Andreas Berle muss mit jedem Euro hart rechnen.

Andreas Berle muss mit jedem Euro hart rechnen. © Benjamin Trilling

Alles wird immer teurer: „Ich weiß nicht, wie es weitergeht"

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Andreas Berle fällt durch das Raster des Entlastungspakets. Die Inflation stellt den alleinerziehenden Vater vor existenzielle Probleme. Nun kam die nächste Hiobsbotschaft.

Dortmund

, 13.06.2022, 07:30 Uhr / Lesedauer: 2 min

Andreas Berle musste in den letzten Wochen erkennen, dass er ziemlich leer ausgeht beim Entlastungspaket der Ampel-Koalition. Zwar wurde etwa eine Energiepauschale für alle steuerpflichtigen Erwerbstätigen und ein Bonus für Hartz4-Empfänger beschlossen, um Mehrbelastungen infolge der Inflation abzufedern.

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Doch Berle fällt als Bezieher einer Erwerbsminderungsrente durchs Raster. Sein Budget: 915 Euro an Frührente erhält der alleinerziehende Vater monatlich. "Ich muss gucken, wie ich damit über die Runden komme", sagt er.

Um Berles Situation einzuordnen: Laut Angaben der Statistischen Ämter des Bundes und der Länder gilt eine alleinerziehende Person mit einem Kind unter 14 Jahren als arm, sobald sie monatlich 1.396 Euro oder weniger pro Monat zur Verfügung hat.

Nun kommt auch noch eine Mieterhöhung

Der Dortmunder bekommt zusätzlich zu seiner genannten Rente Wohn- und Kindergeld. Aber das reiche trotzdem nicht - vor allem, weil ihn die nächsten Hiobsbotschaften erreichten: Die DEW veranschlage nun höhere Abschlagskosten. Und dann kam noch Post von Vivawest: eine Erhöhung der Kosten für sein kleines Apartment in Eving.

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Knapp 20 Euro müsse er monatlich mehr an den Vermieter überweisen, als Gebühr für die Reinigung des Hausflurs. „Ausgerechnet jetzt erhöhen sie mir die Miete", sagt Berle. Seinem Sohn öfter mal ein Eis zu spendieren - das sei nicht mehr drin: „Es zerbricht einem das Herz, es wird von Tag zu Tag schwieriger."

„Ich brauche keinen Luxus“, sagt Andreas Berle.

„Ich brauche keinen Luxus“, sagt Andreas Berle. © Benjamin Trilling

Kein Eis, keine Kur: Alles müsse durchkalkuliert werden

Eigentlich hatte Berle für sich selbst eine Kur beantragt. Die Kosten: 500 Euro. „Aber das Geld habe ich einfach nicht", sagt er. „Man muss immer alles durchrechnen. Ich weiß nicht, wie es weitergeht."

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Diese Kalkulationen führt der Vater an seinem PC durch, den er für wenig Geld gebraucht kaufte - auch für seinen elfjährigen Sohn, der während des Lockdowns am digitalen Distanzunterricht teilnehmen musste.

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An der Pinnwand über dem Schreibtisch hängt eine Zeichnung eines DSW-Busses. Früher saß Berle selbst am Steuer, bis er den Job als Busfahrer aufgab. Er schaffte es gesundheitlich nicht mehr: die flexiblen Schichten, den Stress mit den Fahrgästen, erzählt er.

"Ich bin es gewohnt, in Armut zu leben."

Seit 2004 erhielt er eine Erwerbsminderungsrente. Luxus brauche er nicht: „Ich bin es gewohnt, in Armut zu leben." Doch die derzeitige Preisspirale stelle ihn vor existenzielle Herausforderungen: „Ich finde es ungerecht, alle bekommen etwas, bis auf wir Rentner."

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Mit dieser Einschätzung ist Berle nicht alleine: So Tagen kündigte etwa der Sozialverband VdK an, gegen eine Energiepauschale zu klagen, die Rentnern vorenthalten wird. Auch der Paritätische Wohlfahrtsverband kritisiert unter anderem die ausbleibenden Hilfen für Rentner.

Rentenerhöhung zum 1. Juli: Reicht nicht

Immerhin kündigte die Bundesregierung an, den Rentensatz zum 1. Juli anzuheben: im Falle von Erwerbsminderungsrenten um 4,5 bis 7,5 Prozent. Umgerechnet seien es 50 bis 60 Euro, die dann monatlich auf Berles Konto landen.

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Aber: „Das reicht nicht. Das wird mit meinem Wohngeld verrechnet", erklärt Berle. Und: „Es wird auch weiterhin alles teurer." Entsprechend wütend ist er über die Verantwortlichen: "Man wird von der Politik einfach übersehen, ich möchte, dass wir mit unserer Situation wahrgenommen werden."

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