Was Mieter von LEG und Vonovia aufregt

33.000 Wohnungen in Dortmund

Hausmeister, die nie gesehen werden, dafür aber in den Nebenkostenabrechnungen auftauchen. Ein "Müllmanagement", von dem kein Mieter weiß, worin es besteht. Saftige und überhöhte Mietaufschläge nach Modernisierungen: Die Mieter von LEG und Vonovia singen lange Klagelieder.

DORTMUND

, 16.05.2017, 16:36 Uhr / Lesedauer: 2 min
Die Mieter im Depot diskutierten über ihre börsennotierten Vermieter. Hier halten sie Plakate mit Anregungen und Forderungen an die LEG hoch.

Die Mieter im Depot diskutierten über ihre börsennotierten Vermieter. Hier halten sie Plakate mit Anregungen und Forderungen an die LEG hoch.

Das wurde einmal mehr bei der Diskussionsveranstaltung „Wohnen im Renditehimmel“ deutlich, zu der der Deutsche Mieterbund ins Theater im Depot geladen hatte. Rund 100 Experten sowie Mieter und ihre Beiräte aus Dortmund, den umliegenden Städten und sogar aus Frankfurt und Hamburg waren gekommen. In ihrem Visier: die Geschäftspolitik von Börsen notierten Wohnungskonzernen wie Vonovia und LEG. „Wir brauchen jetzt Eingriffe der Politik in das Geschäftsgebaren dieser Unternehmen“, forderte Hans-Jochem Witzke, Vorsitzender des NRW-Mieterbundes.

Der Streit um Betriebskostenabrechnungen ist fast chronisch. Mietern würden Kosten für „Hausmeister-Tätigkeiten“ in Rechnung gestellt, von den niemand sagen könne, worin diese Tätigkeiten bestünden. „Wir sollen für einen Hauswart zahlen, der nie zu sehen ist“, schimpfte LEG-Mieter Wolfgang Freitag. Er sprach vielen aus dem Herzen.

"Die Gesellschaften lassen sich immer wieder Neues einfallen"

Auch der Kostenblock „Müllkostenmanagement“ sorgte für Fragezeichen. Ein Vonovia-Mieter aus Kley machte unter dem Gelächter der Zuhörer deutlich, was er davon hält: Da nichts geschehen sei, habe er vor Kurzem selber Hand angelegt und „neun Stunden“ für Sauberkeit gesorgt. Die Rechnung, 10 Euro/Stunde, werde er Vonovia zusenden. „Die Gesellschaften lassen sich immer wieder Neues einfallen“, sagte Martin Grebe vom Dortmunder Mieterschutzverein.

Dabei dürften diese Kosten den Mietern gar nicht aufgebürdet werden, findet Grebe. Man werde das gerichtlich prüfen lassen. Die Wunschliste speziell an die LEG ist lang und detailliert: Die Mieter möchten verständliche Abrechnungen. Im Falle von Widersprüchen dürfe es erst einmal keine weiteren Mahnungen geben. Defekte Heizungen in den Wohnungen seien rechtzeitig zu reparieren; und darüber hinaus solle die LEG dafür sorgen, dass sie bei Beschwerden ohne lange Wartezeit am Telefon erreichbar sei.

Bilanzen auffrischen

Dabei ist der Dauerstreit um die Nebenkosten nur ein Teil des Problems. Noch schwerer wiegen die Mieterhöhungen, die Mietern von LEG und Vonovia in Dortmund und andernorts ins Haus flattern. Einzelne Modernisierungsmaßnahmen machten gar keinen Sinn, kritisierte Mieter Wolfgang Freitag. Etwa, wenn die LEG Balkone an Häuserseiten anbaue, die von der Sonne gar nicht erreicht würden. Einziger Zweck sei es, den Wert der Immobilien zu steigern und so die Bilanzen aufzufrischen. Hinzu komme, dass einige Arbeiten als „Instandsetzung“ zu betrachten seien. Die dürften zwar nicht auf die Mieten umgelegt werden, versucht werde es aber trotzdem.

Die Modernisierungskosten dagegen dürfen den Mietern aufgebürdet werden: Bis zu 11 Prozent können auf die Jahresmiete umgelegt werden. Obwohl die Unternehmen lediglich zwei Prozent Zinsen für das aufgenommene Kapital zu tragen haben. Eine Gewinnspanne, die sich positiv auf die Bilanzen auswirkt. Aber negativ auf die Mieter, die mit teils drastischen Mietsprüngen zu kämpfen haben.   Folge: Viele ziehen aus. „So entstehen Verdrängungseffekte“, erklärte Tobias Scholz vom Dortmunder Mieterverein. „Die Bewohnerschaft wird neu sortiert.“

"Für die Mieter ist es schwierig, sich zu wehren"

Jüngstes Beispiel: Die LEG will ihre Häuser im Bereich Große Heimstraße modernisieren. Folge: In mindestens einem Haushalt soll nun die Kaltmiete von 5,37 Euro/Monat auf 7,91 Euro/Monat steigen. Wo kein qualitativer Mietspiegel vorhanden sei, habe die LEG „relativ leichtes Spiel“, sagte eine Mieterschützerin. Wo er vorhanden ist, wie in Dortmund,  werde er bis zum Anschlag ausgereizt. „Für die Mieter ist es schwierig, sich zu wehren“, weiß Scholz vom Dortmunder Mieterverein. „Wer dagegen angeht, muss lange durchhalten.“ Daniel Zimmermann vom NRW-Mieterbund warnte davor, Börsen notierte Unternehmen romantisch als einen Wohnraumversorger zu betrachten, der sich um seine Mieter kümmert: „Es sind AG, die sich ihren Aktionären und der Rendite verpflichtet fühlen.“ Nun soll die Politik eingeschaltet werden. Inniger Wunsch einer Mieterin. „Wir wollen, dass es wieder wie früher wird.“

Vonovia und LEG halten in Dortmund zusammen rund 33.000 von  rund 245.000 Mietwohnungen. Vonovia will 1,12 Euro/Aktie an seine Eigentümer ausschütten. Die LEG steigert sich von 2,26 Euro/Aktie auf  2,76 Euro/Aktie.

Vonovia hält mit 20.000 Wohnungen den größten Bestand in Dortmund. An zweiter Stelle folgt die kommunale DOGEWO21 mit 16.000 Wohnungen. Platz Drei belegt die LEG (13.000 Wohnungen). Viertgrößte Gesellschaft  ist der Spar- und Bauverein mit 12.500 Wohnungen.

 

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