
© Ina Fassbender/afp
Lärm, Riesenhalle und viel Security: Die Corona-Klausuren der TU
Klausuren in Westfalenhalle
Studierende der TU Dortmund haben am Donnerstag erstmals Klausuren in der Westfalenhalle geschrieben – corona-bedingt. Die Organisation sei gut gewesen, Kritik gibt es trotzdem.
Das Fazit eines TU-Studierenden war eindeutig: „Von fairen Klausurbedingungen kann nicht die Rede sein.“ Am Donnerstag (25.6.) wurden erstmals in der Geschichte der TU Dortmund Klausuren in der Westfalenhalle geschrieben. Neben äußeren Störfaktoren hatten die Beteiligten mit strengen Corona-Auflagen zu kämpfen. Zwei Studierende erklären.
Die Prüfungen, die nun bis zum 2. Juli (Donnerstag) in der Westfalenhalle 3 geschrieben werden, sind Nachholklausuren des vergangenen Wintersemesters. Insgesamt sollen in diesen Tagen mehr als 7500 Studierende dort ihre Prüfung schreiben.
Donnerstagmorgen (25.6.) fand die erste Prüfung mit über 700 Teilnehmern statt: Deutsch als Zweitsprache (DaZ). Am Nachmittag folgte die Klausur Marketing, Markt und Wettbewerb für den Bachelor-Studiengang Wirtschaftswissenschaften.
Die harten Auflagen der Prüfungen
Vor den Prüfungsräumen sowie bei den Klausuren selbst muss der Mindestabstand von 1,5 Metern eingehalten werden. Das ist eine der Voraussetzungen, um laut Allgemeinverfügung des Ministeriums für Arbeit, Gesundheit und Soziales des Landes NRW Prüfungen in Präsenzform durchführen zu dürfen.
Außerdem müssen bei der Ankunft Mund-Nasen-Schutzbedeckungen getragen werden. Zwischen den Prüfungen werden Tische, Stühle, Zuwege und sanitäre Anlagen desinfiziert.
Unter den Abstandsauflagen sind die Raumkapazitäten der TU Dortmund für Klausuren mit vielen Teilnehmern begrenzt. Selbst im Audimax, dem größten Hörsaal der Uni, darf nur ein Zehntel der 800 Plätze belegt werden. Klausuren mit über 200 Teilnehmern finden daher in der Westfalenhalle 3 statt.
In einer Pressemitteilung berichtete die TU Dortmund am Donnerstagmittag (25.6.) von der ersten Westfalenhallen-Klausur. „Ich finde es gut, dass es nun weitergeht“, wurde Kira Hein zitiert. Sie ist Lehramts-Studentin im 2. Bachelor-Semester. „Aber vor der Prüfung bin ich auch total aufgeregt“, heißt es weiter.
Lehramts-Studentin schildert Ablauf
Dorina Rohse studiert den Lehramts-Studiengang Sonderpädagogische Förderung im sechsten Bachelor-Semester und hat sich mit unserer Redaktion über die Situation während der Prüfung unterhalten. „Ich habe mich gefühlt, als würde ich die Klausur am Flughafen schreiben“, sagt sie. „Die Kontrollen, und dann wurden wir zum Platz geführt, als würden wir zum Gate gebracht werden.“
Sie schildert, wie sich Außenstehende eine Klausur unter Corona-Auflagen vorstellen können: „Wir wurden per Mail über unsere Anreise informiert. Ich kam mit dem Auto. Uns wurden Parkplätze in einem Parkhaus kostenlos zur Verfügung gestellt. Dann haben uns Aufkleber zum Eingang der Westfalenhalle 3 geführt. Alles war sehr gut organisiert.“
Dann seien die Studierenden über vier Eingänge ins Foyer der Halle geleitet worden. „Dort waren mehrere Schalter“, ergänzt Dorina, „an denen wir unsere Uni-Ausweise vorlegen mussten und uns nochmal die Sitzplatz-Zuteilung gesagt wurde. Die Sitzplätze waren in Blöcken aufgeteilt und mit Buchstaben beziffert.“ Bis zum Platz mussten Studierende eine Mund-Nasen-Schutzmaske tragen, bei der Klausur aber nicht.

Im Foyer der Westfalenhalle 3 standen einige Schalter bereit, um die Uni-Ausweise der Studierenden zu kontrollieren. © Felix Schmale/TU Dortmund
Dorina erklärt: „Die Nachfragen während der Klausur fanden auch nur mit Maske statt. Außerdem mussten wir alle bis zum Ende der Zeit sitzen bleiben – auch, wenn man schon vorher fertig war. Vor den Ein- und Ausgängen standen viele Security-Leute, die die Abstände kontrolliert haben.“
Aufregung habe sich schnell wieder gelegt
Die Aufregung vor der Klausur sei deutlich stärker gewesen als sonst: „Ich war allein aufgeregter, den Parkplatz und die Eingänge zu finden. Im Parkhaus habe ich aber direkt meine Freunde getroffen und wir sind zusammen zum Eingang gegangen. Während der Klausur war die zusätzliche Aufregung dann weg“, sagt sie.

Dorina Rohse lobt die Umsetzung der Corona-Auflagen. Sie habe sich gut konzentrieren können. © Privat
Die Vorbereitung sei für Dorina Rohse auch nicht anstregender gewesen als bei Klausuren in Nicht-Corona-Zeiten: „Ich komme nicht aus Dortmund und viele meiner Freunde auch nicht. Daher haben wir auch vorher schon viel online gelernt über Skype – jetzt auch.“ Da die Klausur eigentlich schon am 16. März hätte stattfinden sollen, kurzfristig jedoch abgesagt wurde, habe sie den Klausur-Stoff damals schon gut gekonnt und ihn seitdem nur noch wiederholen müssen.
Ein Bachelor-Student des Studiengangs Wirtschaftsingenieurwesen aus dem sechsten Semester lobt ebenfalls die Umsetzung der Auflagen. Er schrieb die zweite Westfalenhallen-Klausur am Nachmittag und möchte gegenüber unserer Redaktion anonym bleiben. Ihn störte bei der Klausur etwas ganz anderes, und zwar der hohe Lautstärkepegel in der Halle.
Keine „fairen Klausurbedingungen“
Am Donnerstagvormittag eröffnete nämlich der Freizeitpark „FunDOmio“, der direkt an die Westfalenhalle angrenzt, in der die Klausuren geschrieben werden. Die Teilnehmer der Klausur am Vormittag hatten davon noch nichts mitbekommen, da die Kirmes erst später eröffnete. Bei der späteren Klausur sei die Musik der Fahrgeschäfte jedoch zu hören gewesen.
„Das ist ein bisschen kleinlich, das gebe ich zu, aber ich bin von Klausuren nun mal absolute Stille gewöhnt“, sagt der TU-Student. „Die Musik war im Hintergrund zu hören und hat mich zwei oder drei Mal aus der Konzentration gerissen. Das passiert mir bei normalen Klausuren sonst nie.“
Er ergänzt: „Niemand kann verlangen, dass die Kirmes ihren Betrieb einstellt. Aber wenigstens während der Klausuren kann die Musik doch ausgestellt werden.“ Seine Meinung: „Von fairen Klausurbedingungen kann nicht die Rede sein.“
2000 in Heinsberg geboren, seit 2020 als freier Mitarbeiter bei den Ruhr Nachrichten. Ich studiere Journalistik und Politikwissenschaft in Dortmund. Mit 16 Jahren habe ich meine ersten Erfahrungen im Lokaljournalismus gemacht - und dort fühle ich mich zuhause.
