
Marc Jäger, Geschäftsführer und Inhaber des Maklerbüros "Jäger Immobilien", sieht das Angebot auf dem Halterner Immobilienmarkt als umkämpft an. © Benjamin Kübart
„Die Baukosten sind explodiert“ – Immobilienexperte analysiert den Halterner Markt
Immobilien
Der Immobilienmarkt der Seestadt ist umkämpft und bietet kaum Auswahl, sagt Makler Marc Jäger. Doch durch die wirtschaftliche Entwicklung könnte es bald zu einem steigenden Angebot kommen.
Wer ein Haus oder eine Wohnung in Haltern kaufen will, kann sich im Internet durch Immobilien-Portale klicken – und wird dabei bemerken: So viele Objekte, wie in den Nachbarstädten Marl oder Dorsten stehen in der Seestadt nicht zur Verfügung. „Das Angebot ist überschaubar und nicht sehr breit gefächert“, sagt Marc Jäger, Inhaber und Geschäftsführer des Halterner Maklerbüros Jäger Immobilien. „Früher – vor fünf bis zehn Jahren – war das auch schon so. Aber bei den wenigen Objekten ist der Markt hitziger geworden. Umkämpfter.“
„Die Anzahl der Immobilien auf dem Markt variiert“. Doch im Wesentlichen unterliege das Angebot zwei saisonalen Schwankungen: „In den Sommerferien und um Silvester erreichen wir einen toten Punkt“, sagt Marc Jäger. Danach sei nicht abzuschätzen, welche und wie viele Häuser oder Wohnungen in Haltern auf den Markt kommen.
Auch die Arten der Häuser im Halterner Angebot seien „gut durchmischt“, sagt der 40-Jährige. Die Palette reicht von Reihenhäusern bis zu Villen. „Der grobe Durchschnitt besteht allerdings aus Bungalows, Doppelhaushälften und freistehenden Einfamilienhäusern.“
Ausnahme-Ortsteil Lippramsdorf
Besonders gefragt sei das Stadtgebiet in Haltern-Mitte, dicht gefolgt von Sythen. „Danach gibt es einen kleinen Cut und es folgen Lavesum, Hullern und Flaesheim“, so Jäger. „Lippramsdorf fällt ab, aufgrund des Bergbaus und den damit einhergehenden Bergschäden.“ Bergschadenverzichtserklärungen, die Käufern das Recht auf Ersatzansprüche bei Bergschäden regulieren, könnten eine Immobilie besonders entwerten.
In den beliebten Gegenden ist der Quadratmeterpreis höher. Der Bodenrichtwert, also der Richtpreis für einen Quadratmeter Grundstücksfläche, „ging durch die Decke“, sagt Marc Jäger. „Das Rad wird sich auch nicht zurückdrehen, seit die Zinsen gestiegen sind.“ Dazu kommt, dass es praktisch keine Grundstücke zu kaufen gebe, die bebaut werden können. „Und die Baukosten sind explodiert, wenn man überhaupt Handwerker bekommt.“

Marc Jäger geht davon aus, dass die Immobilienpreise stagnieren werden. © Benjamin Kübart
„Während Corona, als alle dachten die Preise gehen runter, sind sie bis Ende Oktober 2021 gestiegen“, schildert der Makler. „Die Leute haben vermehrt darauf geachtet, ihre eigenen vier Wände zu besitzen.“ Häuser werden in Haltern hauptsächlich von Menschen gekauft, die auch in ihnen wohnen möchten, beispielsweise von Familien, erklärt Jäger. Trotzdem: „Die Anlagementalität für Häuser ist in Haltern vorhanden.“ Bei Eigentumswohnungen sei das Verhältnis aus Anlage und Eigenbedarf eher gemischt.
Boden- und Immobilienrichtwerte
Das Bodenrichtwertinformationssystem (BORIS) des obersten Gutachterausschusses für Grundstückswerte in NRW dokumentiert Bodenrichtwerte und Immobilienrichtwerte im ganzen Bundesland. „Das sind aber nur Anhaltspunkte“, sagt Marc Jäger. Ein Verkäufer könnte den Grundstückspreis pro Quadratmeter auch höher bemessen.
Die neuen Boden- und Immobilienrichtwerte gelten seit dem 1. Januar 2022. In Haltern-Mitte findet sich der höchste Bodenrichtwert der Seestadt mit 475 Euro pro Quadratmeter, in Sythen liegt der Höchstwert bei 340 Euro pro Quadratmeter.
Während der Immobilienrichtwert für eine Eigentumswohnung im Halterner Stadtgebiet im Jahr 2019 noch bei 1600 Euro pro Quadratmeter Wohnfläche lag, ist er heute auf 2050 Euro pro Quadratmeter gestiegen. Bei freistehenden Ein- und Zweifamilienhäusern ist der Preis seit 2021 von 2950 Euro pro Quadratmeter auf 3400 Euro pro Quadratmeter gewachsen.
Probleme bei Anschlussfinanzierungen
Da die Zinsen für Baukredite aktuell steigen, kommen höhere Kosten auf die Menschen zu, die gerade eine Immobilie finanzieren. Jäger: „Wer Anschlussfinanzierungen vereinbart hat, könnte Probleme bekommen.“ Bundesweit geht diese Entwicklung aber auch mit einer Erwartung einher, die auch Haltern treffen könnte: Wer sich die Finanzierung nicht mehr leisten kann, verkauft die eigene Immobilie. Und damit kommen mehr Angebote auf den Markt.
Geboren im Ruhrgebiet, kann auch die B-Seiten auf „4630 Bochum“ mitsingen. Hört viel Indie-Rock. Hat das Physikstudium an der Ruhr-Uni durchgespielt und wurde Journalist. Liebt tiefe Recherchen, Statistiken und „The Big Lebowski“. Sieht lokale Geschichten im großen Kontext und erzählt sie in Schrift, vor dem Mikro und der Kamera.
