Dortmunder Experten zur Inflation: 8 Tipps für Sparer und Anleger

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Dortmunder Experten zur Inflation: 8 Tipps für Sparer und Anleger

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Die Preise steigen weiter. Mit 5,1 Prozent liegt die Inflation über den 4 Prozent, die für den Jahresbeginn prognostiziert worden war. Dortmunder Finanzexperten sagen, was Sparer nun tun sollten.

Dortmund

, 09.02.2022, 11:00 Uhr / Lesedauer: 3 min

Nullzins und Verwahrentgelt haben in den vergangenen Monaten bei Sparern schon für erhöhten Beratungsbedarf gesorgt. Jetzt kommt die Geldentwertung durch die steigende Inflation hinzu.

„Gerade in Zeiten der Niedrigzinsen ist die Inflation natürlich der Feind des Sparers.· Kunden sprechen das Thema aktuell aktiv in unserer Beratung an. Man merkt, es beschäftigt die Dortmunderinnen und Dortmunder“, sagt Sebastian Junker, Bereichsleiter Wertpapiere / Treasury bei der Sparkasse Dortmund.

Und dies betrifft nach seiner Beobachtung alle Kundentypen - vom jungen Sparer bis zum Großanleger. „Alle machen sich Gedanken, wie sie ihr Vermögen vor Entwertung schützen können“, so Sebastian Junker.

„Kunden spüren die Inflation im Portemonnaie“

Gleiches erlebt auch Patrick Paetzel, Bereichsleiter Vermögensmanagement bei der Dortmunder Volksbank. „Ja, die Inflation wird immer mehr Gesprächsthema - was wir ja seit zehn Jahren nicht mehr kannten“, sagt er und ergänzt: „Die Kunden nehmen durch die Medien das Thema Inflation wahr und spüren es auch im Portemonnaie.“ Nicht nur das Tanken, auch Lebensmittel, Alkohol und Tabak sind teurer geworden.

Wer sein Geld vor der Inflation schützen will, sollte sich kümmern. Finanzexperten empfehlen die Investition in Immobilien, Aktien und/oder Fonds, um Erträge zu erzielen, die auf Inflationsniveau liegen.

Wer sein Geld vor der Inflation schützen will, sollte sich kümmern. Finanzexperten empfehlen die Investition in Immobilien, Aktien und/oder Fonds, um Erträge zu erzielen, die auf Inflationsniveau liegen. © dpa

Für Sparer, die 10.000 Euro oder mehr als Vermögen haben, stellt sich die Frage, wie sie angesichts der Inflation ihr Kapital erhalten beziehungsweise vermehren. „Nichts zu tun, ist der falsche Weg. Auf dem Sparbuch findet eine Entwertung des Geldes statt“, sagt Finanzexperte Boris Fahle, Direktor der Consilium Finanzmanagement AG auf der Stadtkrone-Ost.

Schutz vor Inflation? „Risikolos geht es nicht“

Sebastian Junker von der Sparkasse drückt es moderater aus: „Wir erwarten, dass wir unabhängig von den Entscheidungen der Notenbanken in den kommenden Jahren in einem Umfeld bleiben, wo es schwierig ist, die Kaufkraft des Vermögens über klassische Anlagen wie Tagesgeld oder Sparbuch zu erhalten.“

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Und Patrick Paetzel von der Volksbank sagt: „Man kann seine Vermögensstruktur mittel- bis langfristig so konservativ und risikoscheu aufbauen, dass man sich vor der Inflation schützen kann. Aber risikolos geht es nicht.“

Wie das funktioniert und wie man mit der Inflation am besten umgeht, darüber haben wir mit allen drei Finanzprofis gesprochen. Herausgekommen sind folgende 8 Tipps:


1. Ausgaben prüfen und reduzieren

„Man sollte unnötige Ausgabe reduzieren, also mal ein Kassenbuch führen und gucken, ob man beispielsweise Handy- oder Versicherungsverträge optimieren oder auch sein Einkaufsverhalten ändern kann. So kann man dem Umstand entgegenwirken, dass man durch die Inflation weniger Geld zur Verfügung hat“, sagt Boris Fahle.

