
© Joscha F. Westerkamp
Junge Weinbar in Dortmunds City verkauft ihren eigenen Hunde-Sekt
„GoodWineOnly“ im Rosenviertel
Mitten im Dortmunder Rosenviertel trotzt eine neue Weinbar seit über einem Jahr der Corona-Pandemie. Das „GoodWineOnly“ bietet 400 Weine, französische Atmosphäre - und sogar einen Hunde-Sekt.
Die Dortmunder Weinbar „GoodWineOnly“ verkauft Weine an jedermann – aber längst nicht nur Weine für jedermann. „Ich bin sehr stolz darauf, wie gemischt meine Kundschaft ist“, sagt Inhaber Alexander Hafer (42).
Gemischte Kundschaft
„Zu mir kommen ganz junge Leute, die erst den Einstieg ins Weintrinken wagen. Und dann geht das bis zu Senioren, die schon jahrzehntelange Wein-Erfahrung haben. Mit denen ich mich dann über Terroir und Jahrgangstiefen unterhalte.“

Die Weinbar wird umrandet von Weinregalen – und bewacht von goldenen Pudeln. © Joscha F. Westerkamp
Hafer hat nach seiner Schulzeit eine Kochlehre begonnen, dann noch ein Studium hinterhergeschoben: Lebensmitteltechnik mit Spezialgebiet Önologie, dem Studium der Weine. Daraufhin war er fünfzehn Jahre lang angestellt, bis er keine Lust mehr hatte und etwas Eigenes wollte.
Und er hat etwas Eigenes gefunden. Nur eine Straßenecke von seiner Wohnung entfernt, ein Ladenlokal, ganz in der Nähe der Reinoldikirche. „Aber nicht mitten in der vollen Innenstadt, sondern im wunderschönen Dortmunder Rosenviertel“, sagt er. Hier hat er seine eigene „Vinothek“ eröffnet, ein Lokal, in dem man Weine sowohl vor Ort trinken, als auch für zu Hause kaufen kann.

Die Weine sind nicht etwa nach Farben oder Preisen, sondern nach Herkunft sortiert. In einem Regal kommen sie aus Deutschland und Frankreich, im anderen aus Ländern der "Neuen Welt". © Joscha F. Westerkamp
Die Einrichtung ist durchaus speziell: Während die Weinregale an den pastellfarbenen Wänden ein insgesamt sehr stilvolles Ambiete erschaffen – man fühlt sich ein bisschen wie in Frankreich –, stehen auf dem Tisch zwei große goldene Pudel, die einander anstarren. Vor der Tür dann wieder ganz französisch: Unter Marquisen sitzt man auf mit Lammfellen bedeckter Fensterbank. „Irre beliebt“, wie Hafer sagt, „selbst bei Regen".

Unter den Marquisen kann man vor der Tür auf Lammfellen sitzen. © Joscha F. Westerkamp
Den Pachtvertrag unterschrieb er Mitte März 2020, genau in der allerersten Corona-Lockdown-Woche. Während des Lockdowns richtete er alles ein – und nach dessen Ende ging es los. „Dann lief alles sehr gut an“, erinnert sich Hafer. Allerdings, sagt er, sei es ja schon ganz anders gewesen, als er das damals erwartet hatte.
Ganz anders als erwartet
„Ich hab mir das alles so romantisch vorgestellt: Da kommt mal einer rein, man unterhält sich ein bisschen, verkauft hier und da eine Flasche Wein … Jetzt arbeite ich hier mit zwölf Mitarbeitern.“
Die Eröffnung sei – dem zweiten Lockdown zum Trotz – überragend geglückt. Über 400 verschiedenen Weine hat Hafer auf Lager, so eine große Auswahl habe keine andere Weinbar in Dortmund, behauptet er. „Und ich habe immer mindestens zwanzig offene Flaschen, die auch regelmäßig wechseln.“

Mindestens zwanzig Flaschen sind immer geöffnet, die regelmäßig wechseln. © Joscha F. Westerkamp
Während er sich mit echten Weinkennern zum Beispiel über das „Terroir“ (unter anderem der Boden der Rebstöcke) unterhält, tastet er sich mit Wein-Neulingen Stück für Stück an den für sie perfekten Wein heran.
Dann bringt er zwei, drei Flaschen an den Tisch und lässt probieren. „Viele Leute sagen, sie mögen keinen Wein. Dabei haben sie oft nur nicht den gefunden, der ihnen schmeckt. Weine können ja ganz unterschiedlich sein.“

Ein paar Käsestückchen zum Wein? Auch davon bietet das "GoodWineOnly" eine große Auswahl. © Joscha F. Westerkamp
Und gerade bei jüngeren Leuten, die noch mehr auf den Preis achten, sei es nicht unbedingt überraschend, wenn der Wein nicht so hervorragend schmeckt. „Ich kann natürlich gut verstehen, dass sie nicht so viel Geld ausgeben wollen. Aber bei einem Supermarkt-Wein für unter fünf Euro darf man nun mal nicht so viel Frucht erwarten.“

Viele Weine haben einen Preis, der die Zielgruppe nicht von vornhinein einschränkt. © Joscha F. Westerkamp
Frucht, erklärt Alexander Hafer, nenne man das Aroma bei Weinen. „Viele wundern sich dann, wenn sie das erste Mal einen etwas besseren Wein trinken, wie aromatisch der sein kann.“ Doch gute Weine gibt es bei ihm durchaus schon für unter zehn Euro. Der teuerste koste aktuell 700.
Und dann hat Hafer noch zwei selbst kreierte Sekte im Angebot, die sich, wie er stolz berichtet, sehr gut verkaufen. Zusammen mit einer befreundeten Winzerin habe er die entworfen – und gewidmet seinem Hund Günther. "Günther's Brut" gibt es als weißen Sekt und als Rosé – „und eine befreunde Grafikerin hat auch das Etikett mit meinem Dackel drauf entworfen“.

Alexander Hafer hat zwei eigene Sekte entworfen – benannt nach seinem Dackel Günther. © Joscha F. Westerkamp
Gebürtiger Ostwestfale, jetzt Dortmunder. In der zehnten Klasse mit Journalismus und Fotografie angefangen. Liebt es, mit Sprache zu jonglieren – so sehr, dass er nun schon zwei Bücher übers Jonglieren geschrieben hat.