Wilo will 250 Jobs in Dortmund streichen Stellenabbau soll nicht so laufen wie geplant

Stellenabbau bei Wilo soll nicht so laufen wie geplant
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Im Oktober 2024 herrschte Unruhe im Wilo-Park in Dortmund. Über den „Flurfunk“, wie Mitarbeiter sagen, verbreitete sich die Nachricht, dass Wilo über 250 Stellen abbauen will. 255 Menschen standen auf einer Liste für ein potenziell endendes Arbeitsverhältnis. Dies bestätigen mehrere unternehmensinterne Quellen, mit denen unsere Redaktion gesprochen hat. Meist handelte es sich um Mitarbeiter, die früher den Ruhestand antreten, doch auch sogenannte „Lowperformer“ sollen auf der Liste gestanden haben.

Über Aufhebungsverträge und Abfindungen sollten die Mitarbeiter zum Unternehmensaustritt gebracht werden. Insgesamt arbeiten am Standort in Dortmund rund 2200 Mitarbeiter. Im August 2024 hatte Wilo eine kollektive Arbeitszeitverkürzung für Mitarbeiter in der Produktion und in produktionsnahen Tätigkeiten auf 30 bis 32 Stunden eingeführt, die noch bis zum 31. Januar 2025 läuft. Betriebsbedingte Kündigungen sind deshalb laut Tarifvertrag ausgeschlossen.

Wie unsere Redaktion aus unternehmensinternen Quellen erfahren hat, laufen die Gespräche mit den Wilo-Mitarbeitern, die vom Stellenabbau betroffen sind, nicht so wie vom Unternehmen geplant. Von den 255 Stellen, die der Pumpenhersteller abbauen wollte, sollen bislang rund 20 Prozent der Betroffenen das Unternehmen nach einem Angebot freiwillig verlassen haben. Betroffen sind auch mehrere dutzend Produktionsmitarbeiter, aber auch andere Fachbereiche bei Wilo.

IG Metall rät von Aufhebungsverträgen ab

Ein Wilo-Sprecher schreibt unserer Redaktion: „Wir bitten um Verständnis, dass wir die Ihnen vorliegenden Informationen aufgrund laufender Gespräche und innerbetrieblicher Prozesse nicht im Detail verifizieren oder falsifizieren werden. Zudem liegt es Wilo als verantwortungsbewusstem Arbeitgeber fern, Gerüchte und Mutmaßungen zu kommentieren.“ Heißt: Weder bestätigt Wilo die Informationen, noch dementiert das Unternehmen diese. Gleichzeitig teilt der Wilo-Sprecher mit: „Die Ihnen vorliegenden Zahlen sind nicht korrekt.“ Angaben dazu, welche Zahlen unkorrekt seien, gibt es nicht.

Nach Informationen unserer Redaktion sollen viele Mitarbeiter mit den Abfindungsangeboten von Wilo nicht zufrieden gewesen sein. Diese hätten die vom Management angesprochenen Mitarbeiter häufig als zu niedrig empfunden, um das Unternehmen zu verlassen.

Der Wilo-Sprecher erklärt dazu: „Wir sind mit dem Fortschritt der Gespräche mit Mitarbeitenden, denen proaktive Angebote zum Unternehmensaustritt unterbreitet wurden, zufrieden und erleben die Gespräche als offen und konstruktiv.“

In den Wilo-Park in Dortmund hat das Unternehmen mehrere hundert Millionen Euro investiert.
In den Wilo-Park in Dortmund hat das Unternehmen mehrere hundert Millionen Euro investiert. © WILO SE

Wilo ist ein Unternehmen der Metall- und Elektroindustrie und tarifvertraglich gebunden. Viele Industriearbeiter lassen sich bei rechtlichen Fragen und freiwilligen Austritten von der Gewerkschaft beraten. Die IG Metall riet den betroffenen Mitarbeitern davon ab, die Aufhebungsverträge zu unterschreiben.

Wird Arbeitszeitverkürzung verlängert?

Derweil scheint die kollektive Arbeitszeitverkürzung bei Wilo für weniger Mitarbeiter zu gelten als zuletzt. Dies führen unternehmensinterne Quellen unter anderem darauf zurück, dass die Auftragslage sich leicht verbessert habe. Grund dafür soll demnach sein, dass das für Wilo wichtige Pumpengeschäft mit Heizungen ab dem Herbst durch die Heizsaison für gewöhnlich stärker ist, da dann wieder vermehrt Pumpen für neue oder beschädigte Heizungen gebraucht und gekauft werden.

Zuletzt hatte das Unternehmen 2024 mit einem „drastischen Auftragsrückgang“ zu kämpfen, wie es in unternehmensinternen Dokumenten hieß, die unserer Redaktion vorliegen. Besonders hart hat den Konzern demnach die Absatzkrise bei Wärmepumpen in Europa getroffen.

Vom Heizungsgeschäft ist der Konzern enorm abhängig, auch wenn Wilo sich zunehmend auf Geschäftsbereiche mit Wasser im Ausland fokussiert. Wilo-Chef Oliver Hermes sprach von einer „galoppierenden Deindustrialisierung“ in Deutschland.

Am Konzernsitz Dortmund, in den Wilo hunderte Millionen Euro investiert hat, will das Unternehmen festhalten: „Der Standort Dortmund steht nicht zur Debatte“, bekräftige Hermes Anfang Januar. Ob die kollektive Arbeitszeitverkürzung für die Produktion verlängert wird, hängt von der Auftragslage ab.

Kurzarbeit hatte Wilo laut Unternehmenskreisen 2024 vehement ausgeschlossen. Ein Wilo-Sprecher sagt unserer Redaktion: „Eine Entscheidung über die Aufhebung oder Verlängerung der Maßnahme steht noch aus.“

Wilo veränderte sich 2024

Das Jahr 2024 war für den Wilo-Konzern deutlich schwieriger als 2023 mit Rekordergebnissen. Die eigenen Prognosen des Unternehmens von einer Wiederbelebung des Geschäfts mit Wärmepumpen trafen nicht ein. Wilo litt mit seinem Heizungsgeschäft auch unter der Diskussion um die Reform des Gebäudeenergiegesetzes der mittlerweile aufgelösten Ampel-Regierung.

Im August sagte Wilo-CEO Hermes noch: „Dank einer umfassenden Diversifizierungsstrategie ist der Gesamtkonzern mit seinen rund 90 Produktions- und Vertriebsgesellschaften auf der ganzen Welt im Geschäftsjahr 2024 dennoch im Plan.“ Im Oktober änderte sich die Analyse: „Die Verfestigung der Krise des deutschen Heizungsmarktes deutet auf strukturelle Defizite und unzureichende Rahmenbedingungen hin.“