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Impf-Verweigerer: Wer sich nicht impfen lassen will, muss Corona-Tests bezahlen
Meinung
Zwei von fünf Dortmunder haben sich noch keine Corona-Impfung geholt - und das Impftempo sinkt deutlich. Offenbar, weil viele nicht wollen. Unser Autor meint: Es wird Zeit, Daumenschrauben anzulegen.
Zum wiederholten Mal hat es eine Schwerpunkt-Impfaktion in Dortmund gegeben, bei der der Andrang überschaubar geblieben ist. In den vergangenen vier Wochen erhielten nur rund 47.000 Menschen in Dortmund eine erste Impfung - 18.000 weniger als im selben Zeitraum zuvor. Das muss Konsequenzen haben.
Kanzlerin Angela Merkel betont, dass die Bundesregierung nicht den französischen Weg des Impfzwangs in bestimmten Berufen gehen will. Das ist auch gar nicht nötig - ein anderes Vorgehen aus Paris ist aber nachahmenswert.
In Frankreich haben innerhalb weniger Stunden rund eine Million Menschen Impftermine gemacht, nachdem Präsident Macron eine neue Teststrategie verkündet hatte.
Kino oder Theater, Fernzug, Bar, Restaurant oder Einkaufszentrum: Überall brauchen die Franzosen bald einen Nachweis der Immunisierung oder ein negatives Testergebnis. Egal, wie viele Corona-Neuansteckungen es gerade gibt. Und das ist genau richtig so, denn ungeschützte Menschen sollten keinen engen Kontakt zu anderen haben.
Wie ein Motorrad ohne Zulassung und Führerschein
Wer sich absichtlich nicht impfen lässt, gefährdet Mitmenschen. Neue Mutationen können ungestört entstehen, wenn nicht die gesamte Gesellschaft das Virus geschlossen bekämpft. Und wer aus medizinischen Gründen nicht geimpft werden kann und etwa im Zug in der Reihe vor ungetesteten und ungeimpften Masken-Verweigerern sitzt, ist dem Virus ausgeliefert.
Klar, wer sich nicht impfen lassen will, muss das nicht tun. Ähnlich wie sich jeder Mensch auch ein Motorrad kaufen und damit auf dem eigenen Grundstück herumrasen kann. Ohne Versicherung, Zulassung und Führerschein darf man damit aber nicht auf die Straße, weil das eine Gefährdung für die anderen darstellen würde.
Eine Koppelung von Nachweispflichten an Inzidenzwerte ist übrigens unsinnig. Egal, ob 8 oder 80 Menschen pro 100.000 infiziert sind: Wenn eine Schwangere das Pech hat, ausgerechnet auf eine der unerkannt infizierten Personen zu treffen, ist die Inzidenz dem Einzelfall egal.
Deshalb sollte auch hierzulande die Nachweispflicht ausgedehnt werden. Nicht sofort, aber bald, wenn definitiv jeder die Möglichkeit hatte, vollständig durch eine Impfung geschützt zu sein.
Tests müssen nicht mehr kostenlos sein
Die drei Gs dürfen am gesellschaftlichen Leben teilhaben: Geimpfte, Genesene und Getestete. Und das Testangebot muss bald auch nicht mehr pauschal kostenlos sein. Wer bewusst auf die Impfung verzichtet, dem muss nicht die Gemeinschaft die Eintrittskarte zu Freizeit-Veranstaltungen bezahlen.
Ausnahmen sollte es nur geben für diejenigen, die nicht geimpft werden können. Alle anderen sollen sich impfen lassen - oder zahlen.
Kevin Kindel, geboren 1991 in Dortmund, seit 2009 als Journalist tätig, hat in Bremen und in Schweden Journalistik und Kommunikation studiert.
