Wirtschaft
Wenn das Geld knapp wird: Deutlich mehr Dortmunder gehen ins Pfandhaus
Die aktuelle Preissteigerung sorgt mit für einen verstärkten Andrang in Dortmunds Pfandhäusern. Unter den Kunden sind fast alle Gesellschaftsschichten vertreten - bis auf zwei Ausnahmen.
Steigende Preise für Lebensmittel, Gas oder Sprit: Die erhörten Kosten spüren auch die Pfandhäuser in Dortmund. Denn in den letzten Monaten kamen deutlich mehr Neukunden, um ihr Hab und Gut zu verpfänden.
Wie Maurice Schumachers vom gleichnamigen Pfandhaus in der Reinoldistraße auf Nachfrage dieser Redaktion bestätigte, sei der Andrang in seinem Laden aktuell am stärksten.
„In den letzten Monaten gab es mehr Kunden“, sagt Schumachers. Ob das ausschließlich an den derzeitigen Preiserhöhungen liege, wolle er jedoch nicht abschließend beurteilen. „Es begann schon vor der Inflation, dass deutlich mehr Leute zu uns kamen“, verrät Schumachers.
Mehr Verpfändungen seit dem Ende der Corona-Maßnahmen
Schumachers zufolge sei die Nachfrage nach Verpfändungen bereits seit dem Ende der Corona-Maßnahmen gestiegen. Was ihm dabei auffiel: „Was mehr wurde, sind Leute, die zu Hause ausmisteten.“
Zu den Wertgegenständen, die am häufigsten verpfändet werden, gehöre jegliche Art von Schmuck. Die meisten Neukunden versuchten damit, ihre finanziellen Engpässe zu überbrücken, so der Pfandleiher. Will heißen: Wenn der Lohn zu früh vorm Monatsende aufgebraucht ist, bringen sie ihre Wertgegenstände ins Pfandhaus.
93 Prozent der Wertgegenstände werden wieder eingelöst
Nach dem nächsten Geldeingang - meist, wenn das nächste Gehalt überwiesen wurde, holen die meisten Kunden ihr Verpfändetes wieder ab. Oft schon nach ein paar Tagen oder wenigen Wochen.
Laut Schumachers werden derzeit rundgerechnet etwa 93 Prozent der verpfändeten Gegenstände am Ende wieder abgeholt. Die gesetzliche Frist der Pfandabholung liegt bei drei Monaten. Frühestens nach sechs Monaten wird das Pfandgut versteigert, wenn der Besitzer es nicht auslöst.
Auch Manuel Alonso beziffert die Auslösesquote in seinem Pfandhaus in der Brückstraße mit 93 bis 94 Prozent. Zu Versteigerungen komme es bei fünf bis sechs Prozent der verpfändeten Gegenstände.
„Je stärker die Krise, umso mehr Leute kommen.“
Insgesamt registriert auch Alonso deutlich mehr Neukunden. „Die Fluktuation ist deutlich höher geworden“, sagt er. Alonso ist bereits seit 40 Jahren in der Pfandleihe tätig und weiß: „Je stärker die Krise, umso mehr Leute kommen.“
Doch er habe andere Zeiten erlebt: „Es gab Situationen, in denen es schlimmer war“, so Alonso. „Derzeit hält es sich in Grenzen.“
Nach der Banken- und Finanzkrise im Jahr 2008 spürte er etwa einen deutlich stärkeren Zulauf als in diesen Tagen.
Seinen Schätzungen zufolge verzeichne er 15 bis 25 Prozent mehr Kunden. „Es steigt mit der Inflation“, meint Alonso. Laut dem Statistischen Bundesamt lag die Inflationsrate im Juni bei 7,6 Prozent, die Steigerung der Energiepreise dagegen bei 38 Prozent.
Alle Gesellschaftsschichten kommen - bis auf zwei Ausnahmen
Allerdings kämen nicht alle erst zum Monatsende, um Liquiditätsengpässe zu überbrücken, wie Alonso verrät: „Das kann man so nicht sagen. Es gibt keine spezifischen Zeiten, nicht alle haben zum Monatsende Geldsorgen.“
Unter seinen Kunden seien zudem alle Gesellschaftsschichten vertreten – bis auf zwei Ausnahmen, so Alonso: „Die ganzen Arm und die ganz Reichen kommen nicht.“ Seine Erklärung dafür: Die Reichen hätten keine Geldsorgen, die Armen wiederum keine Wertgegenstände.
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