Ingrid L. bekommt ständig Zusendungen, die sie nie bestellt hat - und muss sich mit dem Papierkram herumschlagen.

© Tobias Weskamp

Dortmunderin bekommt 7500-Euro-Kredit – sie weiß von nichts

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Pralinen, Zeitschriften und sogar eine Kredit-Zusage: Die Hombrucherin Ingrid L. bekommt Zusendungen, die sie gar nicht in Auftrag gegeben hat. Der Ärger dauert an.

Hombruch

, 02.07.2020, 11:10 Uhr / Lesedauer: 2 min

Angefangen hat es Ende April mit einem Brief. In diesem wurde Ingrid L. (Name der Redaktion bekannt) von einem Finanzservice mitgeteilt, dass ihr Kredit über 7500 Euro bewilligt worden sei. Der Haken: Sie hatte den Kredit nie beantragt.

Einige Zeit später kam ein Paket mit Süßwaren eines bekannten Herstellers bei ihr an. „Es lag keine Rechnung bei“, versichert sie. Trotzdem hätte sie eine zweite Mahnung bekommen – ohne die erste überhaupt erhalten zu haben.

Zeitschriften-Abos, die sie nie abgeschlossen hat

Nach einem Telefonat mit der Versandfirma schickte Ingrid L. das Paket zurück. „Eigentlich sollte ich einen Rücksendeschein erhalten, der aber nicht kam. Letztlich habe ich es auf meine Kosten zurückgeschickt“, beschreibt sie. Der Schein erreichte sie erst danach.

Als nächstes sei Ingrid L. darüber informiert worden, dass sie drei Zeitschriften-Abos abgeschlossen habe. „Ich habe aber nie irgendwelche Ausgaben erhalten“, sagt sie. Auch diese Angelegenheit konnte sie mit dem entsprechenden Verlag klären. „Hätte ich das nicht gemacht, hätte ich jetzt drei Abos, die ich bezahlen müsste.“ Laut Verlag seien die Abos per Mail abgeschlossen worden.

Die Polizei ermittelt in dem Fall

Auch wenn sie bisher keinen wirklichen Schaden hatte, sei sie von der ganzen Sache genervt. „Irgendjemand scheint unter meinem Namen regelmäßig Bestellungen vorzunehmen. Vermutlich immer per E-Mail, da er oder sie sich ja da nicht direkt zu legitimieren braucht“, ist sie sich sicher. Mittlerweile schaue sie jeden Morgen, ob wieder etwas gekommen ist.

Immer wieder erhält die Hombrucherin neue Bestellinformationen.

Immer wieder erhält die Hombrucherin neue Bestellinformationen. © Tobias Weskamp

Bei der Polizei sei Ingrid L. schon mehrmals gewesen; zum ersten Mal gleich nach der Zusage des Kredits. „Mir wurde geraten, die Kreditzusage zu ignorieren“, sagt sie. „Frau L. hat Strafanzeige erstattet. Ein Strafverfahren wurde eingeleitet. Die Ermittlungen in diesem Fall dauern noch an“, erklärt Kristina Purschke, Polizeioberkommissarin und Pressesprecherin.

Mit eigenen Daten sensibel umgehen

Die Polizei weist ausdrücklich darauf hin, dass es sich nicht um ein Kavaliersdelikt handelt, sondern um eine ernstzunehmende Straftat. Dabei stehen hier Betrug und das Ausspähen sowie die unerlaubte Weitergabe von Daten im Raum.

„Unsere Präventionsdienststelle empfiehlt, sehr sensibel mit den eigenen persönlichen Daten umzugehen und so zum Beispiel genau zu prüfen, an wen gegebenenfalls eine Weitergabe zum Beispiel bei Gewinnspielen erfolgt“, rät Kristina Purschke. „Sollten Daten missbräuchlich verwendet werden, wird dringend angeraten, sich unverzüglich an die Polizei zu wenden und wie im vorliegenden Fall eine Strafanzeige zu erstatten.“

Verbraucherzentrale rät zum sparsamen Umgang mit Daten

Das hat Ingrid L. getan. Leider ist die Sache für sie damit nicht erledigt: „Leider muss die Dame auch in Zukunft auf jede einzelne Zusendung reagieren und sich mit den betreffenden Unternehmen in Verbindung setzen“, erklärt Iwona Husemann von der Gruppe Verbraucherrecht der Verbraucherzentrale NRW.

„Sie sollte auch dringend versuchen herauszufinden, auf welchem Wege ihre Daten missbraucht wurden.“ Davon, wie dies geschehen ist, hänge die weitere Vorgehensweise ab.

Mit der Anzeige habe Ingrid L. richtig gehandelt, so Husemann. Sie rät dringend dazu. „Eine solche Anzeige kann dann nämlich den Unternehmen, die sich auf einen wirksamen Vertragsschluss berufen, entgegengehalten werden.“

Grundsätzlich rät die Verbraucherzentrale stets zur Sparsamkeit mit den eigenen Daten. Das heißt: Jeder sollte sich vor der Angabe seiner Adresse, seines Geburtsdatums oder seiner Telefonnummer immer fragen, ob diese Angabe in der konkreten Situation tatsächlich notwendig ist – oder man nicht auch darauf verzichten kann.