Eisspeicher als nachhaltige Heizmethode Experten erklären Funktion, Vorteile und Förderungen

Eisspeicherheizung: Experten über Funktion, Vorteile und Förderungen
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Nachhaltige Heizmethoden wie Wärmepumpen, Solarthermie oder Fernwärme gewinnen immer mehr an Aufmerksamkeit. Ursula Hahn aus Haltern hat sich für ihren Neubau zwar auch für ein nachhaltiges System entschieden, allerdings eines, das noch nicht so weit verbreitet ist: Sie heizt mit Eis.

Dario Libor brennt für das Thema Eisspeicherheizung. Der Verkaufsberater der Firma Viessmann hat Kai Möllers, Heizungsinstallateur aus Haltern, direkt mit seiner Begeisterung für die innovative Heizmethode angesteckt. Derzeit verbaut er den ersten Eisspeicher in einem Neubau in Haltern.

So funktioniert es

Eine Eisspeicherheizung besteht aus der Kombination von Sole-Wasser-Wärmepumpe und einem Eisspeicher mit Energiezaun. Dadurch wird nicht nur dem Erdreich Wärme entzogen, sondern auch aus der Umgebungsluft dem Speicher die Wärme zurückgeführt.

Der Eisspeicher spielt dabei die wichtigste Rolle für die Wärmegewinnung. Es handelt sich um eine Zisterne mit einem Wärmetauscher. Die Zisterne wird im Garten vergraben und mit normalem Leitungswasser befüllt. Die circa 4 mal 4 Meter große Fläche für den Eisspeicher verschwindet nach dem Einbau allerdings komplett im Boden. Darauf kann später Garten, Vorgarten oder auch Garagenauffahrt sein.

An der Oberfläche bleibt ein Energiezaun zurück. Der Energiezaun besteht aus Aluminium-Solar-Luftabsorbern, die Wärme aus der Umgebungsluft sowie der Sonneneinstrahlung ziehen. Diese Wärme wird dann der Wärmepumpe oder dem Speicher zugeführt. Zusätzlich bezieht der Eis-Energiespeicher Wärme direkt aus dem Erdreich.

Ein Energiezaun im Garten.
Der Energiezaun bleibt an der Oberfläche zurück. © privat

Sollte über den Energiezaun nicht genügend Energie bereitgestellt werden, kommt die Wärmepumpe zum Einsatz. Sie entzieht dem Wasser in der Zisterne die Energie. Sinkt die Temperatur bei dem Prozess innerhalb der Zisterne auf den Gefrierpunkt, dann wird die Vereisung des Wassers zur weiteren Energiegewinnung genutzt. Hier wird deutlich, warum man von einer Eisspeicherheizung spricht.

Beim Übergang von Wasser zu Eis wird genauso viel Kristallisationsenergie frei, wie man für den umgekehrten Prozess, also das Auftauen, benötigt.

Sowohl heizen als auch kühlen

Die Eisspeicherheizung kann aber nicht nur heizen. Im Sommer kann das Haus oder die Wohnung abgekühlt werden. Der Effekt ist zwar nicht vergleichbar mit einer regulären Klimaanlage, aber das Gebäude kann 3 bis 4 Grad niedriger als die Außentemperatur heruntergekühlt werden.

Für ein Einfamilienhaus würde man auf einen Eisspeicher von 10 Kubikmetern Wasserinhalt setzen. Das entspricht dem Energiegehalt von mehr als 120 Litern Heizöl. Während das Heizöl bei der Wärmeerzeugung dann allerdings verbraucht wird, sieht es bei der Eisspeicherheizung anders aus: Der Wasserinhalt in der Zisterne steht durch die Regeneration mit Energie aus Sonne und Luft als nahezu unbegrenzte Wärmequelle zur Verfügung.

Für wen lohnt es sich?

Aber für wen kommt diese Art des Heizens überhaupt infrage? „Interessant ist die Eisspeicherheizung für Neubauten oder Eigentümer, die ihre Immobilie sanieren möchten“, sagt Dario Libor. Auch für Altbauten mit Fußbodenheizung und eingeschränkt auch bei Heizkörpern kann diese Art des Heizens effizient sein.

Zunächst muss der Wärmebedarf der Immobilie ausgerechnet werden. Für die Eisspeicherheizung braucht es eine niedrige Vorlauftemperatur. Diese ist abhängig von dem verbauten Heizsystem.

Heizungsinstallateur Kai Möllers gibt deswegen den Tipp, einen Energieberater mit ins Boot zu holen. „Bei so einem Investment ist das durchaus sinnvoll“, sagt er. Außerdem brauchen Interessierte Platz für den Eisspeicher.

Das sind die Vorteile

Es gibt einige Vorteile der Eisspeicherheizung gegenüber einer günstigeren Luft-Wasser-Wärmepumpe. Die Betriebskosten während der Heizperiode sind durch einen höheren Systemwirkungsgrad geringer. Es gibt keinerlei Geräusche. Die Montagekosten sind ebenfalls geringer.

Ein Bauschild in Haltern.
Ein Vorteil der Eisspeicherheizung: Es gibt aktuell keine Lieferschwierigkeiten. © Anne Schiebener

Und: „Es gibt keine Lieferengpässe“, sagt Dario Libor von der Firma Viessmann. Während in Haltern derzeit mit einer Lieferzeit von 8 Monaten für Wärmepumpen gerechnet werden muss, kann die Eisspeicherheizung innerhalb von 10 Werkstagen geliefert werden.

Da für das Einsetzen des Eisspeichers keine Tiefenbohrung erforderlich ist, fällt ebenfalls der Schritt für die Genehmigung ebendieser Bohrung weg.

Teurer in der Anschaffung

Die Arbeitskosten sind geringer, dafür schlagen die Materialkosten für eine Eisspeicherheizung höher ins Budget. „Die Preise sind sehr individuell“, sagt Kai Möllers und möchte deswegen keine konkreten Zahlen nennen. Abhängig sind die Kosten von mehreren Faktoren, zum Beispiel der Grundstücksfläche und ob ein Bagger benötigt wird. Hohe Anschaffungskosten werden durch geringe laufende Kosten ausgeglichen.

Förderung für Eisspeicherheizung

Eine Förderung könnte helfen, den Traum der Eisspeicherheizung auch finanziell umsetzen zu können. Aktuell ist es die einzige durch die Bundesregierung geförderte Heizmethode bei Neubauten. Ebenfalls können Landesförderungen abgerufen werden. Es gibt es eine 25-prozentige Förderung bei Neubauten und 40 Prozent bei Sanierungen, wenn dabei auf Eisspeicher gesetzt wird.

Der beste erste Schritt für Interessierte: Einen Energieberater und einen Heizungsbauer in der Region kontaktieren, die prüfen, ob eine Eisspeicherheizung für das Objekt infrage kommt. Kai Möllers aus Haltern ist sich jetzt schon sicher: „Das wird gut ankommen.“

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