Jubiläum
Ein Leben auf dem Tennisplatz: Zeljko ist seit 50 Jahren Trainer in Dortmund
Zeljko Nemarnik ist seit einem halben Jahrhundert Tennistrainer in Dortmund, 40 Jahre davon beim TC Berghofen. Er brachte Generationen von Spielern Tennis bei. Sie alle profitierten von seinem legendären Instinkt.
Der Tennisclub Berghofen ist ohne Zeljko Nemarnik (76) kaum vorstellbar. Generationen von Mitgliedern sind durch seine Schule gegangen. Seit 40 Jahren trainiert der gebürtige Kroate Kinder, Jugendliche und Erwachsene in dem Verein an der Rubinstraße. Am Sonntag (25.9.) will er das mit seinen „Schülerinnen und Schülern von gestern, heute und morgen“ groß feiern.
Dann kann er sogar auf ein doppeltes Jubiläum anstoßen, denn gleichzeitig ist er nun seit 50 Jahren Tennistrainer in Dortmund. 1972 war er als junger Mann nach Dortmund gekommen. Bevor er im Berghofer Club seine Heimat fand, war der Staatliche und DTV-geprüfte Trainer bei anderen Dortmunder Clubs engagiert, unter anderem bei Rot-Weiß 98 und beim TC Eintracht.
Am 1. Oktober 1982 fing Zeljko Nemarnik dann als Trainer beim TC Berghofen an, wo ihn jeder nur mit Vornamen kennt. Das Familiäre dort habe ihm besonders gefallen. Eltern, Großeltern und Kinder trafen sich am idyllisch gelegenen Tennisclub mit damals fünf nagelneuen Ascheplätzen (der Austausch gegen die Hartplätze war eine Bedingung für Zeljkos Wechsel).
Blütezeit des deutschen Tennis
Damals haben sich bei den „Pflichtstunden“ alle Mitglieder auf dem Gelände getroffen zum Grünschnitt und Aufräumen und saßen anschließend bei Erbsensuppe zusammen. Jeder hatte eine Telefonliste mit den Nummern aller Spieler.
Das war zu einer Zeit, in der im Tennis alles möglich war. Als „Bobbele“ den Sport und den Vornamen Boris populär machte und den Clubs ungeahnten Zulauf bescherte. In der Zeit wurde der TC Berghofen mit seinem Frühlingscup zum Zentrum der Tenniswelt.
Zeljko ist nach wie vor aktiv. © Susanne Riese
Internationale Tennisstars spielten auf den Plätzen an der Rubinstraße, und in einem Jahr auch ein junges Talent, dessen Weltruhm noch bevorstand: Steffi Graf. „Sie war noch ein junges Mädchen und machte hier auf der Terrasse des Clubhauses ihre Hausaufgaben“, erinnert sich Zeljko.
Überraschend schlug sie 1982 in Berghofen die Nummer 1 der deutschen Rangliste. „Das war ein Ding.“ 3000 bis 5000 Zuschauer verfolgten damals die Matches bei dem 75.000-Dollar-Turnier, „dem zweitgrößten Tennisturnier in Deutschland“.
Der Dortmunder hat mehr als 1500 Trainer in Westfalen ausgebildet. Und zig tausend kleine und große Tennisstars haben von Zeljkos legendärem Instinkt profitiert.
Einfach sei das nicht immer gewesen, erzählt der 74-Jährige. Es gab Jahre, da habe er 31 Wochen samstags und sonntags auf dem Platz gestanden. „Ohne den Rückhalt der Familie kann man so einen Job nicht machen.“ Seine Frau Gloria, mit der er seit 53 Jahren verheiratet ist, und seine beiden Söhne hätten sich daran gewöhnt. „Und sie wussten auch, dass man bei einer Niederlage nachher keine blöden Fragen stellt.“
Der TC Berghofen liegt neben einem kleinen Wäldchen am Lohbachtal. © TC Berghofen
Heute hat Zeljko deutlich mehr Wochenenden für die Familie frei, zu der inzwischen auch fünf Enkelkinder gehören. Seinen Job nimmt er aber nach wie vor ernst. Noch heute sei er immer zehn Minuten vor den Schülern am Platz. „Ich habe in all den Jahren nur einmal verschlafen, als mein Wecker nicht funktioniert hat.“ In 40 Jahren habe er nur zwei Tage gefehlt wegen einer Grippe und dann eine Woche „wegen einer neuen Hüfte“. Das war’s.
Mit einem Pflichtprogramm wie in seiner Heimat habe man aber in Deutschland niemanden bewegen können. „Man muss es interessant machen.“ Und auch die Sprache war in der ersten Zeit eine Hürde. An eines erinnert sich der Kroate noch genau: Nach seiner Ankunft in Deutschland habe es fast einen Monat gedauert, bis er nachgefragt hat, was dieses Wort mit „Sch...“ am Anfang eigentlich heißt, was er auf dem Platz so oft hörte.
Das Clubhaus liegt an der Rubinstraße. © TC Berghofen
Geflucht wird nach wie vor beim Tennis, aber es hat sich im Laufe der Jahrzehnte auch einiges geändert. „Wer früher nicht zum Training kam, der wurde für die ganze Saison gesperrt.“ Heute sei man froh, wenn man eine Mannschaft zusammenbekäme. Die meisten seien eher an Spaß als an Leistung interessiert.
Aber guter Trainer weiß er beides zu verbinden. „Auge und Methode“ seien das Wichtigste. „Man muss sehen, wo der Fehler liegt und dann methodisch dagegen vorgehen.“ Er könne nach zwei Schlägen sagen, was ein Spieler falsch macht. „Deshalb war ich auch lieber Trainer als Spieler. Ich habe eben auch bei Spielen immer erst geschaut, was der Gegner nicht kann.“
So steht Zeljko auch heute noch sehr viel häufiger als Trainer auf dem Platz, denn als Spieler. „Aber heute suche ich mir meine Schüler aus.“ Er achte darauf, dass es nicht zu viel wird. „Aber die Stunden, die ich mache, mache ich mit Herz und viel Spaß.“
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