Geschäftsführer der Dortmunder Brauereien

"Wir investieren in unseren Standort und unsere Marken"

Die Dortmunder Brauereien brauen an der Steigerstraße Brinkhoff‘s, Kronen, DAB, Union und weitere Marken, Hövels entsteht in der Hausbrauerei. Geschäftsführer der Dortmunder Brauereien sind Thomas Schneider und Uwe Helmich. Im Interview sprechen sie über den Bierabsatz im Stadion, den Bierstandort Dortmund und die EM.

DORTMUND

, 23.04.2016 / Lesedauer: 4 min

Die Geschäftsführer der Dortmunder Brauereien, Thomas Schneider (l.) und Uwe Helmich (r.), sind beide leidenschaftliche BVB-Fans. Im Stadion wird mindestens bis 2022/23 "ihr" Bier von "Brinkhoff's" ausgeschänkt.

Herr Schneider, Sie als Dortmunder Jung tragen Schwarzgelb im Herzen. Wie weh hat das 3:4 in Liverpool getan?

Schneider: Die Niederlage hat mir eine sehr unruhige Nacht beschert. Das Ausscheiden habe ich bis heute noch nicht wirklich verarbeitet.

Haben Sie früher selbst Fußball gespielt?

Schneider: Ja, ich habe im Sturm bei Brünninghausen gespielt. Da kam ich als 18-Jähriger in die erste Mannschaft, die Bezirksliga spielte. Um mehr Spielanteile zu haben, bin ich in die zweite Mannschaft gegangen, die in der Kreisliga B war. 

Und in der Kabine gab es immer einen Kasten Bier?

Schneider: Ja, das war so – natürlich Dortmunder Bier. Welches, hing davon ab, wo ich gerade gearbeitet habe. 

Bis zum Saisonende 2022/23 gilt die jüngste Vertragsverlängerung von Brinkhoff’s No. 1 mit dem BVB. Steigt der Bierdurst im Stadion?

Helmich: Wir sind mit den Absätzen sehr zufrieden. Aber diese sind davon abhängig, wie erfolgreich die Mannschaft spielt. Und wir freuen uns, dass der BVB nächste Saison wieder Champions League spielt!

Schneider: Bei unserer Partnerschaft mit dem BVB zählt aber nicht nur der Ausstoß im Stadion. Auch die BVB-Sondereditionen der Flaschen von Brinkhoff’s No.1  im Handel zeigen unsere enge Verbundenheit mit dem Verein. Und wir haben den Talk "Brinkhoff’s Ballgeflüster", der auf "BVB total!" ausgestrahlt wird. 

Sie nennen weiterhin keine Zahlen zum Ausstoß der Dortmunder Brauereien?

Helmich: Wir sind ein privat geführtes Unternehmen und wir veröffentlichen keine Zahlen. Das ist einfach nicht die Philosophie der Radeberger-Gruppe. 

Nur 45 Prozent des in Dortmund abgesetzten Bieres werden auch hier gebraut. Damit ist jedes zweite Bier, das durch Dortmunder Kehlen rinnt, ein auswärtiges Gebräu. 

Schneider: Die 45 bis 50 Prozent sind die von Konsumforschern messbaren Absätze im Handel. Nicht erfasst sind die Absätze in der Gastronomie und in Kiosken, bei Veranstaltungen wie Dortmund à la Carte und im Signal Iduna Park. Wir gehen davon aus, dass insgesamt weitaus mehr als jedes zweite in Dortmund genossene Bier auch hier gebraut wird. Mit steigender Tendenz!

Es gibt Schätzungen, wonach Ihr Anteil in der Gastronomie bei 80 Prozent liegt?

Schneider: Wir nennen keine Zahlen. Aber wir sind in der Gastronomie eindeutiger Marktführer in Dortmund.

Wie wichtig ist der Standort Dortmund auf der Radeberger-Landkarte?

Helmich: Die Dortmunder Brauereien sind einer der größten und wichtigsten Standorte innerhalb der Radeberger-Gruppe. Wir machen unter anderem das Hauptgeschäft im Export für die gesamte Gruppe. Sehr gefragt im Ausland ist DAB, das wir in 41 Länder exportieren.

Gibt es eine Standleitung zur Radeberger-Zentrale, über die jeden Tag die Umsatzzahlen durchgegeben werden? 

Schneider: Absatzinformationen werden schon täglich ausgetauscht, es gibt auch regelmäßige Sitzungen. Im Großen und Ganzen arbeiten die Standorte vor Ort selbstständig.

Werbemittel fließen in Ihre strategischen Marken Brinkhoff’s Nr. 1, Kronen und Hövels. Union, Ritter und Stifts laufen unterhalb des Radars. Werden diese Biere – so wie Thier – bald auch nicht mehr in Flaschen abgefüllt?

