80 Jahre an der Werkbank: Theodor Hüls erhält Diamantenen Meisterbrief
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Das Uhrmacherhandwerk war sein Beruf und sein Hobby: Theodor Hüls ging immer mit der Zeit und war sogar ein echter Pionier. Jetzt ehrte ihn die Handwerkskammer Münster.

Katharina Semmler von der Handwerkskammer Münster überreichte den Diamantenen Meisterbrief an Theodor Hüls (vorn). Es gratulierten (v.l.) Horst Bilkenroth und Oliver Entrop (Werbegemeinschaft) sowie Sohn Martin Hüls und Bürgermeister Andreas Stegemann. © Jürgen Wolter
Er hat fast 80 Jahre lang am Uhrmacher-Werkstisch gearbeitet und war ein Pionier in Sachen Hörgeräte-Akustik in Haltern. Vor genau 70 Jahren hat er seinen Meister im Uhrmacherhandwerk gemacht: Am Freitag erhielt Theodor Hüls den Diamantenen Meisterbrief der Handwerkskammer Münster.
Der Jubilar wusste nichts von der Ehrung, die hatte sein Sohn Martin Hüls, der heute das Hörakustikstudio am Gantepoth leitet, bis eine halbe Stunde vor dem Termin geheim gehalten.
Die Urkunde wurde überreicht von Katharina Semmler, der Leiterin des Ausbildungszentrums der Handwerkskammer Münster. Ein solcher Diamantener Meisterbrief werde heute nicht mehr oft verliehen, sagte Semmler bei der Übergabe der Urkunde. Deshalb sei es ihr eine besondere Ehre, dies in Haltern tun zu können. Der Meistertitel als höchste Stufe einer Handwerkerlaufbahn habe bis heute nichts von seiner Bedeutung eingebüßt.
Begeisterung fürs Uhrmacherhandwerk
Auch Bürgermeister Andreas Stegemann gratulierte und hob die Bedeutung des Handels und des Handwerks für die Stadt Haltern hervor. Für die Werbegemeinschaft schlossen sich Vorsitzender Oliver Entrop und sein Vorgänger Horst Bilkenroth den Glückwünschen an.
Mit 14 Jahren hatte Theodor Hüls, heute 94 Jahre alt, seine Ausbildung im Uhrmachergeschäft Schröder in Recklinghausen begonnen. Sein Vater Josef Hüls betrieb bereits in Haltern ein Uhrmachergeschäft, in das der Sohn nach einigen Jahren einstieg und das er übernahm. Die Begeisterung fürs Uhrmacherhandwerk gab er auch an seine Söhne weiter. Und er stellte den Betrieb nach und nach breiter auf. Auch den Optikermeisterbrief erwarb er und erkannte als erster in Haltern, dass auch der Hörgeräteakustik-Markt ein Zukunftsgeschäft war. Er verkaufte bereits in den 50er-Jahren als erster in Haltern überhaupt Hörgeräte. „Eine feste Berufs- und Ausbildungsordnung gab es damals noch nicht. Mein Vater war ein echter Pionier auf dem Gebiet“, sagt heute sein Sohn Martin Hüls.
„Wenn er jetzt nicht kommt, lasse ich mich scheiden“
Bis vor gut einem Jahr saß Theo Hüls noch immer selbst an der der Werkbank und arbeitete an Uhren. „Ich erinnere mich, dass meine Mutter mir mal sagte: Hol ihn rauf zum Essen, wenn er jetzt nicht kommt, lasse ich mich entweder scheiden oder er bekommt keine Weihnachtsgeschenke“, erzählte Martin Hüls eine kleine Anekdote aus dem Berufsleben seines Vaters.
Er selbst übernahm 1995 die Hörgeräte-Sparte des Betriebes am Gantepoth, sein Bruder Josef führt das Uhren- und Optikgeschäft an der Rekumer Straße. Zum Hörakustik-Betrieb gehören inzwischen zwei weitere Betriebe in Waltrop und in Selm. In den Bereich der Hörakustik ist inzwischen mehr und mehr Elektronik eingezogen. „Heute sind Hörgeräte Multi-Media-Kommunikationsgeräte“, sagt Martin Hüls. Der Beruf entwickelt sich weiter, so wie auch sein Vater immer auf neue Entwicklungen reagieren musste.