin für Psychotherapie.

Der Künstlerhof Lavesum mit seinen Ateliers und der Wohnung von Gabi Bücker. © Schrief
Vor acht Jahren zog sie von der Innenstadt Halterns hinaus aufs Land. Wenn sie morgens aufwacht, sieht sie Feld, Wald und Flur bis zum Horizont. Und jeder Tag ist umrahmt von Kunst. Draußen wie drinnen.
17 Künstler haben oder teilen sich im Künstlerhof Lavesum ein Atelier in der ehemaligen Scheune und dem Stallgebäude für landwirtschaftliches Nutzvieh. Gegründet hat diese Gemeinschaft der Sozialpädagoge und Designer Manfred Gerding. Er starb überraschend 2012, die Künstler führten dessen Lebensaufgabe in seinem Sinne weiter. Inzwischen hat der Hofbesitzer gewechselt, aber der Künstlerhof bleibt. Das ist im Grundbuch verankert. Im vergangenen Jahr gründeten die Kunstschaffenden einen gemeinnützigen Verein. Gabi Bücker gehört zum Vorstand.
Kaffee gibt es am Tisch aus Scheunendielen
Die 54-Jährige hat das Glück, hier auf dem abseits gelegenen Hof nicht nur kreativ arbeiten, sondern auch direkt neben ihrer Werkstatt wohnen zu dürfen.
Der Weg bis zu ihrer großen blauen Haustür, dem ehemaligen Scheunentor, allein ist schon Poesie. Man geht vorbei an den großen Fenstern der farbenfrohen Ateliers, betritt seitlich des Hauses einen schmalen Weg und einen verwunschenen Garten mit Skulpturen aus Steinen, Holz und Mosaiken, passiert den von den Hühnern geliebten, mit Weiden umflochtenen Komposthaufen, atmet den Duft von Stauden und Kräutern - und trifft auf eine strahlende Gabi Bücker. Heute ist es sehr ruhig in der Idylle. Aber es gibt Tage, da ist viel los. „Ich fühle mich aber nicht durch Besucher gestört, das hier ist ein offener Ort“, sagt sie.
Bei einem Kaffee an ihrem aus Scheunendielen selbst gebauten Tisch erzählt sie von ihrem Leben auf dem Künstlerhof. „Es ist ein wunderschöner Ort, an dem ich mich kreativ ausleben kann.“ Anfangs mietete sie einen Bauwagen auf dem Hof, um ihrer Stein- und Holzbildhauerei nachzugehen. Als die Wohnung frei wurde, griff sie zu.
Beim Blick aus dem Fenster ist selbst der Regen schön
Es lag viel Material auf dem Hof, das sie für ihre Einrichtung verwertete. Zum Beispiel ein altes, seeuntüchtiges Boot. Das sägte sie in der Mitte durch und machte daraus ein Regal. Ein dicker Ast ist dekorativer Halter für die Küchentücher. Aus alten Brettern entstand ein neues Gewürzregal für die über 30 Jahre alte Küche. Knorrige Zweige verzierte sie mit ihren kleinen Skulpturen und machte sie zu Alltagshelfern oder fängt damit Blicke ihrer Gäste ein. Die Wohnung auf zwei Ebenen spiegelt Gabi Bückers Persönlichkeit wider. Ausgefallen, aber nicht aufdringlich. Viel, aber nicht zu viel. Alle Kunst hat hier ihren Sinn.

Der Blick aus dem Schlafzimmer-Fenster ist überwältigend: Nur Natur, soweit das Auge blickt. © Schrief
Gabi Bücker geht die enge und steile Wendeltreppe hinauf in ihren zweiten Raum, dem Lese- und Schlafzimmer. Der Blick in die Weite durch das große Fenster ist einzigartig: Nur Natur - soweit das Auge reicht. „Selbst der Regen sieht hier oben gut aus“, sagt Gabi Bücker. Wie viel Lebensqualität das hat, wissen auch die beiden Katzen, die sich gern in die Sessel oder auf die Fensterbank mit Überblick verziehen. Urgemütlich ist es unter dem Dach, aber im Sommer heiß, im Winter kalt. Die Fassade ist nicht gedämmt, die blauen Fenster sind schön, aber ziemlich alt. Auch hier oben ist der Besucher von Kunst umgeben. Nichts wirkt zu viel, alles interessant. Gabi Bücker liebt ihre Wohnung, aber sie verrät, wo sie am liebsten ist.
Draußen vor der Tür ist der schönste Arbeitsplatz
„Draußen. Am liebsten arbeite ich draußen. Auch im Winter“, erzählt sie. Hier gebe es immer wieder etwas Neues zu entdecken, das inspiriere sie. Sie nutzt unterschiedliche Werkstoffen und Materialien, wie zum Beispiel Ton, Holz, Stoff, Stein, Metall. „Damit übersetze ich innere Prozesse, Erfahrungen und Erlebnisse in etwas Greifbares und Sichtbares.“
Seit langer Zeit hat sie eine besondere Verbindung zum Raben. Diese Verbindung hat sie in den „Rabenkarten“ und dem Buch „Rabenflug – Der Rabe als Wegbegleiter“ beschrieben.
Von ihrer Kunst allein kann sie (noch) nicht leben. Obwohl Gabi Bücker erfolgreich ist. Sie gewann zum Beispiel mit ihrer Arbeit zum Thema „Das Geheimnis der heiligen Nacht“ den Bischof-Tenhumberg-Preis. Vom Kreis Borken erhielt sie den Auftrag, für das Naturparkhaus Tiergarten in Raesfeld eine Arbeit zum Thema Nachhaltigkeit zu schaffen. Und gerade arbeitet sie an einer Wandskulptur für einen Halterner Garten. Seit drei Jahren bietet sie - außer in dieser Corona-Zeit - einmal im Monat in ihrer Werkstatt „Kultur im FreiRaum“ mit besonderen Gästen an.
Kreativ sein heißt für Gabi Bücker, dem zu vertrauen, was spontan entsteht. Alles abzulegen, was man bisher gelernt hat und sich über das Bekannte hinausbewegen. Ein Ausflug nach Lavesum könnte ein erstes Ziel dafür sein. Wie gesagt: Der Künstlerhof ist ein offener Ort!
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