
© Architekturbüro Ungerer & Twente
Wie 308 Anleger per Crowdinvestment einen Neubau in Brackel finanzieren
Crowdfunding
Ein Mehrfamilienhaus am Hofgerichtsweg wird auch über eine „Crowdinvestmentplattform“ finanziert. Anlegern winken hohe Zinsen – aber auch ein hohes Risiko.
Ein modernes Mehrfamilienhaus mit Tiefgarage soll am Hofgerichtsweg 9 in Brackel entstehen. Der Neubau soll über elf Eigentumswohnungen in Größen von 60 bis 150 Quadratmetern verfügen. Bauherr ist die Ermesa Projektentwicklungsgesellschaft aus Berlin. Das Unternehmen arbeitet für das Projekt mit dem Architekturbüro Ungerer & Twente zusammen.
Ungewöhnlich ist die Teilfinanzierung des Neubaus mit Hilfe der Crowdinvestmentplattform „Zinsbaustein“, ebenfalls aus Berlin. Privatanlegern, die sich über das Internet mit einer Summe zwischen 500 Euro und 10.000 Euro für eine Laufzeit von etwa 18 Monaten beteiligen, verspricht zinsbaustein.de einen Zinssatz von 5,25 Prozent pro Jahr.
23 Projekte in zwei Jahren
Wie kann das funktionieren in diesen Zeiten mit Minizinsen für die Sparer? Und ist das nicht riskant für die Anleger? Es handele sich um ein „qualifiziertes nachrangiges Darlehen ohne Sicherheit“, stellt Zinsbaustein-Geschäftsführer Volker Wohlfarth auf Anfrage klar. Es könne also sein, dass der Anleger sein Geld verliert. Dies sei aber bisher noch nicht passiert. „Wir haben seit unserer Gründung 2016 insgesamt 23 Projekte erfolgreich mitfinanziert“, schildert Volker Wohlfarth.
Dabei seien 30 Millionen Euro für Bauprojekte in einem Volumen von 470 Millionen Euro zusammengekommen, darunter auch Seniorenwohnheime und Supermärkte. Und es seien auch 6 Millionen an die Anleger zurückgeflossen. Der jeweilige Projektentwickler erhalte die eingesammelte Summe von Zinsbaustein, müsse dafür allerdings einen Kreditzins von 9 bis 13 Prozent bezahlen.
Das Geld dient als Zwischenfinanzierung
Das Geld, das der Projektentwickler erhalte, sei eine Zwischenfinanzierung für ihn, etwa, wenn er nicht genügend Eigenkapital habe oder dies anders einsetzen wolle. „Das Nachrangdarlehen für das Projekt in Brackel über insgesamt 800.000 Euro war in 3 Minuten und 45 Sekunden im Internet vergeben“, berichtet der Geschäftsführer.
308 Anleger seien von dem Projekt überzeugt gewesen. Sein Unternehmen komme von der Immobilienseite und kenne sich in der Branche sehr gut aus. „Wir gehen sehr selektiv vor.“ Ausgewählt würden nur genau geprüfte Projekte und Bauherren mit Referenzen. Außerdem müsse neben weiteren Voraussetzungen die Baugenehmigung schon vorliegen.
Skepsis an dem Modell
Dennoch skeptisch ist Michael Mönig, Hauptgeschäftsführer des Eigentümerverbandes Haus & Grund. „So eine Mitfinanzierung würde ich unseren Mitgliedern als Anlage nicht unbedingt empfehlen.“ Das Ganze sei riskant. Es genüge der Hinweis auf der Anbieter-Homepage auf die Möglichkeit eines Totalverlustes des Kapitals.
Das Crowdinvestment sei von der Finanzaufsicht Bafin geprüft, erklärt Erturul Uzun, Kommunikationsleiter von Ermesa. Es sei eine Nische für kleine Projekte. Die Banken würden Kredite nur bei über drei Millionen Euro vergeben, und auch das nur bei einer Laufzeit von mindestens drei Jahren, verteidigt er diese Finanzierungsform.
Hoffen auf grünes Licht
Die Baugenehmigung liege vor, die Baugrube sei ausgehoben, Baubeginn könne bereits in zwei Wochen sein, teilte Architekt Martin Twente auf Anfrage dieser Zeitung mit. Voraussetzung dafür sei allerdings, dass der Kampfmittelräumdienst, der das Areal auf Weltkriegsbomben untersuche, nichts finde und grünes Licht gebe.
Die Bauzeit betrage zwölf Monate, erläuterte Martin Twente. Erfolge der Baustart wie geplant, könne das Mehrfamilienhaus Ende 2019 stehen.
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Ich heiße Uwe Brodersen und berichte seit vielen Jahren aus dem Dortmunder Nordosten. Studiert habe ich Journalistik, Englisch und Geschichte. Ich interessiere mich besonders für die Menschen, die Hintergründe und die Zusammenhänge.