
© privat
„Wie soll man hier kein Corona bekommen?“ – Klagen über volle S-Bahn
Schulstart in Dortmund
Eine S-Bahn ist vor Schulbeginn voll, ein Mindestabstand nicht möglich. Der Vater einer Schülerin hat dafür kein Verständnis - der Bahnbetreiber jedoch hat eine Erklärung.
Um 7.34 Uhr war es so voll, dass es kein Durchkommen mehr gab. So jedenfalls beschreibt der Vater einer Dortmunder Schülerin die Situation im Zug der S-Bahnlinie 2 am Donnerstag (13.8.) beim Einstieg in Huckarde. Hunderte Kinder und Jugendliche nahmen zu diesem Zeitpunkt den gleichen Weg zur Schule. 1,5 Meter Mindestabstand? Nicht möglich.
„Die komplette Bahn war überfüllt und es gab keine Möglichkeit der Masse auszuweichen, auch nicht während der Fahrt und nicht nur beim Einsteigen“, erklärt der Vater in einer Mail an diese Redaktion. Der Kommentar seiner Tochter war: „Wie soll man hier kein Corona bekommen?“
Das Foto der vollen Bahn ging ans NRW-Schulministerium
Der Zug sei an diesem Morgen so voll gewesen wie vor dem Lockdown, erklärt der Mann, der anonym bleiben möchte, auf Anfrage: „Das zeigt, wie schlecht das Schulministerium auf den Schulstart vorbereitet ist.“ Der Schulweg mit der Bahn als Verkehrsmittel sei nicht ausreichend bedacht worden. „Ich habe das Foto, das meine Tochter gemacht hat, ans Schulministerium geschickt.“
Die Linie S2, die Dortmund unter anderem mit Essen und Recklinghausen verbindet, wird vom Unternehmen Abellio betrieben. Die S2 verkehre auch durch die Vororte von Dortmund, Schülerverkehre seien da üblich, erklärt eine Abellio-Sprecherin auf Anfrage.
„Gerade in dieser Woche, in der die Schule wieder angefangen hat, verzeichneten wir eine steigende Zahl jugendlicher Fahrgäste, die zur Schule und wieder nach Hause fahren.“ Im Vergleich zu den vergangenen sechs Wochen sowie den Wochen der Corona-Einschränkungen, unter denen der Schulbetrieb eingestellt war, mache sich dies natürlich jetzt besonders bemerkbar.
Zu den Hauptverkehrszeiten sei das Fahrgastaufkommen besonders hoch. Insbesondere zwischen 7 und 10 Uhr sowie zwischen 16 und 19 Uhr sei es voller als tagsüber.
„Wir nehmen die gültigen Regelungen zum Umgang mit dem Corona-Virus sehr ernst – um unsere Mitarbeiter und Fahrgäste bestmöglich zu schützen“, so die Abellio-Sprecherin. „Unsere Mitarbeiter an Bord sind dazu angehalten, die Reisenden entsprechend auf die Maskenpflicht hinzuweisen und sie nach Möglichkeit so im Fahrzeug zu verteilen, dass der Mindestabstand von 1,5 Metern eingehalten wird.“ Zusätzlich gebe es Lautsprecherdurchsagen und Hinweise auf den Displays in den Zügen.
In Bus und Bahn gilt kein Mindestabstand
Einen Punkt betont die Abellio-Sprecherin. Die Corona-Schutzverordnung des Landes Nordrhein-Westfalen schließe die Einhaltung des Mindestabstandes im öffentlichen Nahverkehr explizit aus - „da sie aufgrund der baulichen Gegebenheiten von Bussen und Bahnen nicht eingehalten werden kann“.
Das Dortmunder Nahverkehrsunternehmen DSW21 beschreibt es auf seiner Homepage so: „Die Einhaltung des Mindestabstands in Bussen und Bahnen würde voraussetzen, dass die fünffache Menge an Fahrzeugen zur Verfügung steht [...] Dies wäre weder finanzierbar noch mittelfristig zu organisieren“, heißt es dort. Zudem gäbe es bei einer solchen Vervielfachung der Busse und Bahnen schlicht nicht genügend Fahrer.
Der Vater der Dortmunder Schülerin hatte bis zum Redaktionsschluss dieses Textes (14.8., 17 Uhr) noch keine Antwort auf seine Foto-Mail ans Schulministerium erhalten. Obwohl es am Freitag nicht so voll gewesen sein soll wie am Tag zuvor, befürchtet er, dass es bereits in der nun beginnenden zweiten Schulwoche wieder anders sein könnte.
Der Mann, der die Zustände in der S-Bahn kritisiert, wünscht sich mehr Waggons, um die Situation zu den Stoßzeiten zu verbessern. Er hat aber auch eine andere Idee: „Wie kann mann die Schülerströme besser verstreuen? Auch ganz unabhängig von Corona?“, fragt er. „Schule müsste nicht immer um 7.30 oder 8 Uhr beginnen. Warum geht es nicht auch später?“