In der Nähe des Halterner Sees wohnt Fritz Bender mit seiner Familie in einem Altbau von 1905. Die teilunterkellerte Immobilie hat 160 Quadratmeter. Das Haus verfügte über eine 24 kW-Gastherme aus dem Jahr 1996. Die hat der 38-Jährige gegen eine Luft-Wasser-Wärmepumpe ausgetauscht, obwohl ihm mehrere Installateure davon abgeraten hatten.
„Ein befreundeter Installateur hat im Dezember des Jahres 2021 das Haus angesehen. Eine Wärmepumpe sei aus seiner Sicht unmöglich“, sagt Fritz Bender. Den Familienvater überzeugt die Aussage nicht.
Eine Energieberatung sollte Licht ins Dunkle bringen. Ein Sanierungsfahrplan für den Altbau sieht eine Luft-Wasser-Pumpe erst im allerletzten Schritt nach Sanierungsmaßnahmen mit Kosten von 130.000 Euro vor und soll erst im Jahr 2031 installiert werden.
Zweifel am Sanierungsfahrplan
„Ich hatte damals das Ziel, mein Haus CO2-neutral zu heizen. Es fielen mir die Schuppen von den Augen, was 34.000 Kilowattstunden an CO2 bedeuten“, sagt Fritz Bender. „Nämlich 8 Tonnen pro Jahr.“
Der Familienvater stellte erste Überlegungen an, wie er den CO2-Abdruck seines Hauses verringern kann. Eine Teilfassade und der Hausgiebel zur Südseite des Gebäudes wurden gedämmt und verschalt.

Die oberste Geschossdecke dämmte der Eigentümer selber. Einzelne Fenster wurden erneuert. Die meisten stammten noch von 1996. Einzelne seien sogar älter.
Drei Heizungsinstallateure kamen zu ihm. Zusätzlich holte er sich externe Angebote ein.
Das Ergebnis: „Nur eine einzige Firma hatte angeboten, eine Heizlastberechnung durchzuführen“, sagt der Eigentümer. Die Berechnung soll Aufschluss darüber geben, wie viel Leistung eine Heizungsanlage erbringen muss, um die Innentemperatur in einem Haus aufrechtzuerhalten.
Unzufriedene Beratung
Die Heizungsinstallateure empfahlen die Wärmepumpe nicht. Für einen Installationsbetrieb aus Castrop-Rauxel stellte die Installation hingegen kein Problem da. „Für mich war es auch eine Art Test“, so Bender, „wie die Installateure mit meiner Anfrage umgehen, wenn Sie die Anlage sehen.“
Fritz Bender wurde misstrauisch. „Ein Grundproblem in der ganzen Planung war, dass ich mich nie gut beraten gefühlt habe“, sagt der 38-Jährige. „Nie gut beraten in dem Sinne, dass ich mit niemandem gesprochen habe, bei dem ich das Gefühl hatte, dass er lösungsorientiert unterwegs ist und darauf achtet, die Kosten möglichst gering zu halten.“

Eine weitere Gastherme kam für den Eigentümer nicht infrage. Im Dezember des Jahres 2021 fing Fritz Bender an, intensiver in die Recherche zu gehen. Zeitweilig jeden Tag für zwei Stunden nach der Arbeit.
Zwischendurch beschlich ihn das Gefühl, den finanziellen Belastungen nicht standhalten zu können. Er arbeitete sich tiefer in die Materie ein. „Ich hatte über das Thema Wasserstoff nachgedacht. Jedoch ist die Energiedichte von Wasserstoff zu gering für das bestehende Gasnetz“, sagt der 38-Jährige Schulpsychologe.
Die Erkenntnis
Über Pelletheizungen, Stromheizungen und Infrarotheizungen führten etliche Recherchen zur Erkenntnis, dass Wärmepumpen nicht zwingend an Flächen- oder Fußbodenheizungen gebunden sind. „Wärmepumpen können sehr wohl an Heizkörpern laufen. Das hatte ich vorher für unmöglich gehalten“, sagt der 38-Jährige.
Die ursprüngliche Gasheizung lief mit einer Vorlauftemperatur von 70 Grad. Fritz Bender geht davon aus, dass diese Temperatur dafür nötig sei. Der Sanierungsfahrplan weist eine tatsächliche Heizlast von 20 kW aus.
Eigene Heizlastberechnung
Der Eigentümer wollte es aber ganz genau wissen. Mit kostenlosen online Tools führte Fritz Bender selber eine Heizlastberechnung durch. Dafür bestimmte er die U-Werte seiner Fenster, prüfte, aus welchen Steinen das Mauerwerk besteht, berechnete die Fenster- und Fassadenflächen als auch den umbauten Raum. Der 38-Jährige rechnete mit konservativen Werten und ermittelte eine Heizlast von 11,6 kW.

