
© Oliver Volmerich
Ann-Christin Huber (Die Linke) ist „gekommen, um zu bleiben“
Bundestagswahl
Ann-Christin Huber ist die Direktkandidatin der Partei „Die Linke“ für den Bundestags-Wahlkreis 142. Beim Spaziergang am Phoenix-See berichtet sie über ihr Ankommen in Dortmund und ihre Ziele.
Ein frischer, unverstellter Blick auf die Stadt kann ganz reizvoll sein. Ann-Christin Huber, Direktkandidatin der Linken im Wahlkreis Dortmund 2, hat ihn noch. Denn sie ist Neu-Dortmunderin.
Seit dem vergangenen Jahr absolviert die Juristin ihr Rechtsreferendariat am Oberlandesgericht Hamm, seit Dezember ist Arnsberg ihr Einsatzort. Und Dortmund ist die neue Wahlheimat. „Es war eine ganz bewusste Entscheidung für Dortmund“, erklärt die 29-Jährige. „Ich mag einfach den Ruhrpott-Charme.“
Ann-Christin Huber erzählt das bei einem Spaziergang am Phoenix-See. Von der Kulturinsel geht der Blick über das Wasser, auf Segelboote, Spaziergänger und spielende Kinder am Ufer. Hier findet Ann-Christin Huber Entspannung vom Beruf und auch von ihrem zurzeit sehr zeitraubenden „Hobby“.
Das ist in diesem Fall die Politik mit ihrer Bundestagskandidatur. Für anderes bleibt im Moment nicht viel Zeit: Ein wenig Sport, Treffen mit Freunden und halt kurze Ausflüge etwa an den Phoenix-See, nennt die Nachwuchs-Politikerin als liebste Freizeitbeschäftigungen. Nun denn: da wir in dieser Serie die Direktkandidaten bei ihrem Hobby begleiten, gehen wir an diesem Tag mit.
Geboren ist Ann-Christin Huber in Osnabrück. Nach dem Abitur hat sie zuerst eine Ausbildung zur Fremdsprachenkorrespondentin absolviert, bevor sie in Osnabrück und zeitweise auch in Bielefeld Jura studiert hat. Nach dem Staatsexamen hat sie für eine Flüchtlingshilfe-Organisation gearbeitet und ein öffentlich gefördertes Frauen-Projekt betreut. Eine Erfahrung, die nun mit einfließt in ihr politisches Engagement für die Links-Partei.
Landesvorsitzende in Niedersachsen
Das begann schon während des Studiums „Ich komme aus einer Arbeiterinnen-Familie. Ich musste immer mehr Leistung bringen“, stellt Ann-Christin Huber fest. Mit 17 Jahren wurde sie schon Mitglied in der Gewerkschaft Verdi und in der Links-Jugend aktiv, wenig später auch in der Partei „Die Linke“. Im Februar 2019 wurde sie sogar zur Landesvorsitzenden der Linksjugend gewählt, gehörte bis zu ihrem Wechsel nach Dortmund dem Landesvorstand der Partei in Niedersachsen an.
Genug politische Erfahrung also, um von der Links-Partei in Dortmund mit Freuden aufgenommen und gleich zur Direktkandidatin für den Wahlkreis 142 gekürt zu werden. „Ich wurde sehr herzlich aufgenommen“, blickt Ann-Christin Huber zurück.
Freizeit am Phoenix-See
Auch das hat dazu beigetragen, dass sie schnell wurde in Dortmund. „Ich fühle mich sehr wohl“, sagt die junge Politikerin. Und sie sieht sich auch in anderer Hinsicht in der Wahl ihres Wohnortes Hörde bestätigt. „Ich war anfangs überrascht von dem vielen Grün“, erzählt Ann-Christin Huber. Zum Wohlfühlen in Hörde trägt auch der Phoenix-See bei.

Das Zwangsarbeiter-Mahnmal auf der Kulturinsel des Phoenix-Sees ist einer der Orte, an denen sich Ann-Christin Huber mit der Geschichte ihrer neuen Heimat auseinandersetzt. © Oliver Volmerich
Mehr und mehr lernt sie auch die Geschichte des Ortes kennen, die Diskussion um den Strukturwandel mit der Sorge um Verdrängungseffekte durch die neu entstandenen Strukturen - das, was Fachleute „Gentrifizierung“ nennen. Mehr öffentlich geförderten Wohnraum für Familien mit Kindern wäre natürlich schön gewesen, stellt Ann-Christin Huber mit Blick auf die neu entstandenen Wohnquartiere am See fest. Aber sie stellt auch fest, dass der Phoenix-See als Erholungsraum für alle Schichten gut angenommen wird.
Frauenpolitik als Schwerpunkt
Ihre politischen Themen, mit denen sie sich auch als Bundestagskandidatin auseinandersetzt, gehen indes weit über Hörde und Dortmund hinaus. Bei den Linken in NRW ist sie inzwischen in der Landesarbeitsgemeinschaft Betrieb und Gewerkschaft aktiv. Frauenpolitik, Gleichstellung und innenpolitische Themen sind weitere Schwerpunkte.
Generell müsse etwas gegen Spaltung der Gesellschaft unternommen und Diskriminierung bekämpft werden. „Und wir müssen etwas gegen Gewalt gegen Frauen tun und Frauen einen Schutzraum bieten“, sagt Ann-Christin Huber.
Die Corona-Krise habe in Sachen Frauenpolitik für einen Rückschritt gesorgt, ist sie überzeugt. „Viele Frauen mussten zurückstecken, haben mehr unentgeldliche Care-Arbeit geleistet“, stellt Ann-Christin Huber fest. Das habe auch langfristige Folgen - etwa mit Blick auf spätere Rentenzahlungen. „Viele haben auch psychische Erkrankungen durch die Doppelt- und Dreifach-Belastung.“
Die Klimapolitik ist ein weiteres Thema für die 29-Jährige. „Die nächsten vier Jahre sind entscheidend“, ist sie überzeugt.
Entscheidung in Fußball-Frage
Für weitere Hobbys neben der Politik bleibt der Juristin nur wenig Zeit. In der Freizeit trifft sie sich gern mit Freunden und treibt Sport. In ihrer niedersächsischen Heimat hat sie sogar aktiv Fußball gespielt. „Bei uns gab es nicht so viel. Da mussten alle entweder Fußball oder Handball spielen“, berichtet sie.
In einer wichtigen Fußballfrage hat sich Ann-Christin Huber bereits entschieden. BVB oder Schalke? Auch wenn ein Teil ihrer Verwandtschaft, die im nördlichen Ruhrgebiet lebt, auf Königsblau stehen, sie drücke eher Schwarzgelb die Daumen, versichert die Neu-Dortmunderin.
Schließlich plant sie auch langfristig ihre Zukunft in Dortmund. Bis November 2022 läuft ihr Referendariat. „Wenn es danach mit einem Job klappt, bleibe ich hier“, versichert Ann-Christin Huber. „Ich bin gekommen um zu bleiben.“
Oliver Volmerich, Jahrgang 1966, Ur-Dortmunder, Bergmannssohn, Diplom-Journalist, Buchautor und seit 1994 Redakteur in der Stadtredaktion Dortmund der Ruhr Nachrichten. Hier kümmert er sich vor allem um Kommunalpolitik, Stadtplanung, Stadtgeschichte und vieles andere, was die Stadt bewegt.