2. In Sachwerte investieren

Einhellig sagen die Finanzexperten, dass man jetzt seine Spareinlagen in Sachwerte investieren solle - in Immobilien und Aktien. Beides ist auch über Fonds möglich. Es gilt dabei, die eigene Risikomentalität herauszufinden. „Wir raten unseren Kunden“, sagt Patrick Paetzel, „sich vorsichtig heranzutasten.“ Auch alternative Vermögensanlagen in Rohstoffe könnten schließlich ein Bestandteil der Struktur sein. „Die haben aber nicht so einen großen Effekt.“

Finanzberater Boris Fahle aus Dortmund rät zu ausgewogenen Mischfonds mit bis zu 60 Prozent Aktienanteil. „Die Rendite kommt aus den Aktien“, sagt er.

Finanzberater Boris Fahle aus Dortmund rät zu ausgewogenen Mischfonds mit bis zu 60 Prozent Aktienanteil. „Die Rendite kommt aus den Aktien“, sagt er. © Ursula Doeren

„Ohne Aktienanteil“, meint Boris Fahle, „ist ein Inflationsausgleich nicht erreichbar. Die Rendite kommt nur aus Aktien.“ Natürlich gebe es immer wieder Schwächephasen am Aktienmarkt. „Man darf sich nicht von den täglichen Börsennachrichten verrückt machen lassen, sondern muss es längerfristig, auf etwa fünf Jahre, anlegen“, so Boris Fahle.

3. Diversifikation bei der Geldanlage

„Wir empfehlen eine breite Vermögensstreuung, welche Chancen und Risiken im Blick hat. Wie diese konkret aussieht, hängt von vielen Faktoren ab und wird von uns für jeden Kunden individuell ermittelt“, sagt Sebastian Junker von der Sparkasse. „Mit einer ordentlichen Vermögensstruktur“, meint Patrick Paetzel von der Volksbank, „lassen sich auch im risikoscheuen Bereich 3 bis 3,5 Prozent verdienen.“

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4. Hohe Kreditengagements vermeiden

Schulden zu machen, ist in der Inflation nicht verkehrt. Aber zu hoch sollte man sich nicht verschulden. Darauf weist Boris Fahle hin: „Durch Preissteigerungen kann man auf der Belastungsseite schnell an seine Grenzen kommen. Zum Beispiel wird Energie ja immer teurer.“ Er rät: „Vermeiden Sie hohe Kreditengagements. Trotz Niedrigzinsphase sollten mindestens 20 Prozent Eigenkapital bei einer Kreditaufnahme vorhanden sein.“

5. Liquidität erhalten

Wer zumindest einen Teil seines Geld in ausgewogenen Mischfonds anlegt (Multi-Assets), sagt Boris Fahle, kann diese jederzeit auch wieder verkaufen und über sein Geld verfügen. „Ein Teil der Geldanlage“, so rät er, „sollte schnell liquidierbar sein.“ Ein Mischfonds ist ein Investmentfonds, der gleichzeitig in mehrere Anlageklassen, zum Beispiel Aktien, Rentenpapiere, Geldmarkttitel, Edelmetalle oder Immobilien, investiert.

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6. Erträge sollten auf Inflationsniveau liegen

Während Volksbank-Experte Patrick Paetzel damit rechnet, dass das Inflationsniveau in diesem Jahr auf 3 bis 3,5 Prozent sinken wird, kalkuliert Boris Fahle eher mit 4 bis 5 Prozent. So oder so sollte die Vermögensstrategie darauf ausgerichtet sein, diese Erträge auch zu erzielen. „Das ist über Investmentfonds und einer Aktienquote von bis zu 60 Prozent auch möglich“, sagt Boris Fahle. „Aber“, ergänzt Patrick Paetzel, „man sollte sich nicht hetzen lassen und die Vermögensstruktur nachhaltig aufbauen. Wer meint, er könne sofort 4 bis 5 Prozent Rendite erzielen, unterliegt einer falschen Erwartungshaltung.“

7. Gold ist krisensicher

Wer Gold kaufen möchten, kann dies tun, schafft damit aber nicht mehr als eine Kapitalsicherung. „Gold liegt im Wert im Moment hoch und ist kein Renditeträger. Sehr wohl gehört es aber zur Diversifikation, also zur Vermögensstreuung, dazu“, so Boris Fahle.

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8. Überschüssige Liquidität in Sachwerte anlegen

Wer regelmäßig Geld zur Seite legen kann, sollte, so empfiehlt es Boris Fahle, diese Überschüsse in Investmentfonds anlegen. „So kann man das Investmentsparen zum Kapitalaufbau nutzen.“

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