„Das Personal hat gesagt, es geht nicht mehr“, so Pia Danielmeier. Seit 2019 ist die 30-Jährige Inhaberin des Kaffeehauses „Herr Liebig“. Bislang waren die Öffnungszeiten am Montag, Donnerstag und Freitag von 9 Uhr bis 17 Uhr und samstags und sonntags von 10 bis 17. Dienstag und Mittwoch sind Ruhetage.
Jetzt gibt es aber eine entscheidende Änderung: „Wir haben das Fenster verkleinert“, erklärt Danielmeier. Denn seit vergangener Woche gibt es sonntags verkürzte Öffnungszeiten. Statt bis 17 Uhr, hat das Café in der Liebigstraße 24 seit Sonntag, den 14. Januar nur noch bis 14 Uhr auf.
Überlastung im Lokal
Der Grund ist ein zu hoher Andrang in dem Lokal. „Es kommt immer alles auf einmal, und es fühlt sich so an, als fährt ein Bus vor und es kommen 50 Leute rein“, so die Inhaberin. Insbesondere seit zwei Cafés in der näheren Umgebung, am Sonntag keine Gäste mehr bedienen, sind die Gäste-Massen, die an dem letzten Tag der Woche ins Herr Liebig stürmen, nicht mehr zu bewältigen.
„Froilein Meier hat sein Konzept geändert. Die machen jetzt den Meierabend und das Kieztörtchen hat sonntags auch nicht mehr geöffnet“, sagt Danielmeier. „Vorher war der Andrang bei uns auch viel, aber es war anders zu bewältigen als jetzt.“
Inzwischen seien die Sonntage für das Team vom „Herr Liebig“ zu anstrengend „Es ist so viel zu tun, dass es nicht mehr machbar war. Die Leute waren auch unzufrieden“, erklärt Danielmeier. An den Sonntagen sei es für die Kunden regelmäßig zu langen Wartezeiten im Café gekommen. Teilweise konnten neue Bestellungen auch nicht mehr angenommen werden. „Es entsteht Unmut, und das ist schade, weil wir uns Mühe geben“, so Danielmeier.
„Es ist mega stressig“
„Es ist schön wenn der Laden voll ist, weil man guten Umsatz macht“, erklärt sie weiter. „Und es soll auch nicht so klingen, als würden wir nicht mehr wollen, dass Gäste uns besuchen“, sagt sie. Die anstrengenden Sonntagsschichten seien aber nicht mehr tragbar.
„Die Personalsituation ist sehr angespannt, und das Team sagt, es geht für uns gar nicht mehr.“ Bevor sich Leute aus dem Personal verabschieden beziehungsweise kündigen, möchte die Chefin diese deshalb entlasten. Aber nicht nur Pia Danielmeiers 16 Angestellte, darunter fünf Teilzeit- oder Vollzeitbeschäftigte und elf Minijobber auf 520 Euro Basis, sind ermüdet von den harten Sonntagen. Auch die Chefin spürt den Druck des Tages. „Es ist mega stressig“, sagt sie. „Ich bin auch schon oft über mein persönliches Limit gegangen und ich kann das auch gar nicht mehr“, erklärt sie.

„Es ist ja nicht nur die Schicht, sondern es gehört auch Vorbereitung und Nachbereitung dazu. Das ist sehr Zeitintensiv.“ Die Verkürzung der Schicht soll jetzt dazu beitragen Chefin und Personal zu entlasten.
Die Kunden reagierten darauf verständnisvoll. „Wir haben die Gründe einfach ganz offen und ehrlich kommuniziert.“
Ob die Verkürzung der Sonntagsschicht aber zu einer Entlastung führen wird, weiß Pia Danielmeier noch nicht. Die Möglichkeit, dass der Andrang gleich bleibt und bis 14 Uhr stattfindet, besteht. „Es ist natürlich möglich, dass die Leute einfach früher kommen“, sagt Danielmeier. „Das ist aber nur eine Mutmaßung.“
Personal gesucht
Das Lokal sonntags ganztägig geschlossen zu lassen, kommt für die Inhaberin Pia Danielmeier aber nicht infrage. „Das fände ich doof. Ein Café ist dafür da, dass man auch am Wochenende hingeht“, sagt sie. Stattdessen hofft sie sogar, dass es ab einem bestimmten Punkt wieder möglich sein wird, die Öffnungszeiten des Cafés am Sonntag zu erweitern. „Ich hätte es schon gerne, dass es wieder bis 17 Uhr geht.“
Dafür müsste sich aber etwas an der Personalsituation im Café-Team ändern. „Wenn es mehr Bereitschaft gäbe am Wochenende zu arbeiten, würde es sich schon verändern“, erklärt sie. Deshalb sei sie auch immer auf der Suche nach passendem Vollzeit- oder Teilzeitpersonal. Dabei käme es ihr nicht auf eine abgeschlossene Berufsausbildung im Gastronomie-Bereich an, sondern auf andere Qualitäten, die ein Bewerber oder eine Bewerberin mitbringen müsste. „Man muss nichts in die Richtung gelernt haben“, erklärt sie.

„Auch eine gelernte Friseurin käme infrage. Man kann alles hier lernen.“ Wert läge sie aber darauf, dass die Person zum einen ins Team passe. Zum anderen freundlich sei und gut mit den Gästen klarkomme. „So wie man sich eine Servicekraft halt vorstellt“, sagt Danielmeier.
Die 30-Jährige kann sich aber auch Alternativen vorstellen, um den Kundenandrang zu bewältigen. „Vielleicht könnte man auch einfach noch ein To-Go-Geschäft aufmachen. Dafür würde sich dieses Lokal aber nicht anbieten“, sagt sie. „Vielleicht mache ich einfach noch ein anderes Café auf.“ Mit dem Gedanken spiele sie wohl schon etwas länger. Es bleibt abzuwarten, wie genau sich die Situation im „Herr Liebig“ entwickelt.
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