Auch wenn die Polizei das nicht offiziell bestätigen möchte – SEK-Beamte nutzen das leerstehende Gebäude des ehemaligen Versorgungsamtes an der Rheinischen Straße für Trainingseinheiten. Doch es sind nicht die Polizisten, die verantwortlich sind für die Zerstörungen in dem einstigen Prachtbau der Dortmunder Industriebarone.
Vandalen verschaffen sich illegal Zugang in das Gebäude und holen alles heraus, was nicht niet- und nagelfest und irgendwie zu Geld zu machen ist. Es kursieren Fotos im Internet über das gewaltige Ausmaß der Schäden. Auch ein Insider, der namentlich nicht genannt werden möchte, bestätigt die Zerstörungen in dem denkmalgeschützten Bau.
Die Rede ist von Graffiti an den Wandvertäfelungen, in den Treppenhäusern und an der Fassade, von einem Brand auf dem Tisch im ehemaligen Stadtverordneten-Saal sowie den dort gestohlenen zwei Kronleuchtern, von zerstörten Fenstern, Kabel- und Rohrdiebstählen sowie entfernten Türbeschlägen. Seit zwei Monaten stehe das Haus offen wie ein Scheunentor.

Waschbecken herausgerissen
Das Gebäude sei praktisch entkernt, berichtet der Experte: „Alles, was Messing ist, wurde herausgelöst, um es zu Geld zu machen.“ Vor allem, als die Schrottpreise zwischenzeitlich so hoch waren. „Alle Waschbecken wurden herausgerissen, um dahinter an die Messingrohre zu kommen.“
Auch auf dem Gelände hinter dem Gebäude gebe es keinen Schacht mehr, der einen Gullydeckel habe, so der Insider, „die sind acht Meter tief und offen. Das ist gefährlich.“ Wasserleitungen in dem Bau seien angesägt worden, obwohl noch Druck darauf gewesen sei. Das hat zu den Wasserschäden geführt. Ebenso wurde ein Gasanschluss gekappt.
Der derzeitige Eigentümer sei bemüht, das Gebäude zu sichern, erzählt der Mann. Türen würden zugemauert, „doch die Leute stemmen das wieder auf.“ Auf dem Gelände gibt es ein unterirdisches Labyrinth. Die Vandalen haben über mannshohe Kabelwartungstunnel unter dem Gelände einen direkten Zugang in das Gebäude.

Instandhaltungsarbeiten
Die Dortmunder würden dieses neoklassizistische Gebäude mit den Säulen an der Fassade mögen, sagt der Insider, und auch ihm liege das von 1916 bis 1921 errichtete, damals höchst innovative Gebäude am Herzen. Zurzeit würden neue Stromkabel darin verlegt, um dort Instandhaltungsarbeiten machen zu können.
Ein Wettlauf mit der Zeit; denn der letzte Investor, der aus dem Gebäude ein Hotel machen wollte, ist wieder abgesprungen. Nun gilt es für die beauftragte Maklerfirma, einen neuen zu finden, um den Bau aus dem zerstörerischen Dornröschenschlaf zu holen.
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