
© Thomas Schroeter
Bodo Möhrke ist seit bald 15 Jahren der Herr von Schloss Bladenhorst
Immobilie der Woche
Wohnen im Schloss ist für viele Menschen ein Traum. Bodo Möhrke, gebürtiger Dortmunder, hat sich den Traum vor 15 Jahren in Castrop-Rauxel erfüllt. Und hat es bis heute keine Sekunde bereut,
Bodo Möhrke hat seine Schlossherrschaft nicht geplant. „Das geht im Ruhrgebiet nicht. So viele freie Schlösser gibt es hier ja nicht“, sagt der 66-jährige Eigentümer von Schloss Bladenhorst in Castrop-Rauxel.
Das Schloss, das er da jetzt (zum Teil) bewohnt, wird urkundlich 1266 erstmals erwähnt, erlebt eine wechselvolle Geschichte, gehört ab 1494 Philipp von Viermundt, dann den Freiherren von Romberg und geht nach weiteren Umwegen im 20. Jahrhundert an die Klöckner-Werke.
Sein Vorgänger war in die Insolvenz gegangen
Die stecken viel Geld und Aufwand hinein, auch ein Privatmann investiert kräftig, geht dann aber in die Insolvenz. So wird 2006 die Sparkasse Vest Eigentümerin des Schlosses. Und genau hier kommt Bodo Möhrke ins Spiel. Der hat von dem Fall damals in den Ruhr Nachrichten gelesen.

Bodo Möhrke vor dem Westflügel des Schlosses. © Thomas Schroeter
Der gebürtige Dortmunder wohnt damals in Kley, sucht aber schon lange nach einer neuen Heimat, die etwas außergewöhnlich sein soll, gerne „mit hohen Räumen und Türen, die finde ich toll und mit meinen 1,94 Metern habe ich bei Türen in modernen Häusern so meine Probleme“. Da kommt dem Kaufmann das Schloss in Castrop-Rauxel gerade recht.
Zehn Monate dauert es noch, es gibt viele Interessenten, die mit Möhrke um das Schloss ringen. Die Pläne der anderen Interessenten passen aber nicht zum Haus und den Plänen der Sparkasse. Und so kann Möhrke schließlich zuschlagen und den Großteil des Gebäude-Ensembles erwerben. „So kommt das manchmal, ohne große Planung“, so Möhrke.
Über Geld wird nicht geredet. Aber die Sparkasse hatte nach der Insolvenz des Vorbesitzers bei der Zwangsversteigerung 800.000 Euro bezahlt, der Verkehrswert wurde seinerzeit auf 2 Millionen Euro geschätzt.
Viele Teile des Schlosses sind vermietet
Ein Teil des Nordflügels besteht schon lange aus selbstgenutzten Eigentumswohnungen, Möhrke selbst wohnt im alten Ursprungsteil des Hauses, das als Burg mit kräftiger Bewehrung und zwei Gräftenringen anfing und später dann Schlosscharakter erhielt.
Viele Teile der Schlossanlage, auch das Torhaus und der Wachtturm, die man von der Straße aus sieht, hat Bodo Möhrke, der dort alleine wohnt, vermietet, spricht von insgesamt 25 Wohneinheiten, die sich über das Ensemble verteilen. „Ich selbst habe hier unten 90 Quadratmeter und oben noch einmal die gleiche Fläche. Dazu kommt noch der gut 100 Quadratmeter große Rittersaal, den ich aber natürlich nicht wirklich bewohne“, erzählt der 66-Jährige.

Schlossherr Bodo Möhrke in seinem Arbeitszimmer, in dem er bisher die meiste Zeit verbringt. © Thomas Schroeter
Er geht jetzt in sein 15. Jahr im Schloss. Anfang 2007 wurde er dort vom Sturm Kyrill unschön „begrüßt“ und musste sich die leeren Räume erst einmal einrichten, so manches Fenster hinter einer Efeuwand freischneiden. „Bereut habe ich den Schritt bis heute nicht, keine Minute, keine Sekunde“, lässt der Schlossbesitzer auf Nachfrage keinen Zweifel an seiner nach wie vor großen Begeisterung für sein Haus.
Ringsum gibt es fast nur Natur zu sehen
Das liegt nicht nur an den hohen Türen, die er hier hat, sondern auch an der Ruhe, die er auf dem insgesamt fast 70.000 Quadratmeter großen Gelände findet. „Egal, wo ich raus gucke aus den Fenstern, ich sehe nur Natur oder mein eigenes Gemäuer“, schwärmt er. So liege er tatsächlich abseits, sei aber (wenn die Straße vor dem Haus nicht wie im Moment wegen Bauarbeiten gesperrt ist) nach zwei Kilometern auf der Autobahn.
Das Wohnklima im Schloss sei dank der mehr als massiven Wände sehr angenehm, die großen Fenster in seinem Trakt sind mit Doppelfenstern ausgestattet, die für einen guten Feuchtigskeitshaushalt sorgen. Und dem Haus natürlich ganz viel Charme geben.
Im Rittersaal kann man sich auch trauen lassen
Bei einem Rundgang über das Schlossgelände zeigt Möhrke verwunschene Eckchen, versteckte Wappenschilde, merkwürdige Bau-Anschlüsse an den vielen nach und nach in über 500 Jahren angebauten Teilen des heute dreiflügeligen Schlosses. Einst kam man hier von Castroper Seite nur durch insgesamt 11 Tore und Türen und zwei Wassergräben in die alte Burg.
Die meisten dieser Tore, allein im Torhaus gab es sechs hintereinander, sind nicht mehr vorhanden. Und auch die Gräften führen nicht mehr rundum. Heute muss man sich ja auch nicht mehr abschotten und verteidigen auf Bladenhorst, sondern steht abseits von Corona-Zeiten auch für Gäste oftmals offen.
Denn in unregelmäßigen Abständen finden im Rittersaal oder im Schlossinnenhof Lesungen, Konzerte, Vorträge, Dinnerveranstaltungen, Wein- und Sommerfeste statt. Regelmäßig öffnet sich das Schloss für Besucher am jährlichen Tag des offenen Denkmals im September. Und wer mag, kann sich im Rittersaal standesamtlich trauen lassen.

Der Rittersaal des Schlosses Bladenhorst, in dem man sich auch trauen lassen kann. © Thomas Schroeter
Die Mieter von Möhrke und in den anderen Wohnungen auf dem Gelände, die nicht dem Schlossherrn gehören, sorgen zusätzlich dafür, dass auf dem Schlosshof und außen herum zur äußeren Gräfte hin viel Leben in dem alten Gemäuer herrscht.
Das hier ist überhaupt kein Museums-Schloss
Das hier ist kein Museums-Schloss, das war hier aber auch immer schon eher Gebrauchshaus statt Repräsentier-Gebäude. Kein westfälisches Versailles wie das Schloss Nordkirchen etwa, „sondern die Heimat von Menschen, die sich auch als Adelige von ihren Ländereien ringsum ernähren mussten“, wie es Schlossherr Bodo Möhrke beschreibt.
Der muss jetzt nicht mehr so viel arbeiten, hat sich quasi zur Ruhe gesetzt, will deshalb bald auch sein Büro, „in dem ich bisher fast ausschließlich auch lebe“, demnächst gemütlicher und schlossähnlicher einrichten. Sein Schloss verlassen wird er nicht.
1961 geboren. Dortmunder. Jetzt in Castrop-Rauxel. Vater von drei Söhnen. Opa. Blogger. Interessiert sich für viele Themen. Mag Zeitung. Mag Online. Aber keine dicken Bohnen.
