Wie die alte Hoesch-Stahl-Zentrale verfiel Die Geschichte der berühmten Dortmunder Ruine

Wie die alte Hoesch-Stahl-Zentrale verfallen ist
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Das heruntergekommene Riesen-Verwaltungsgebäude an der Rheinischen Straße sollte eigentlich einen neuen Eigentümer bekommen. Die Sparkasse Dortmund wollte das ehemalige Versorgungsamt kaufen. Bei „wollte“ bleibt es auch, denn: Die Pläne für die alte Hoesch-Zentrale sind geplatzt, der Kauf und Umbau für Dortmunds berühmteste Ruine ist zu teuer. Doch wie kam es überhaupt dazu, dass die einstige Prachtimmobilie so verfallen konnte?

So marode das Gebäude heute ist, so imposant war es zu seinen Glanzzeiten. Über einhundert Jahre hat der Bau mittlerweile hinter sich - mit wechselnden Verwendungen. Und er ist auch ein Stück der Industriegeschichte Dortmunds.

Vor dem Leerstand

Gebaut wurde das Verwaltungsgebäude ursprünglich ab 1916 für die Union-Hüttenwerke. Der Grundstein wurde also im Ersten Weltkrieg gelegt. Finanziert wurde der Bau auch aus Gewinnen der Rüstungsindustrie. Fertiggestellt wurde das Gebäude mit seinen drei Innenhöfen erst fünf Jahre später, 1921.

Später war das Gebäude an der Rheinischen Straße die Zentrale der Hoesch Stahl AG. Die Hoesch AG als Muttergesellschaft hatten ihren Sitz an der Westfalenhütte. Mit dem Ende des Stahl-Unternehmens Mitte der 90er-Jahre brauchte der Monumentalbau im Unionviertel eine neue Verwendung.

Der eindrucksvolle Sitzungssaal im ehemaligen Versorgungsamt an der Rheinischen Straße in Dortmund
Der eindrucksvolle Sitzungssaal im ehemaligen Versorgungsamt an der Rheinischen Straße in Dortmund © Peach Property (Archiv)

Das Versorgungsamt Dortmund nutzte daraufhin bis 2011 den Verwaltungsbau. Die zentrale Stelle war unter anderem zuständig für die Ausstellung von Schwerbehindertenausweisen und für weitere Anliegen von Menschen mit Behinderung. Mittlerweile sitzt sie in Körne. Seit 2011 steht die denkmalgeschützte Immobilie leer.

Lange Eigentümersuche

Pläne für eine neue Nutzung des Gebäudes gab es über die Jahre einige. 2012 trat die Peach Property Gruppe auf den Plan, um das Gebäude zu erneuern und dort Wohnungen und Gewerbeeinheiten einzurichten. Doch daraus wurde nichts.

Im Jahr 2016 stellte der Investor neue Pläne vor: In dem alten Verwaltungsgebäude sollte eines der größten Hotels Dortmunds entstehen. Neuer Eigentümer wurde die Novum Hotelgruppe. Doch auch aus deren Plänen wurde nichts.

Neue Eigentümer wurden später die Frankfurter MCM Immobilien-Gesellschaft, die das Gebäude für 14 Millionen Euro zum Kauf anbot und die Frankfurter Seil Real Estate GmbH, die 12,5 Millionen Euro haben wollte. Doch eine neue Nutzung ließ lange auf sich warten.

Oberbürgermeister greift ein

Über die Jahre des Leerstandes ist das etwa 14.000 Quadratmeter Fläche umfassende Gebäude immer mehr verfallen. Als „Lost Place“ lockte es großstädtische Abenteurer an, die in das Gebäude gelangen. Aber auch Vandalen hinterließen ihre Spuren. Von dem Glanz der Industriejahre ist mittlerweile nur noch ein Schatten übrig.

Symbolisch zeigt sich das am zerstörten und einst eindrucksvollen Sitzungssaal, in dem Ende 1945 auch die erste Sitzung des Dortmunder Rates nach dem Zweiten Weltkrieg stattfand. Der meterlange Konferenztisch ist mittlerweile zerstört und angebrannt. Kronleuchter wurden gestohlen, Fenster zerstört und Türbeschläge entfernt. Aus dem Prachtbau wurde eine Schrottimmobilie.

Ein Graffiti im ehemaligen Versorgungsamt in Dortmund
Die Zeit und der Vandalismus haben ihre Spuren hinterlassen. © privat (Archiv)

Oberbürgermeister Thomas Westphal hat Anfang 2023 auf diese Entwicklung reagiert. Man werde „den Eigentümer verpflichten, alles zu tun, um das Objekt zu sichern“, hieß es damals. Im Spätsommer folgte dann die Info, dass die Sparkasse Dortmund das Verwaltungsgebäude kaufen soll - zumindest nach dem Wunsch des Oberbürgermeisters. Doch daraus wurde nun eben auch nichts und die Schrottimmobilie wird erstmal weiter leerstehen.

Hinweis der Redaktion: Dieser Artikel erschien ursprünglich am 9. November 2023. Wir haben den Artikel erneut veröffentlicht und um die neueste Entwicklung ergänzt.

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