
© Stephan Schuetze
Wie stehen die Chancen für den Weihnachtsmarkt 2020 in Dortmund?
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Gedränge und Beisammensein – so ist der Weihnachtsmarkt in der City. In Zeiten von Corona schwer vorstellbar. Was ist Stand der Dinge bei der „Weihnachtsstadt“? Denn sie will ja geplant sein.
Das Corona-Virus hat viele Veranstaltungen in Dortmund auf dem Gewissen. Und bis zum 31. Oktober sind Großveranstaltungen in NRW noch untersagt. Der Dortmunder Weihnachtsmarkt soll eigentlich am 19. November öffnen – aber geht das überhaupt in Zeiten von Corona?
Veranstalter geben eindeutiges Statement ab
„Wenn es nach uns geht, findet der Weihnachtsmarkt statt“, sagt die Geschäftsführerin des Veranstalters, Verena Winkelhaus. „Mit FunDOMio haben wir gezeigt, dass wir das können.“ In dem Freizeitpark auf Zeit gelten eigene Hygienevorschriften.
Spezialmärkte – wie ein Weihnachtsmarkt – sind in der aktuellen Corona-Schutzverordnung (gültig seit 7. Juli) bereits erlaubt. Und überhaupt: „Der Wochenmarkt in der Innenstadt findet ja auch statt.“ Das Konzept, das dort gilt, könne auch etwas für den Weihnachtsmarkt sein.
So könnten die Gassen des Weihnachtsmarktes als Einbahnstraßen angelegt werden und mit Klebeband auf dem Boden und Bändern an den Ständen die Abstandsregeln durchgesetzt werden. Winkelhaus glaubt daran, dass das auch auf dem Weihnachtsmarkt, auf dem in den vergangen Jahren immer enges Gedränge herrschte, möglich ist: „Die Leute verhalten sich inzwischen ja ganz anders, wo Menschen zusammenkommen.“ Das Bewusstsein der Menschen habe sich verändert, sie würden mehr auf sich und andere Acht geben.
Die Vorbereitungen laufen, als würde der Markt stattfinden
„Nur für die Bühne müssen wir uns ein anderes Konzept überlegen. Ist für die Künstler ja blöd, wenn nur so wenige vor der Bühne stehen dürfen“, so Winkelhaus. Der Kern des Marktes - die vielen Stände mit Glühwein, Leckereien und Handwerksprodukten - soll aber bestehen bleiben.
Überhaupt: „Für die Schausteller ist das wahrscheinlich die erste Gelegenheit, wieder Geld einzunehmen“, gibt Winkelhaus zu bedenken. Deshalb sei der Rücklauf der Verträge bisher auch gut, viele hätten schon unterschrieben und stiegen in die Weihnachtsmarkt-Planung ein. „Natürlich gehören manche selbst zur Risikogruppe, die überlegen schon.“ Absagen wegen Corona hätte sie bisher aber keine bekommen.
Es gäbe nur eine falsche Entscheidung: Jetzt überstürzt zu handeln
Wobei die Planung in diesem Jahr schon anders laufe: Normalerweise würden um diese Zeit schon munter Waren bestellt – mit der aktuellen Planungsunsicherheit sei das jedoch schwierig. Die Händler wollten schließlich nicht auf der Ware sitzen bleiben.
Gleichzeitig sei bei einigen auch das Geld knapp: „Die leben jetzt von den Einnahmen des letzten Weihnachtsmarkts“, sagt Winkelhaus. Um in Vorkasse gehen zu können, müssten sie ihre Reserven angreifen.
Schausteller Patrick Arens, ein Urgestein des Weihnachtsmarktes, ist ebenfalls optimistisch: „Wir machen uns Gedanken, keine Sorgen.“ Wichtig sei jetzt, keine überstürzte Entscheidung zu treffen. „Ich habe gelesen, Recklinghausen will sich zeitnah schon entscheiden. Ich sehe darin keinen Sinn.“
Wenn nötig, geht es ganz schnell
„Es sind immer noch vier Monate bis zum Beginn“, sagt Arens. Den Weihnachtsmarkt hochziehen könne man auch binnen kurzer Zeit: Er sei schließlich „eine bestehende Veranstaltung, die es schon lange gibt.“ Das FunDOMio, für das Arens gerade zuständig ist, hätten die Schausteller in vier Wochen ins Leben gerufen: „Die Dortmunder Weihnachtsstadt kriegen wir auch in einer Woche zusammengebastelt, wenn es sein muss.“
Keine Sorgen um den Mega-Baum
Wobei: Ein zeitliches Limit gibt es schon. Am 19. Oktober sollte die Entscheidung, ob der Weihnachtsmarkt kommt oder nicht, getroffen sein: Dann müsste man mit dem Aufbau des großen Weihnachtsbaumes beginnen, um Mitte November fertig zu sein, so Arens.
Um die dafür nötigen Bäume - mehr als 1000 - macht Verena Winkelhaus sich keine Sorgen. Mit dem Verkäufer der Fichten würden sie schon so lange zusammenarbeiten, „die Weihnachtsbäume können wir auch kurzfristig bestellen“.
„Da stecken Schicksale dahinter“
Man merkt, wenn man mit ihnen spricht: Winkelhaus und Arens sind optimistisch. Und flexibel, was die Planung angeht. Denn eins können sich beide nicht vorstellen: eine Absage des Weihnachtsmarktes.
„Das kann man nicht machen. Da würde man so vielen Menschen die Existenzgrundlage nehmen“, sagt Winkelhaus. Arens pflichtet ihr bei: „Unsere Branche ist gebeutelt dieses Jahr. Wir haben richtig auf die Mütze bekommen, und das wird ja auch nicht besser werden. Und deshalb bitte ich, dass man uns diese Zeit gibt, denn da stecken Menschen dahinter.“
Die Stadt Dortmund gibt noch keine klare Antwort zum Thema Weihnachtsmarkt ja oder nein. Auf Anfrage unserer Redaktion gibt sie an, dass seit März eine Veranstaltungsanmeldung mit groben Eckdaten vorliege. Ob der Markt stattfinden könne, könne man zum aktuellen Zeitpunkt noch nicht sagen: „Das wird in den nächsten Monaten vor dem Hintergrund der Entwicklung der Pandemie, einer dann möglicherweise gültigen Corona-Schutzverordnung und weiterer Gespräche der Beteiligten zu beurteilen sein.“
Eins ist klar: Es wird anders werden
Spätestens nach den Sommerferien wollen sie das Gespräch mit der Stadt suchen, sagen die Veranstalter. Normalerweise würden um diese Zeit schon Anzeigen in Zeitungen in Holland und Belgien geschaltet.
„Dass wir Abstriche machen müssen, und dass dieses Touristische nicht so sein wird wie in den vergangenen Jahren, das glaube ich schon“, meint Arens: „Aber die Fußgängerzone ist auch so gut gefüllt. Warum sollte man dann die Weihnachtsstadt nicht stattfinden lassen?“