Den ersten Christopher Street Day (CSD) unter dem Motto „Haltern ist bunt“ am Samstag (19. August) auf dem Marktplatz ab 11 Uhr wollen Michael Mory und Marcel Schubert auf keinen Fall verpassen. „Der Termin steht seit der ersten Ankündigung in unserem Kalender“, sagt das schwule Paar, das seit Jahren zusammen in Haltern wohnt und seine Liebe offen zeigt.
Beide fühlen sich in Haltern akzeptiert und integriert. Ihre Erfahrungen unterscheiden sich damit fundamental von denen eines Halterners, der ebenfalls mit seinem Partner in der Stadt zu Hause ist und der Redaktion davon berichtet hatte, dass er sich oft unter Beobachtung fühlt und deshalb in der Öffentlichkeit als schwuler Mensch zurücknimmt.
Ganz anders leben Michael Mory und Marcel Schubert. Händchen halten auf der Rekumer Straße, ein Kuss in einer Alltagssituation in der Stadt sind für sie selbstverständlich. Die Halterner störten diese Bilder nicht, ist sich das Paar sicher.
Michael Mory ist zu dieser Erkenntnis schon mit seinem Coming-out im Alter von 19 Jahren gekommen. „Ich habe immer positive Feedbacks bekommen, war quer durch die Halterner Kneipenszene tätig und bin auch hier eher auf Interesse gestoßen, als Anfeindungen zu erleben“, sagt er.

Das sei sogar in der „Altherren-Kneipe“ Reismanns in der Gaststiege so gewesen, die viele Jahre von seinem Vater geführt wurde. Seit sechs Jahren sind Michael Mory (43) und Marcel Schubert (39) ein Paar. „Was willst du denn in dem Kaff?“, hätten ihn Freunde bei seinem Umzug nach Haltern gefragt, verrät Marcel Schubert. Er habe sich aber „vom ersten Tag an in der Stadt zu Hause und wahnsinnig gut aufgenommen gefühlt“, teilt er mit.
Das Paar genießt es sogar, im eher kleineren Haltern (rund 38.000 Einwohner) bekannt zu sein. „Wenn du mal allein einkaufen gehst - zum Netto, in den Blumenladen oder zum türkischen Gemüsehändler -, rufen dir die Leute ‚Und grüß′ mir den Michael (oder den Marcel)‘ zu“, beschreiben die Halterner ihren Alltag in der Stadt. Die Großstädte, in denen der gebürtige Halterner Michael Mory und Marcel Schubert gelebt haben, vermissen beide nicht („Wir leben ganz traditionell mit einem Sparfach im Halterner Kolpingtreff.“).
Offene Gesellschaft in Haltern
Die Partner sehen sich in Haltern nicht eingeengt, sondern sprechen sogar von mehr Freiheit als in der Großstadt. In Bochum beispielsweise sei er in bestimmten Ecken der Stadt gerade am Abend aus Angst vor tätlichen Übergriffen schon vorsichtiger unterwegs gewesen, lässt Marcel Schubert wissen. Das sei in Haltern anders. „Auch wenn die Stadt traditionell und womöglich manchmal sogar spießig wirkt, lebt hier eine offene Gesellschaft“, findet Marcel Schubert.
„Dass die katholische Kirche in Haltern an der Organisation des CSD in der Stadt beteiligt ist, ist ein Beweis dafür“, führt er aus. Das Paar hofft, dass auch viele heterosexuelle Halterner das Event besuchen, damit es zu einem Austausch kommen kann. An positiver Neugier sei schließlich überhaupt nichts auszusetzen. Ein CSD lebe doch vom Mix.
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