
© Oliver Schaper
„Wir wurden überrannt“ - Alle wollen Schnelltests für die Gastronomie
Testzentren in Dortmund
Sinkende Inzidenzen, gutes Wetter und offene Biergärten: Diese Kombination hat viele Dortmunder am Wochenende nach draußen gelockt. Das bekamen auch die Mitarbeiter der Schnelltestzentren zu spüren.
„Alle wollten an den See, alle wollten essen, alle hatten keinen Test.“ So fasst Lars Tettenborn, einer der Geschäftsführer von Testzentrum-Phoenixsee, das Wochenende in Dortmund zusammen.
„Uns haben sie überlaufen“, sagt Lars Tettenborn. „Alleine am Sonntag haben wir 920 Tests gemacht.“ Dabei befinden sich am Phoenix-See noch zwei weitere Teststellen. Zeitweise habe es eine 40 Meter lange Schlange gegeben, „die standen in Dreierreihen“.
Er habe am Eingang gestanden und nur noch Menschen mit Termin einlassen können. „Die anderen Leute haben wir dann später einbuchen lassen, die waren auch verständnisvoll.“ Bis vor Kurzem habe ein Tag bis zu 300 Tests gebracht. Mit der Öffnung des Einzelhandels sei die Zahl auf 500 Kunden gestiegen.
Phoenix-See: Kennzeichen „von überall her“
Vormittags kämen vor allem Anwohner mit Urlaubsplänen zum Testzentrum-Phoenix-See, das Hilton schicke seine Reisenden. Es gäbe auch Kunden, die Familienangehörige besuchen möchten. „Abends sind es fast nur Restaurantbesucher - die kommen von überall her, wie man an den Kennzeichen sieht.“
Das Schnelltestzentrum sei gut mit der ansässigen Gastronomie vernetzt. „Aber wenn es draußen regnet, wird keiner kommen - deswegen müssen wir täglich flexibel sein.“
Von den 32 Mitarbeitern seien alle 450-Euro-Jobber. Über die Zukunftspläne sagt Lars Tettenborn: „Solange die Region uns braucht, machen wir sehr gerne weiter.“
Nachfrage hat sich am Flughafen verdreifacht
„Wir wurden überrannt.“ Michael Popella arbeitet am Schnelltestzentrum vom Dortmunder Flughafen. Mit so vielen Menschen habe an einem Sonntag niemand gerechnet. Reisende verlangten eher einen PCR-Test, doch dieser Ansturm auf den Schnelltest „kam von Leuten, die in den Biergarten wollten“.
Der Standortleiter der Teststelle am Airport Guido Heimann hat 40 Mitarbeiter, davon sind 20 Hilfskräfte auf 450-Euro-Basis. Sein Testzentrum hat vier Kabinen. „Im Schnitt machen wir 200 bis 300 Tests am Tag“, sagt Heimann. „Sonntag waren es 1000.“ Dagegen sei die Nachfrage am Samstag noch verhalten gewesen.
Keine langfristige Personalplanung möglich
„Wie aus dem Nichts“, „explosionsartig“ sei die Zahl der Testwilligen gestiegen. „Sie freuen sich, mal wieder schön essen zu gehen - das waren 96 Prozent der Aussagen.“ Er habe noch versucht, spontan das Personal aufzustocken. „Das ist ein Riesenproblem, das vernünftig planen zu können“, sagt Guido Heimann.
Normalerweise teile er 8 bis 12 Mitarbeiter ein, für den Feiertag und das Wochenende werde er nun mit 20 kalkulieren - „wenn sich nicht wieder Maßnahmen ändern.“
Vollbesetztes Testzentrum am Sonnenplatz
Ein Blick ins Kreuzviertel. Über interne Zahlen wolle er keine Auskunft geben, sagt Gerd Durst. Dann hält er hörbar die Luft an - und sagt: „Aber es war ordentlich.“ Der sowieso hochfrequentierte Standort am Sonnenplatz habe durch die Öffnung der Gastronomie noch einen Schub bekommen.
Dagegen sei die Rückkehr des Einzelhandels zum Shopping mit Test nicht so stark zu spüren gewesen. „Das war jetzt schon noch mal deutlicher“, sagt Standortleiter Gerd Durst. „Aber wir waren entsprechend vorbereitet und voll besetzt.“ Die Medicare-Teststelle im Kreuzviertel hat täglich geöffnet.
„Solange Tests benötigt werden, sind wir da“
Er arbeite mit fünf bis sechs Testern, zwei bis drei Mitarbeitern am Empfang und zwei Menschen im Labor. Mit einer Maximalwartezeit von 15 Minuten habe das Team am Wochenende alles abarbeiten können, auch wenn die Schlange lang gewesen sei - dank Vollbesetzung.
Am Feiertag und dem Wochenende werde er weiter „Vollbesetzung fahren“, sagt Gerd Durst. Wie sich das Geschäft mit den Schnelltest entwickeln wird, darüber kann er nur mutmaßen. „Es ändert sich ja alle zwei bis drei Tage.“ Aber er sagt auch: „Solange Tests benötigt werden, sind wir da.“
Sarah Bornemann, Jahrgang 1986, arbeitet seit Oktober 2013 als Redakteurin in der Dortmunder Lokalredaktion. Sie hat Journalistik in Leipzig sowie Germanistik und Soziologie in Münster studiert. Für das Volontariat bei Lensing Media kehrte sie nach sieben Jahren ins Ruhrgebiet zurück.