Bärbel und Gerardo De Rosa vom Italiener "Vabene" sind Mieter der ersten Stunde in der "Food Lounge" der Thier-Galerie. Die Einnahmen seien seit Corona um mehr als die Hälfte eingebrochen.

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„Food Lounge“ in der Thier-Galerie: „Das ist eine Geisterstadt“

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In der „Food Lounge“ in der Thier-Galerie tun sich immer größere Lücken auf: Mit Burger King schloss jüngst das vierte von 13 Ladenlokalen. Betreiber der ersten Stunde machen sich Sorgen.

Dortmund

, 04.02.2022, 16:44 Uhr / Lesedauer: 2 min

Bärbel De Rosa steht an einem späten Donnerstagmittag hinter ihrer Theke in der „Food Lounge“ der Thier-Galerie und denkt an bessere Zeiten. „Früher hat die Security die Leute manchmal nicht mehr auf unsere Etage gelassen, weil die so voll war“, erinnert sich die 68-Jährige, man erahnt ein Lächeln hinter ihrer Maske. „Jetzt sind wir froh um jeden Kunden.“

De Rosa arbeitet seit Jahren in der Essens-Etage des Einkaufszentrums am Westenhellweg. Sie ist die Betriebsleiterin von „Vabene“, eines Thier-Galerie-Mieters der ersten Stunde. Seit der Eröffnung 2011 bietet der Italiener Pizza und Pasta im Imbiss-Rund der „Food Lounge“ an. Es ist ein Familienbetrieb, Bärbel De Rosas Tochter ist die Geschäftsführerin.

Die Stimmung ist bedrückend, die Kunden öfter aggressiv

Die Mutter und Betriebsleiterin hätte eigentlich lieber keine Zeit, um an die alten Zeiten zu denken. Denn das würde bedeuten, dass genug zu tun ist. Doch mit Corona brachen die Kundenzahlen des „Vabene“ um 50 Prozent ein - und nach der Einführung von 2G+ im Dezember ging der Umsatz nochmal um rund 20 Prozent zurück.

Der hintere Teil der "Food Lounge" in der Thier-Galerie: Oft sind die meisten Plätze leer.

Der hintere Teil der "Food Lounge" in der Thier-Galerie: Oft sind die meisten Plätze leer. © Thomas Thiel

Die Stimmung sei bedrückend, findet Bärbel De Rosa. „Die Menschen sind gestresster und aggressiver“, erzählt sie. „Eine meiner Kolleginnen wurde schon derbe beleidigt, nur weil sie nach dem Impfausweis gefragt hatte.“

„Irgendwann kommt der Gedanke: ‚Wofür machst du das hier eigentlich noch?‘“, sagt Gerardo De Rosa, der 62-jährige Senior-Chef des Familienbetriebs. „Wir haben schon öfter darüber nachgedacht, zuzumachen.“

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So mancher Nachbar hat solchen Gedanken bereits Taten folgen lassen. Rund um „Vabene“ haben sich die Reihen der Essens-Anbieter gelichtet.

Fast zwei Jahre Corona-Pandemie und zwei Lockdowns haben ihre Spuren hinterlassen in der „Food Lounge“ in der obersten Etage der Thier-Galerie. Ende Januar schloss „Burger King“ seine Filiale - damit stehen nun 4 von 13 Läden der Essens-Etage leer. Zu Beginn der Pandemie gab es hier lediglich einen Leerstand.

Das Angebot auf der rechten Seite der "Food Lounge" ist momentan sehr ausgedünnt: Neben dem schon seit 2020 leerstehenden Ex-Nordsee-Ladenlokal (links) sind mittlerweile auch Burger King und zwei andere Imbisse geschlossen.

Das Angebot auf der rechten Seite der "Food Lounge" ist momentan sehr ausgedünnt: Neben dem schon seit 2020 leerstehenden Ex-Nordsee-Ladenlokal (links) sind mittlerweile auch Burger King und zwei andere Imbisse geschlossen. © Thomas Thiel

Der Abschied der US-Burger-Kette tut Gerardo De Rosa besonders weh: „Burger King war ein Magnet, der Leute anzog.“ Darunter leide die Attraktivität der ganzen „Food Lounge“.

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Die Betriebe hier seien keine Konkurrenten, im Gegenteil: Die etwas abgeschiedene Lage im zweiten Stock mache sie zu Schicksalsgenossen. „Wir müssen die Leute erstmal zu uns hochkriegen“, meint der gebürtige Neapolitaner.

Das werde mit jedem Essens-Ladenlokal, das schließe, schwieriger. „Das ist hier mittlerweile eine Geisterstadt, so leer“, sagt Gerardo De Rosa und blickt auf die Tische im Rund. Die meisten sind an diesem frühen Nachmittag unbesetzt.

Thier-Galerie-Manager: „Die Gastronomie trifft es doppelt hart“

Auch Marcus Haas bereitet der momentane Zustand „seiner“ Essens-Etage Kummer. „Die Gastronomie trifft es doppelt hart“, sagt der Center-Manager der Thier-Galerie. Neben dem Umsatzrückgang hätten die Imbisse auch noch mit den deutlich gestiegenen Energie-Kosten zu kämpfen, die das dauerhafte Kühlen und Kochen verursachen.

Der Center-Manager der Thier-Galerie, Marcus Haas, glaubt an die Zukunft der "Food Lounge".

Der Center-Manager der Thier-Galerie, Marcus Haas, glaubt an die Zukunft der „Food Lounge“. © Thomas Thiel

Trotz allem glaubt der Chef des Einkaufszentrums dennoch weiter an das Konzept der „Food Lounge“. „Sie hat eigentlich immer gut funktioniert und wird auch nach Corona gut funktionieren“, sagt Haas. Man sei bereits in Gesprächen mit potenziellen Nachmietern, zum Frühjahr und Sommer werde manche Lücke verschwunden sein. Er hofft auf „die eine oder andere Erleichterung“ bei den Corona-Beschränkungen in näherer Zukunft.

Teil der Zukunft in der „Food Lounge“ wollen auch die De Rosas sein. Ihr „Vabene“ soll offen bleiben. „Ich bin sehr optimistisch“, sagt Senior-Chef Gerardo De Rosa. „Es wird wieder gut, sogar besser!“

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