Passanten mit Mundschutz in der Thier-Galerie - Dortmunds Handel geht es nach wie vor „durchwachsen“, meint der Handelsverband Westfalen. © Stephan Schütze (Archivbild)
Umsatzeinbrüche
Corona-Krise: Erholung von Dortmunds Wirtschaft kann bis 2022 dauern
Europas Wirtschaftsleistung könnte um fast 9 Prozent einbrechen, die deutsche gar um 10 Prozent. Auch Dortmunds Wirtschaft rechnet nicht mit einer schnellen Erholung. Eine Hoffnung aber bleibt.
Verfolgt man dieser Tage die Wirtschaftsnachrichten, kann einem schnell Angst und Bange werden:
Der Tenor: Die wirtschaftliche Krise sei so tiefgreifend und schwer, dass eine schnelle Rückkehr der Wirtschaftsleistung auf das Vor-Corona-Niveau, das sogenannte V-Szenario eines nur kurzen Einbruchs, vom Tisch ist.
Lage von Dortmunds Unternehmen besser als im Bundesschnitt
Angesichts einer solch düsteren wirtschaftlichen Großwetterlage überrascht es durchaus, dass Stefan Schreiber, Hauptgeschäftsführer der IHK zu Dortmund, sagt: „In unserer IHK-Region läuft es besser, als die Werte der bundesweiten DIHK-Umfrage wiedergeben.“
Mehrere Einzelhändler in der Region, erzählt Schreiber weiter, bestätigten für ihre Geschäfte eine zufriedenstellende bis sogar sehr gute Umsatzentwicklung im Mai und Juni: „Ein Möbelhändler berichtete von einem zweistelligen Umsatzplus im Mai gegenüber dem Vorjahresmonat.“
Natürlich seien viele Branchen wie die Tourismuswirtschaft, die Schausteller und die Gastronomie immer noch stark betroffen. Doch auch unter den großen Verlierern der Corona-Krise gebe es inzwischen einen Aufschwung: Das Veranstaltungs- und Messegeschäft laufe im Herbst „ganz vorsichtig“ wieder an.
IHK Dortmund: Nachhaltige Erholung vielleicht erst 2022
Trotz allem vorsichtigen Optimismus geht aber auch Schreiber davon aus, dass die Corona-Krise die Wirtschaft „bis weit ins nächste Jahr beeinträchtigen“ werde: „Mit einer nachhaltigen Erholung ist erst im Laufe des Jahres 2021 oder sogar erst 2022 zu rechnen.“
In der regionalen Konjunktur-Umfrage der IHK im Juni gaben 37 Prozent der Unternehmen an, dass sie von einer weiteren Verschlechterung der eigenen wirtschaftlichen Lage ausgehen.
Handwerkskammer Dortmund: Hälfte aller Betriebe mit Umsatzrückgang
Der Präsident der Dortmunder Handwerkskammer, Berthold Schröder, spricht von einer „nie dagewesenen Ausnahmesituation“. Deshalb will er keine Prognose abgeben, wann sich die Wirtschaft der Stadt von den Krisen-Auswirkungen erholt haben wird.
Fest stehe, dass Dortmunds Handwerker hart getroffen wurden. In der bisher aktuellsten Umfrage der Kreishandwerkerschaft Dortmund und Lünen von Mitte Mai gaben 45 Prozent der Mitglieder an, dass sie Umsatzrückgänge haben. Die Mehrzahl der Betriebe rechne nicht damit, dass die Umsatzausfälle durch die Corona-Krise bis zum Jahresende aufgeholt werden.
Bei der Frage nach der eigenen wirtschaftlichen Lage gaben knapp die Hälfte der Betriebe an, dass es ihnen gut oder zumindest unverändert ginge. Eine leichte Mehrheit schätzte ihre Lage schlechter ein als noch zu Jahresbeginn, knapp 10 Prozent sind sogar „sehr pessimistisch“.
„Manche ersaufen in Ware, brauchen aber Geld“
„Durchwachsen“ gehe es nach wie vor auch Dortmunds Handel, konstatiert Thomas Schäfer vom Handelsverband Westfalen. Die Umsätze in den Geschäften wachsen seinen Angaben zufolge zwar von Woche zu Woche, seien aber immer noch nicht zufriedenstellend.
Besonders der Textil-, Leder- und Schuhhandel laufe überhaupt nicht, sagt Schäfer. Dort seien auch langfristige Verträge ein Problem, wegen derer viele Geschäfte Lieferungen, die sie gar nicht gebrauchen konnten, trotzdem annehmen mussten: „Manche ersaufen in Ware, brauchen aber eigentlich Liquidität, um die Kosten zu decken.“
Wirtschaftsverbände: Momentan keine Insolvenzwelle für Dortmund
Bei einer Sache sehen jedoch alle drei Wirtschaftsverbände momentan keinen großen Grund zur Sorge: Eine Pleitewelle, die viele Beobachter für den Herbst erwarten, sehen sie aktuell nicht auf Dortmund zurollen.
Die Handwerkskammer kann derzeit keinen Anstieg von Krisenberatungen erkennen, es gebe sogar einen Rückgang an Firmenpleiten von knapp 24 Prozent gegenüber dem Vorjahr.
Dennoch geht die IHK davon aus, dass die Insolvenzzahlen im Oktober steigen werden, da dann die halbjährige Aussetzung der Anzeigepflicht von Insolvenzen ausläuft. Handelsverbands-Geschäftsführer Schäfer formuliert es so: „Manches Geschäft wird das Jahresende nicht erleben.“
Dass Dortmunds Ladenlandschaft keinen Corona-Kahlschlag erlebt, haben die Bürger teilweise selbst in der Hand - oder besser gesagt in Form von Mundschutzen im Gesicht, findet IHK-Geschäftsführer Stefan Schreiber.
„Wir hoffen sehr, dass die Bevölkerung die geltenden Vorschriften weiterhin ernst nimmt“, sagt er. „Sonst besteht die Gefahr, dass gebeutelten Branchen wie die Gastronomie oder die Schausteller durch lokale Lockdowns noch stärker in ihrer Existenz gefährdet werden.“
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