Helmich: Solange viele Menschen diese Dortmunder Marken kaufen, haben wir keinen Anlass, etwas zu ändern. Dass wir unser Sortiment permanent optimieren, ist ja klar. Optimieren kann aber auch heißen, Produkte zu ergänzen: Letztes Jahr haben wir mit Brinkhoff’s Alkoholfrei das einzige alkoholfreie Bier aus Dortmund auf den Markt gebracht.

Schneider: Thier gibt es ja nach wie vor als Fassbier – es ist auch nicht geplant, das einzustellen. Und im Handel haben letztlich die Verbraucher entschieden.

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Wie stark setzt die Traditionsmarke Bergmann den Dortmunder Brauereien zu?

Helmich: Wir konzentrieren uns auf unsere eigenen Stärken. Für uns zählen die Wünsche unserer Kunden – unabhängig vom Wettbewerb mit Dortmunder oder auch Sauer- und Siegerländer Brauereien.

Die Kneipen haben es auch in Dortmund schwer. Die Wirte klagen außer über das Rauchverbot auch über steigende Fassbierpreise. Was tun die Dortmunder Brauereien für die heimische Gastronomie?

Schneider: Die Rahmenbedingungen wie das Rauchverbot können wir nicht bestimmen. Die Bierpreise haben wir zuletzt vor über zwei Jahren angepasst, wegen der angezogenen Rohstoffpreise und gestiegenen Energie-, Gas-, Logistik-, und Arbeitskosten. Wenn die Konzepte in der Gastronomie gut sind, investieren wir auch eine Menge in diese. Dabei ist uns eine hohe Ausschankqualität sehr wichtig. Wir sorgen dafür, dass die Schankanlage und die Kühltechnik in Ordnung sind und schulen bei Bedarf im Ausschank. Und wir stellen auch entsprechende Werbemittel zur Verfügung.

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Wie viel Hoffnung können Sie Ihrer Belegschaft geben, dass auch in zehn Jahren noch 520 Beschäftigte an der Steigerstraße arbeiten?

Helmich: Wir investieren in den Standort, in unsere Marken und in die Menschen dahinter. Wir haben in den letzten Jahren neue Stellen geschaffen, weil sich unsere Marken positiv entwickelt haben. Eine Garantie auf zehn Jahre kann man nicht geben, aber die Signale zeigen: Es läuft bei uns! 

Wie wichtig ist es für Sie, dass auch die EM gut läuft?

Helmich: Diese Großereignisse, ob WM oder EM, können sich natürlich positiv auf Absätze und Umsätze auswirken. Sowohl im Handel als auch in der Gastronomie. Aber das ist sehr stark abhängig vom Erfolg der deutschen Mannschaft. Wir fixieren uns aber nicht darauf. Für uns ist das Ergebnis des Gesamtjahres wichtig. Ein schöner Sommer hilft dabei mehr als ein Fußball-Großereignis.

Bier-Genießer schwärmen von "Craft Beers", Industrie-Biere gelten mitunter als langweiliges Einheitsgebräu. Was halten Sie dem entgegen?

Helmich: Wir hören immer: gehobener Genuss, Mikrobrauereien, Bierrevolution. Wenn ich in die Hövels Hausbrauerei gehe und mit den Braumeistern spreche, haben die ein Lächeln auf den Lippen. Hövels Orginal ist eigentlich ein Craft Beer – wir nennen es nur nicht so. Wir verwenden dafür vier Edelmalze, besondere Hefe, lagern es länger. Dazu kommt noch die Bügelverschlussflasche in Champagnerform mit Hövels-Gravur. Unabhängig von Hövels: Laut Deutschem Brauer-Bund entfallen nur 0,5 Prozent des Bierabsatzes in Deutschland auf Craft Biere. Aber wir finden die Diskussion über Craft Biere spannend. Sie bereichern den Markt.

Die Dortmunder Brauereien brauen in der Actien-Brauerei an der Steigerstraße Brinkhoff‘s, Kronen, DAB, Union, Ritter, Stifts, Thier und Hansa; Hövels entsteht in der gleichnamigen Hausbrauerei. Die Dortmunder Brauereien zählen zur Radeberger-Gruppe, die wiederum zur Oetker-Gruppe gehört.
In der Samstagsausgabe der Dortmunder Ruhr Nachrichten finden Sie einen besondern Lokalteil. Sämtliche große und kleine Geschichten drehen sich nur um ein Thema – ums Bier. Der Grund: Am Samstag vor 500 Jahren wurde das Reinheitsgebot für Bier erlassen. Das war zwar in Bayern, aber das stört uns nicht, denn: Jahrzehntelang war nicht irgendeine Stadt in Bayern, sondern Dortmund Europas Hauptstadt des Biers. Nirgendwo sonst wurde soviel Gerstensaft gebraut wie hier. Neben Kohle und Stahl war Bier das Markenprodukt aus Dortmund. Hier geht's zur Bierausgabe ()
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