Auch das bringt Einnahmen: Ein Teil des Areals vor dem Hallenkomplex wird derzeit vom Freizeitpark "FunDomio" belegt.

© Gregor Beushausen

Corona-Folge: Westfalenhalle muss 42 Veranstaltungen verschieben

rnMesse vor Neustart

Von Corona ausgebremst, sehnt die Messe Dortmund nach einem halben Jahr Pause den Neustart herbei. Anfang September soll es wieder losgehen. Doch die Situation bleibt „fragil“.

Dortmund

, 13.08.2020, 11:00 Uhr / Lesedauer: 3 min

Im Jahr 2019 hat die Westfalenhallen Unternehmensgruppe GmbH 56,6 Millionen Euro Umsatzerlöse verbucht – deutliche 10,9 Prozent mehr als im Vorjahr. Das operative Ergebnis ist auf rund 5,1 Millionen Euro gestiegen, ein Plus von 0,9 Prozent. Die Bilanz fürs laufende Corona-Jahr 2020 wird andere Zahlen präsentieren.

Mitte März von der Pandemie kalt erwischt, klagen die Messegesellschaften landauf, landab über dramatisch gesunkene Umsätze.

Die Düsseldorfer befürchten einen höheren zweistelligen Millionenbetrag an Verlust. Der Nürnberger Messe sind rund 70 Millionen Euro Umsatz verloren gegangen, während der Finanzsenator in Berlin einen operativen Verlust von insgesamt 105 Millionen Euro prognostiziert.

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Auch wenn sich Sabine Loos, Hauptgeschäftsführerin der Westfalenhallen, mit konkreten Zahlen vorerst zurückhalten möchte: Das Corona-Jahr verhagelt auch dem Dortmunder Veranstaltungszentrum die Bilanz. Umsätze und Erlöse sind deutlich gesunken.

„Ein gutes Jahresergebnis ist nicht zu erwarten“, sagt Loos. Im Gegenteil: Wie für viele andere Gesellschaften, könnte 2020 auch für die Dortmunder Westfalenhallen GmbH „ein historisch schlechtes Jahr werden“.

Nach einem guten Start folgte der Absturz

Nach dem Lockdown Mitte März sind 19 Veranstaltungen allein im Messebereich komplett ausgefallen, weitere sieben mussten ins zweite Halbjahr verschoben werden.

Ähnlich gelichtet hat sich der Terminkalender für die große Westfalenhalle: Zwei Konzerte und vier Shows sind bislang ersatzlos gestrichen – weitere 42 Veranstaltungen mussten ins Jahr 2021 und auf die Folgejahre verschoben werden.

Hallen-Chefin Sabine Loos: "Die Situation ist noch sehr fragil."

Hallen-Chefin Sabine Loos: "Die Situation ist noch sehr fragil." © Gregor Beushausen

Erwischt hat es alle Bereiche: Das Kongress- und Messegeschäft blieb ebenso wenig verschont wie der Veranstaltungs- und Catering-Bereich.

Besonders ärgerlich: „Wir sind überdurchschnittlich gut ins Jahr gestartet“, sagt Hallen-Chefin Loos. „Die Ergebnisse aus dem ersten Quartal lagen über dem Plan.“ Danach seien die Erlöse Knall auf Fall bis nahe Null gesunken.

Veranstaltungen kommen langsam zurück

Die Halle hielt dagegen. Mit Kurzarbeit für das Gros der insgesamt 450 Mitarbeiter konnten die Personalkosten gekappt und durch Umschichten im investiven Bereich Ausgaben zurückgefahren werden.

Einhergehend mit den schrittweisen Lockerungen der Corona-Vorschriften kam peu à peu ein bisschen Leben in die Hallen zurück – wenn auch nur zögerlich.

Der Sparkassenverband tagte, der Rat der Stadt verlegte seine Sitzung ins Veranstaltungszentrum, das überdies von 30.000 Absolventen der Dortmunder Uni und der Bochumer FH für die Abschlussprüfungen genutzt wurde.

Neustart mit „Werkstatt-Messe“ und Creativa

Konzerte und vergleichbare Amüsier-Veranstaltungen im großen Rund der Westfalenhalle aber bleiben bis auf Weiteres verboten.

Dafür geht es langsam, aber sicher im Messegeschäft wieder bergauf: Im Spätsommer kehren die ersten, für Halle und Wirtschaft oft so wichtigen Branchenschauen zurück. Den Auftakt macht die „Werkstatt-Messe“ vom 4. bis 5. September mit Angeboten rund um Auto-Ersatzteile.

Die Creativa, auf den 16. September verlegt, könnte zur Bewährungsprobe für eine Messe unter Corona-Auflagen werden.

Die Creativa, auf den 16. September verlegt, könnte zur Bewährungsprobe für eine Messe unter Corona-Auflagen werden. © Gregor Beushausen (Archiv)

Die Creativa, die eigentlich fürs Frühjahr 2020 vorgesehen war, schließt sich vom 16. bis 20. September an – zeitgleich mit der Messe Fair Friends.

Alle Messen finden unter strengen Hygiene-Auflagen statt und werden so organisiert, dass bei Bedarf Kontakte nachverfolgt werden können. Es wird breitere Gänge geben, Besucher und Aussteller müssen – außer auf Sitzplätzen – Maske tragen. Rund 90.000 Besucher tummelten sich 2019 auf der Creativa.

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Ob die Zahl im September erneut erreicht wird, bleibt abzuwarten: Laut Hygienevorschrift dürfen sich höchstens 12.000 Menschen gleichzeitig auf dem Gelände aufhalten – die maximale Kapazität liegt bei rund 20.000.

„Auch wenn das Messegeschäft wieder anläuft, bleibt die Situation insgesamt sehr fragil“, sagt Hallen-Chefin Loos. Sie münzt das nicht nur auf die wieder steigenden Corona-Fallzahlen.

"Liquidität bis in den Herbst gesichert"

Entscheidend sei auch die Bereitschaft der Unternehmen, Personal zu den Messen zu schicken. „Viele Firmen müssen in der Krise sparen oder sorgen sich um die Gesundheit ihrer Mitarbeiter“, sagt Loos.

Bleiben die Rahmenbedingungen hingegen stabil, könnte das Herbst-Geschäft zumindest einen kleinen Teil der Umsatzverluste wieder wett machen.

Offen ist, wer am Ende für die Corona-Schäden aufkommt. Bislang erschöpft sich die mögliche Finanzhilfe für die Westfalenhallen Unternehmensgruppe GmbH auf zu 80 Prozent abgesicherte Kredite, die über Jahre abgestottert werden müssten und auf die Bilanzen durchschlagen.

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Echte, nicht rückzahlbare Zuschüsse aber sind bislang nicht in Sicht. „Unsere Liquidität ist bis in den Herbst gesichert“, sagt Hallen-Chefin Loos.

Gut möglich, dass die Stadt als 100-Prozent-Mutter ihrer Veranstaltungs- und Messetochter am Rheinlanddamm unter die Arme greifen muss – Stadtkämmerer Stüdemann hat das Problem im Blick.

Hin und wieder gibt es auch in schwierigen Zeiten vereinzelte Lichtblicke. Nach all den Veranstaltungsausfällen der vergangenen Monate hat die Unternehmensgruppe eine neue Branchenschau hinzugewonnen: Vom 13. bis 14. September findet dort erstmals die Messe Forum Befa statt. Es ist eine Fachmesse für Bestattungen.

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