
© dpa
„Es wäre ein reines Wunder, wenn wir keine Sterbefälle unter 30 bekommen“
Gesundheitsamt Dortmund
Die vierte Corona-Welle hat Dortmund im Griff, Infektionen treffen aktuell vor allem Jüngere. Der Gesundheitsamtsleiter rechnet mit Todesfällen in dieser Gruppe und hat einen eindringlichen Appell.
Die vierte Corona-Welle ist in Dortmund „jünger“ als die vorherigen: Der Altersdurchschnitt der neu gemeldeten Fälle ist unter 30 Jahre gerutscht, erklärte Dr. Frank Renken, Leiter des Gesundheitsamts, in dieser Woche. Erschreckend hoch liegen die Werte, wenn man die Inzidenz nach Altersgruppen aufschlüsselt.
Für die Altersgruppe 5 bis 14 Jahre erreichte sie am Donnerstag mit 519,19 einen neuen Rekordwert, für die Gruppe 15 bis 34 lag sie bei 238,96. Die allgemeine Inzidenz betrug am Freitag (27.8.) laut RKI 159,6.
Prognose: Auch jüngere Covid-Patienten unter Todesfällen
Die hohen Neuinfektionszahlen, speziell unter Jüngeren, bedeuten für das Gesundheitsamt große Probleme bei der Nachverfolgung der Einzelfälle. Und auch auf die Situation in den Krankenhäusern werde sich diese Entwicklung noch auswirken, so Renken im Interview mit unserer Redaktion: Man schätze zwar, dass es „keine Überbelastung des Gesundheitssystems mehr geben wird.“
Aber: „Wir werden auf jeden fall noch eine deutliche Erhöhung der Behandlungszahlen sehen – nach Anstieg der Inzidenz dauert es zwei bis drei Wochen, bis die Welle in den Krankenhäusern ankommt.“
Zwar stimme es, dass junge Menschen im Durchschnitt nicht so schwer an Covid-19 erkranken. „Aber das stimmt natürlich nicht für den Einzelfall. Wir werden schwerste Krankheitsverläufe bekommen, auch bei jungen Menschen, auch unter 30 Jahren“, so Renken.
Und weiter: „Es wäre ein reines Wunder, wenn wir in den nächsten vier Wochen nicht auch Sterbefälle unter 30 Jahren bekommen, weil diese Erkrankung auch bei jungen Leuten im Einzelfall sehr schwer sein kann.“
Zudem warnt Renken junge Menschen eindringlich davor, die Folgen der Erkrankung zu unterschätzen: Ein Drittel aller Fälle, die einen schweren Krankheitsverlauf hatten und beispielsweise beatmet werden mussten, behielten für ihr gesamtes weiteres Leben Einschränkungen der Lungenfunktion.
Dringender Appell an Jüngere: Impfung schützt
„Das heißt, er wird nie wieder so leistungsfähig, wie er vor der Infektion gewesen ist. Wer Sport betrieben hat, muss unter Umständen damit rechnen, dass er seinen Sport nicht mehr ausüben kann“, so Renken.
In vielen Fällen sei das leider nicht mehr zu verhindern, „weil die Infektionswelle läuft.“ Aber er weise alle jungen Menschen dringend darauf hin: „Überlegen Sie sich nochmal gut, ob Sie sich nicht doch impfen lassen. Und zwar nicht nur, um andere zu schützen, sondern auch um sich selber zu schützen.“
1983 im Münsterland geboren, seit 2010 im Ruhrpott zuhause und für die Ruhr Nachrichten unterwegs. Ich liebe es, mit Menschen ins Gespräch zu kommen, Fragen zu stellen und vor allem: zuzuhören.

Jahrgang 1977 - wie Punkrock. Gebürtiger Sauerländer. Geborener Dortmunder. Unterm Strich also Westfale.