„Das habe ich alles gemacht, weil ich auf keinen Fall eine Wärmepumpe für 30.000 Euro installiert haben möchte, die nach der Förderung überdimensioniert nicht optimal läuft“, sagt Fritz Bender. Eine Firma bot ihm die gewünschte Anlage für 16 kW an. Für Fritz Bender war das zu viel. Er bestätigte der Firma schriftlich, dass 12 kW ausreichen würden.
Bei einer Außentemperatur von -8 Grad müsse eine Heizungsanlage eine Innentemperatur von 30 Grad erreichen. So gebe es die technische Notwendigkeit vor, wie Fritz Bender von einem Installateur erfuhr. Für den 38-Jährigen ist das völlig unverständlich. „Daran habe ich erkannt, dass die Berechnung eine Anlage ergibt, bei der ich draufzahlen werde“, sagt der Eigentümer.
Kalkulation geht auf
Seine genauen Berechnungen gingen auf. Zunächst mit einem Verbrauch von 7000 Kilowattstunden Strom pro Jahr für die Heizperiode einkalkuliert, verbrauchte die Luft-Wasser-Wärmepumpe im ersten Winter nur 4000 Kilowattstunden im Jahr.
In den 4000 Kilowattstunden ist der Warmwasserverbrauch nicht eingerechnet. Die Heizung lief mit Vorlauftemperaturen unter 50 Grad. Oft sogar unter 45 Grad. Die Heizkörper aus dem Jahr 1996 wurden nicht verändert.

Die langfristigen Investitionskosten hat der Familienvater genauso detailliert im Blick. Die Luft-Wasser-Wärmepumpe hat einen Gesamtwert von 28.000 Euro.
Über einen Mietkauf mit einer Laufzeit von 15 Jahren wird sie monatlich abgezahlt. „Man sollte sich von der Angst befreien, dass die Stromkosten durch die Decke gehen“, sagt Fritz Bender.
Da der gesamte Haushalt inklusive E-Auto der Familie Bender über Strom abgedeckt wird, setzen die Stadtwerke einen monatlichen Stromverbrauch von 10.500 Kilowattstunden pro Jahr an.

„Für den Verbrauch zahlen wir monatlich 320 Euro. Die Hälfte davon für den Heizungsanteil“, sagt Fritz Bender. Die Heizungskosten zusammen mit der monatlichen Rate für die Abzahlung der Heizungsanlage sei günstiger als der ursprüngliche Gastarif.
Aufgrund des Mietkaufs blieben dem Eigentümer noch zusätzliche finanzielle Mittel für eine Photovoltaikanlage. Hierfür liegen noch keine Verbrauchswerte vor, da sie erst seit zweieinhalb Monaten auf dem Dach installiert ist. Sie wird voraussichtlich den Strompreis zusätzlich drücken.
Für den Eigentümer ging es dabei nicht um die Wirtschaftlichkeit seines Eigenheims. Er möchte vielmehr mit einer praktikablen Lösung zur Wärmewende beitragen. Der Familienvater lächelt und sagt: „Jeder kann das verstehen und am Ende noch Geld sparen. Davon bin ich überzeugt.“
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