Ein "Schuss" reicht: der Corona-Impfstoff Janssen von Johnson & Johnson.

© Björn Althoff

Warum die Stadt Dortmund blind gegenüber Impflücken ist

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Immer mehr Menschen werden geimpft. Doch in welchen Stadtbezirken von Dortmund die Impfkampagne hinterherhinkt, weiß keiner - auch nicht die Stadt. Warum ist das so?

Dortmund

, 20.07.2021, 11:37 Uhr / Lesedauer: 2 min

Wer eine Corona-Schutzimpfung bekommt, braucht seinen Ausweis. Damit alles direkt vermerkt wird und digital erfasst.

Name, Wohnort, Alter – all das steht ab da im Computer. Ist es also ein Leichtes, die Daten zusammenzufügen und zu ermitteln, in welchen Bezirken besonders wenige Dortmunder geimpft sind?

KVWL erfasst nur drei Kategorien

Theoretisch ja, praktisch nein. Zunächst einmal landen die Daten für Dortmund bei der Kassenärztlichen Vereinigung Westfalen-Lippe (KVWL). Die bildet drei Kategorien.

Wie viele Menschen haben ihre Spritzen im Impfzentrum bekommen, wie viele bei niedergelassenen Ärzten, wie viele bei mobilen Teams? Mehr wird aber nicht ausgewertet.

Datenschutz verhindert die Statistik

Aus Datenschutzgründen erhebe man nicht, wo die Geimpften wohnen, erklärt eine KVWL-Sprecherin auf Anfrage. Und die Stadt Dortmund selbst? Auch für sie dürfte es ja von großem Interesse sein, wie hoch in welchem Ortsteil die Impfquote ist. Auch damit man gezielt werben und gegensteuern kann.

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Stadtsprecherin Anke Widow erklärt: „Die Daten haben nicht wir, sondern nur die KVWL.“ Insofern könne die Stadt Dortmund nicht ermitteln, wo im Stadtgebiet welcher Anteil von Bürgern geimpft sei. Bedeutet: Der Datenschutz verhindert, dass eine umfangreiche Statistik erstellt werden kann.

Und was sagen die Ärzte?

Was ohne diese Fakten zur Orientierung bleibt, sind also Eindrücke von Ärzten: Zwei Gruppen von Menschen erreiche man ganz schlecht, erklärte etwa Dr. Reinhard Büker, der Leiter des Dortmunder Impfzentrums und darüber hinaus engagiert in der Initiative Dortmunder Impfärzte.

Einerseits seien das junge Männer, von denen zudem viele gar keinen Hausarzt hätten. Die zweite Gruppe: Menschen mit Wurzeln in Osteuropa, die auch hier der Obrigkeit sehr skeptisch gegenüberstehen würden. Deshalb gehe man verstärkt in die Nordstadt, so Büker.

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Statistik der KVWL wird auch ungenauer

Ob dort aber tatsächlich noch mehr Menschen ungeimpft sind als in Hörde, Hombruch, Scharnhorst, Lütgendortmund oder Mengede – das lässt sich nicht beweisen. Ohnehin vermitteln die Zahlen, die die KVWL veröffentlicht und von denen sie auch immer nur die tagesaktuellen veröffentlichen darf, ein Bild, das immer schiefer wird.

Denn erstens sagt die Statistik zwar aus, wie viele Menschen in Dortmund geimpft wurden, aber nicht wie viele dieser Menschen auch Dortmunder sind oder wie viele Dortmunder anderswo geimpft wurden. Und zweitens fehlen die Impfungen der Betriebsärzte. Und die können durchaus eine Relevanz haben.

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Betriebsärzte können großen Unterschied machen

Das zeigt ein Blick ins zweitgrößte Impfzentrum Dortmunds, den Impfsaal21 bei DSW, betrieben von Prävent. Innerhalb der ersten vier Wochen seien dort rund 7000 Arbeitnehmer geimpft worden: Mitarbeiter von DSW, DEW, DOKOM und weiteren Firmen der „21er-Gruppe“ bis hin zu den Wasserwerken Westfalen. „Dazu haben wir auch vereinzelt bei Unternehmen im Außendienst geimpft“, so Henrik Fibbe, der kaufmännische Leiter von Prävent.

Wo diese 7000 Geimpften wohnen – in welchem Bezirk oder in welcher anderen Stadt – das wird ebenfalls nicht weitergegeben. Denn Betriebsarzt-Impfungen erfasst nicht das Land, sondern der Bund. Sie werden direkt an das Robert-Koch-Institut gemeldet. Deshalb tauchen sie überhaupt nicht in der KVWL-Statistik auf.

Wie viel Prozent der Dortmunder müssen geimpft sein?

Die wiederum sagt, wenn man sie auf Dortmunds Einwohnerzahl umrechnet: Knapp 60 Prozent aller Dortmunder hätten ihre erste Dosis bekommen, etwas weniger als 50 Prozent den vollen Impfschutz. Allein die 7000 Dosen von Prävent sind umgerechnet jeweils 1,2 Prozentpunkte mehr.

Wie viel Prozent am Ende benötigt werden? Dazu schreibt die Stadt Dortmund aktuell: „Das Erreichen einer Durchimpfungsrate (Impfquote) von über 80 Prozent der Bevölkerung wird ein entscheidender Schritt zur Beendigung der Corona-Pandemie sein.“

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