Die Fassade der Deutschen Bank-Filiale an der Lippstraße ist nach wie vor verbrettert. Nach der Sprengung des Bankautomaten am 8. Juni, bei dem die Täter mit Bargeld entkamen, ist eine aufwendige Renovierung des Erdgeschosses notwendig. „Wir kommen aber wieder“, verspricht Dr. Klaus Winker, Sprecher der Deutschen Bank aus Frankfurt.
Zum Zeitpunkt der Wiedereröffnung an der Lippstraße könne er allerdings keine verbindlichen Angaben machen. Vorübergehend müssen die Kunden weiterhin in Filialen wie Recklinghausen, Datteln oder Münster ausweichen - sofern sie kein Online-Banking nutzen oder Bargeld abholen wollen.
Derweil bleibt die Polizei den Tätern auf der Spur. Noch seien die Ermittlungen nicht abgeschlossen, sagt Sprecherin Corinna Kutschke. Es seien viele weitere Hinweise eingegangen, die noch ausgewertet werden müssten. Sobald die Polizei mit ihrer Arbeit fertig sei, ginge der Fall an die Staatsanwaltschaft Essen.
Die Banken warten nicht tatenlos ab. Denn statistisch gesehen wird in Deutschland täglich mindestens ein Geldautomat gesprengt. Es ist ein Wettlauf gegen die Zeit und gegen ein immer rabiateres Vorgehen der Täter.
Auch wenn die Volksbank Südmünsterland-Mitte bislang verschont blieb, ist für sie die Sicherheit ihrer Filialen in Haltern, Lüdinghausen und Olfen ein relevantes Thema. „Seit einigen Wochen haben wir in allen Geldautomaten ein Einfärbesystem installiert“, erklärte Vorstand Henning Henke. Das heißt: Bei einer Sprengung werden die Banknoten eingefärbt und unbrauchbar gemacht. Ein zusätzlicher, bewährter Schutz sei ein zeitlich eingeschränkter SB-Zugang in der Nacht.

Die Sparkasse Westmünsterland, mit der die Stadtsparkasse Haltern ab Ende August fusioniert, hat ihre Geldautomaten ebenfalls mit Farbpatronen ausgerüstet und ebenso die SB-Foyers zwischen 23 und 6 Uhr geschlossen. Ferner sollen der Einsatz von Vernebelungsanlagen und die Erhöhung des Gebäudeschutzes Kriminelle abschrecken.
Mehr als 4,5 Millionen Euro hat sie nach Auskunft von Sprecherin Carina Wübbels in den letzten Jahre in Sicherheitsmaßnahmen zum Schutz vor Sprengungen investiert, Immerhin bietet sie an 88 Standorten in allen Kommunen ihres Geschäftsgebietes eine Bargeldversorgung an.
„Wir werden weiter aufrüsten“
Laut Henning Henke überlegt die Volksbank weitere Sicherheitsmaßnahmen in der Hauptstelle am Raiffeisenplatz und in den Filialen Merschstraße, Lippramsdorf und Sythen. „Wir werden weiter aufrüsten“, kündigte er an. Zwar bedeute das einen erheblichen Kostenaufwand, aber Sicherheit gehe vor.
Das sieht die Sparkasse genauso. „Wir werden die Sicherheitsmaßnahmen laufend prüfen und aktualisieren“, verspricht Carina Wübbels. Hierdurch sollen Sprengungen verhindert werden, sechs Mal sei das bereits gelungen. Seit 2012 gab es bei der Sparkasse Westmünsterland 19 Sprengungen.

Technische Maßnahmen könnten allein aber das Problem nicht lösen. Letztlich könne bei weiteren Sprengungen ein Abbau der Automaten nicht ausgeschlossen werden.
Sprengwirkung ist verheerend
Die Täter setzen laut Polizei neben explosiven Gasgemischen auch Festsprengstoffe ein. Bei diesen Festsprengstoffen lässt sich die Sprengwirkung noch schlechter einschätzen als bei Gasen: Die entstehende Wucht kann verheerend sein, Gebäudeschäden werden immer größer.
„Es fühlte sich an wie Krieg“, sagte nach dem Überfall Kataryna Korinna aus der Ukraine, die mit ihren beiden Töchtern eine der beiden Wohnungen über der Bankfiliale an der Lippstraße bewohnt. Nach vorübergehendem Auszug konnten die Drei wieder in die Dachgeschosswohnung zurückkehren.
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