Der weltweit tätige Pumpenhersteller Wilo hat am Mittwochabend mitgeteilt, dass Mitarbeiter in der Produktion in Dortmund sechs Monate lang weniger arbeiten und damit auch weniger Gehalt bekommen. Statt 35 Stunden pro Woche arbeiten sie nur noch 32 oder 30 Stunden. Das haben Vorstand und Betriebsrat vereinbart.
Die Arbeitszeitabsenkung sieht der NRW-Tarifvertrag der Metall- und Elektroindustrie mit der IG Metall vor. „Bei konjunkturellen Beschäftigungsproblemen kann eine Absenkung auf bis zu 30 Stunden pro Woche ohne Entgeltausgleich für eine Dauer von bis zu 12 Monaten erfolgen“, heißt es im Tarifabschluss. Urlaubsansprüche oder tarifliche Sonderzahlungen seien aber nicht betroffen, teilt Wilo mit.
Das Unternehmen erklärte außerdem: „Es handelt sich dabei nicht um Kurzarbeit.“ Bei Kurzarbeit hätten die Arbeiter über denselben Zeitraum auch weniger gearbeitet. Außerdem hätten die Beschäftigten 60 Prozent ihres Gehaltes erhalten. Wilo hätte dann von der Arbeitsagentur in Dortmund das Geld erstattet bekommen. Das Unternehmen hat sich nun entschieden, die Schwächephase selbst zu bezahlen.
Wilo-Chef Hermes kritisiert Politik
Es ist die zweite schwierige Nachricht für Wilo in den vergangenen Monaten. Erst im Juli hat der langjährige Finanzchef Mathias Weyers Wilo kurzfristig verlassen. Das Unternehmen hatte die Personalie erst mitgeteilt, nach dem der CFO sein Amt schon niederlegt hatte. Nun trifft die Wärmepumpenkrise die Produktionsmitarbeiter bei Wilo in Dortmund.

Deutschland hatte 2023 einen Nachfrageboom bei Wärmepumpen erlebt, von dem auch Wilo profitiert hat. Das Unternehmen hat Rekordbetriebsergebnisse erzielt. Seit längerer Zeit befinden sich die Arbeitszeitkonten der Produktionsmitarbeiter in Dortmund aber im Minus. Wie abhängig die Produktion in Dortmund von Heizungen ist, zeigt die beschlossene Maßnahme, mit der das Unternehmen Geld spart.
Wilo-Chef Oliver Hermes machte in der Pressemitteilung die Politik der Bundesregierung und die Reform des Gebäudeenergiegesetzes (GEG) für die Situation verantwortlich: „Wir sehen, dass die langwierige politische Diskussion um das GEG nachwirkt. Sie hat zu nachhaltigen Vertrauensverlusten bei den Verbrauchern geführt.“
Die Diskussionen um das Gebäudeenergiegesetz im vergangenen Jahr haben den deutschen Markt beeinflusst. Im Jahr 2024 wurden mit 90.000 Geräten 54 Prozent weniger Wärmepumpen verkauft als 2023. Insgesamt wurden vergangenes Jahr 356.000 Geräte verkauft. Auch die Absatzzahlen anderer Heizungen sind gesunken. 2023 haben viele Hauseigentümer zudem noch neue Gas- und Ölheizungen verbaut.
Wilo rechnete mit „Belebung der Nachfrage“
Wilo stellt beispielsweise Pumpenkomponenten für die Wärmepumpen her, die von Herstellern wie Vaillant zusammengesetzt werden. Das ist ein Teil ihres OEM-Geschäfts. Im Geschäftsbericht für das Jahr 2023, hatte Wilo seine Erwartungen für dieses Jahr mitgeteilt: „Somit ist das OEM-Geschäft in Deutschland und Europa verhalten gestartet, aber für den Jahresverlauf 2024 rechnet Wilo mit einer Normalisierung und Belebung der Nachfrage.“

Diese Erwartung konnte nicht erfüllt werden. Das Unternehmen bezieht sich dazu auf eine aktuelle Prognose des Bundesverbands der Deutschen Heizungsindustrie (BDH): „Laut einer Umfrage des BDH unter seinen Mitgliedern sind die Erwartungen für den Herbst gedämpft. Der Verband rechnet bis zum Jahresende mit einem Absatz von maximal 200.000 Wärmepumpen.“
Wilo teilte keine konkreten Zahlen mit, welche Folgen die Wärmepumpenkrise für die Ergebnisse im Geschäftsjahr 2024 haben. Das Unternehmen sagt aber: „Dank einer umfassenden Diversifizierungsstrategie ist der Gesamtkonzern mit seinen rund 90 Produktions- und Vertriebsgesellschaften auf der ganzen Welt im Geschäftsjahr 2024 dennoch im Plan.“
Wilo: Wenig Aufträge in Dortmund
Gleichzeitig berichtet der Pumpenhersteller darüber, dass das Unternehmen eine gesunkene Nachfrage im OEM-Geschäft hat. Dazu zählen beispielsweise auch Produkte und Systeme für Heizungskessel und Klimaanlagen: „Die negativen Marktentwicklungen haben zu geringeren Auftragseingängen im Dortmunder Wilo-Werk geführt, in dem unter anderem Produkte, Systeme und Lösungen für den OEM-Markt gefertigt werden.“
Wilo-Chef Hermes sieht das Unternehmen trotz der angespannten Lage am Hauptwerk in Dortmund dennoch auf einem guten Weg: „Wilo ist nicht nur im Marktsegment OEM tätig, vertreibt nicht nur in Deutschland und fertigt nicht nur in Dortmund. Mit unserer breiten, internationalen Marktpräsenz sind wir in der Lage, Schwächephasen in einzelnen Märkten und Ländern auszugleichen.“
Hinweis der Redaktion: Dieser Artikel erschien ursprünglich am 15. August 2024.