Obwohl sich laut Ausbildungsmonitor Schülerinnen und Schüler nach dem Abitur zunehmend für eine Ausbildung interessieren, möchte Luc Biallowons aus Hullern studieren. Der 16-Jährige besucht derzeit das Hans-Böckler-Berufskolleg und hat den Bereich der kaufmännischen Assistenz gewählt.
Obwohl er aktuell mit seinem Hauptschulabschluss an der Joseph-Hennewig-Schule die besten Chancen auf dem Ausbildungsmarkt hätte, möchte er lieber studieren.
„Ich wollte eigentlich immer Polizist werden, habe dann aber den Reiz an diesem Beruf verloren. Ich habe dann im Bereich der Mechatronik ein Praktikum gemacht, weil ich einen klassischen Bürojob für mich nicht gesehen habe“, erzählt Luc Biallowons.
Zu Beginn sei er ein Außenseiter gewesen, weil er die Hauptschule und nicht, wie die meisten seiner Altersgenossen, die Realschule gewählt hätte. Von dem negativen Bild der Hauptschule, das immer noch in den Köpfen der Gesellschaft verankert ist, hat er sich nie beirren lassen: „Im Gegenteil, das war der Ansporn für mich.“
Sein Potenzial haben auch die Lehrkräfte an der Joseph-Hennewig-Schule erkannt und den Schüler von Anfang an gezielt gefördert. „Das hat mir unglaublich viel Selbstvertrauen gegeben.“ Auch sein Vater habe ihn immer unterstützt.
Unterstützung von Talentscout
Dass Schülerinnen und Schüler mit einem Hauptschulabschluss einen anderen Ehrgeiz haben, können auch die beiden Standortleiter des HBBK-Haltern bestätigen. „Sie sind oft ambitionierter und auch bereit, mehr zu leisten“, sagt Matthias Bomba. „Für mich war das auch so. Ich wollte es einfach allen beweisen und zeigen, dass ich mich durchboxen kann“, sagt der Schüler.
Mittlerweile wird der 16-jährige Halterner von einem Talentscout begleitet. „Die unterstützen junge Menschen, die sich ein Studium vielleicht noch nicht zutrauen. Sie werden durch Beratung, Begleitung und auch durch Nachhilfen im Einzelfall individuell dazu ermutigt“, betont die zweite Standortleiterin Kathrin Ollas.

Der Fokus liege auf Schülerinnen und Schüler mit Migrationsgeschichte oder Kinder, die als erste Generation einer Familie eine Universität besuchen möchten. „Denn häufig haben die Erziehungsberechtigten keine Studienerfahrungen und wenig Kenntnisse über diesen Werdegang“, erklärt Kathrin Ollas.
Mit seinem Engagement und seinem besonderen Ehrgeiz sei auch Luc aufgefallen. „Am Hans-Böckler-Berufskolleg in Haltern sind die Schülerinnen und Schüler mehr als eine Zahl und wir haben eine Beziehung zu ihnen. Deshalb fällt es uns leicht, Talente gezielt zu fördern“, so Matthias Bomba.
„Wirtschaft“ ist beliebt
Aktuell befindet sich das HBBK noch in der Anmeldephase für das kommende Schuljahr 2023/24 und selbst nach den Sommerferien könne es sein, dass noch Restplätze vergeben werden. „Die Zahlen halten sich aktuell stabil und auch die Anmeldezahlen für die Fachbereiche sind aktuell auf ähnlichem Niveau wie 2021“, sagt der Standortleiter.
Der Fachbereich „Wirtschaft“ habe aktuell einen guten Zulauf und auch die Anmeldungen für die restlichen sieben Schwerpunkte seien stabil. „Die Schwerpunktsetzung hängt aber nicht zwingend mit der späteren Berufswahl zusammen“, so Kathrin Ollas. Beispielsweise habe der Schulsprecher des vorherigen Jahrgangs den Bereich „Soziales“ gewählt und studiere jetzt Jura.

Hundertprozentig sicher ist sich Luc Biallowons noch nicht, was er später beruflich mal machen möchte. „Ich interessiere mich sehr für die Immobilienbranche und könnte mir diesen Bereich gut für mich vorstellen“, meint der 16-Jährige. „Ich werde nach den Osterferien ein Praktikum auf Kreta in diesem Bereich machen und bin gespannt, welche Erfahrungen ich im Ausland machen darf.“
Rückblickend würde er alles wieder so machen: „Ich bin dankbar für die Unterstützung meiner Eltern und auch für die tolle und lehrreiche Zeit an der Joseph-Hennewig-Schule in Haltern.“
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