
© Andreas Schröter (Archiv)
Betrugsvorwürfe: Drei Dortmunder Schnelltestzentren müssen schließen
Ermittlungen
Eine Betreiberfirma soll bei Corona-Schnelltests betrogen haben. In Dortmund betreibt das Unternehmen drei Testzentren vor Geschäften. Nun fliegt der Betreiber vom Gelände. Auch die Stadt äußert sich.
Nach Betrugsvorwürfen gegen die Firma Medican, die Schnelltest-Einrichtungen betreibt, gibt es in Dortmund nun Konsequenzen. Die Firma muss drei Standorte abbauen.
An den Hellweg-Baumärkten in Kley, Wambel und Hacheney hatte die Testfirma im April ihre Zelte aufgebaut. Dort konnten sich Baumarktbesucher kostenlos auf das Coronavirus testen lassen.
Vom Staat bekommen die Unternehmen 18 Euro pro durchgeführtem Test. Nur: Überprüft wird diese Durchführung nicht. Der Kassenärztlichen Vereinigung Westfalen-Lippe (KVWL) wird die Anzahl der Getesteten genannt, dann fließt das Geld. Einen Beleg benötigen die Testanbieter nicht.
Recherchen lösten Ermittlungen aus
Das soll sich die Bochumer Firma Medican zunutze gemacht haben: Nach Recherchen von WDR, NDR und Süddeutscher Zeitung hatte das Unternehmen mehr Tests gemeldet als erfolgt waren. Medican betreibt 54 Testzentren in 36 Städten.
Die Staatsanwaltschaft Bochum ermittelt nun wegen des Betrugs bei der Abrechnung mit Corona-Tests. Von den Ermittlungen habe Hellweg über die Medien erfahren, sagt Baumarkt-Sprecherin Catherina Tamler am Montag (31.5.) auf Anfrage.
Hellweg fordert Abbau der Testzelte
Von einer Zusammenarbeit will sie nicht sprechen - Medican habe lediglich die Parkflächen nutzen dürfen. Jetzt nicht mehr: „Hellweg hat Medican mit sofortiger Wirkung die Erlaubnis entzogen, die Parkplätze zu nutzen, sowie Medican mit sofortiger Wirkung aufgefordert, die Testzelte abzubauen“, so die Sprecherin.
Verantwortliche der Firma Medican waren für eine Stellungnahme bis zum Redaktionsschluss dieses Textes (31. Mai, 18 Uhr) nicht zu erreichen. Auf unsere Anfrage hat sich aber die Stadt Dortmund zu dem Fall geäußert: Anders als die Stadt Münster wolle man dem Betreiber Medican nicht den Auftrag zum Testen entziehen.
Gesundheitsamt nicht für Überprüfung zuständig
Für die Überprüfung der Abrechnungen sei das Gesundheitsamt nicht zuständig, schreibt Stadt-Sprecherin Anke Widow. Allen drei Dortmunder Medican-Standorten habe das Gesundheitsamt eine eigene Teststellennummer zugeordnet. Über diese müsse der Betreiber täglich Zahlen an das Land melden.
Während die Abrechnung durch die KVWL erfolgt, trägt der Bund die Kosten. Die Stadtverwaltung sei dafür verantwortlich, dass die Zulassungskriterien als Corona-Schnellteststelle erfüllt werden - das sei bei dem Bochumer Betreiber der Fall gewesen.
Dann gibt es noch die Kontrollen des Gesundheitsamtes. Stichprobenartig würden die Mitarbeiter Kriterien wie Öffnungszeiten, räumliche Voraussetzungen sowie Hygienevorgaben bei den Testzentren überprüfen, erläutert Widow.
„Eine Begehung einer der Teststellen des Unternehmens Medican“, schreibt die Stadt-Pressesprecherin, „hat bislang noch nicht stattgefunden.“ Innerhalb von drei Wochen habe die Firma zwei positive Schnelltests an das Gesundheitsamt gemeldet.
Sarah Bornemann, Jahrgang 1986, arbeitet seit Oktober 2013 als Redakteurin in der Dortmunder Lokalredaktion. Sie hat Journalistik in Leipzig sowie Germanistik und Soziologie in Münster studiert. Für das Volontariat bei Lensing Media kehrte sie nach sieben Jahren ins Ruhrgebiet zurück.