Dortmund vor 140 Jahren Wer Straßenbahn fuhr, galt als Verschwender und Protzer

Geschichtsverein erinnert an die Anfänge der Straßenbahn in Eving
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Vor 119 Jahren wurden die Straßenbahnen in Eving elektrifiziert. Mit diesem Thema befasst sich der Evinger Geschichtsverein am Montag (20.3.).

„Ältere Evinger erinnern sich noch, dass Straßenbahngleise bis in die 1970er-Jahre von Minister Stein über die Bergstraße, das einstige Evinger Zentrum, zur Schleifenstraße führten. Dort wendete die Straßenbahn in einer großen Runde, um zurück in die Innenstadt zu fahren“, sagt Uli Möller, der stellvertretende Vorsitzende des Geschichtsvereins. 1927 wurde die Strecke über die Bergstraße eröffnet und 1973 eingestellt. „Die Strecke zweigte von der ältesten Dortmunder Gleislinie ab“, erklärt Klaus Hufenbach, der seit über 50 Jahren den Dortmunder Nahverkehr erforscht.

Begonnen hat die Geschichte der Straßenbahn in Dortmund im Jahr 1881. Straßenbahnfahren war zunächst der reine Luxus. „Ein Handwerksmeister hätte es 1881 nicht gewagt, mit der allerersten Straßenbahn Dortmunds, Waggons mit 12 Plätzen, die von Pferden zwischen Steinplatz und Fredenbaum gezogen wurden, zu fahren, denn“, so Klaus Hufenbach, „seine Kunden hätten ihn in den Verdacht des Verschwendens und Protzens gestellt“. Die kurze Strecke zu fahren kostete etwa den Stundenlohn eines Arbeiters.

Zunehmend wuchs das bald städtische Liniennetz, auch mit Schienen, die in Dortmund produziert wurden. Bald führte das bis heute bestehende Gleisnetz über die Innenstadt in alle Himmelsrichtungen. Nur nächtliche Gütertransporte mit der Straßenbahn setzen sich nicht durch, und 1894 endete das Schuften der Pferde vor den Straßenbahnwagen. Die Straßenbahnwagen wurden nun elektrisch angetrieben und die gepflegten, gut trainierten Pferde wurden gern von Brauereien für die Bierwagen übernommen.

Nach der Elektrifizierung dauerte es noch zehn Jahre, bis 1904 eine neue elektrifizierte Strecke vom Fredenbaum über Eving und Brechten nach Brambauer in Betrieb ging, genau auf der Strecke der heutigen U41. Von der neuen Strecke führte damals noch ein Abzweig von Minister Stein über die Deutsche, Preußische und Bayrische Straße weiter über Schulte Rödding zum Markt Lünen. Dieser Streckenabschnitt wurde nach zehn Jahren stillgelegt und die Reststrecke über die Bornstraße angeschlossen.

Über die Wiederinbetriebnahme der alten Strecke zwischen Minister Stein und Schulte Rödding wurde in der 1920er-Jahren ebenso wie nach dem 2. Weltkrieg und in der 1960er-Jahren mit dem Bau des Bahnhofs Schulte Rödding diskutiert. Die Pläne wurden nicht verwirklicht. Was bis in die 1960er-Jahre blieb, war eine Sammelstelle für Kehricht, der mit einer im Depot Immermannstraße gebauten Gleisreinigungsmaschhine zusammengetragen wurde. Jedoch entstanden auch sieben neue Buslinien für Eving.

Bau der Weiche für den Abzweig von der Evinger Straße (damals Chauseestraße) zur Deutschen Straße Richtung Derne. Das Foto entstand 1903, als das Amt Eving noch selbständig war und noch nicht zu Dortmund gehörte
Bau der Weiche für den Abzweig von der Evinger Straße (damals Chauseestraße) zur Deutschen Straße Richtung Derne. Das Foto entstand 1903, als das Amt Eving noch selbständig war und noch nicht zu Dortmund gehörte. © Archiv Geschichtsverein

Insgesamt haben Bus und Bahn die Dortmunder Stadtentwicklung seit bald 150 Jahren mitgeprägt. Sie waren Wegbereiter der Industrialisierung, bringen Menschen zur Arbeit oder zur Schule und wieder nach Hause. „Heute kommen Bus und Bahnen im Rahmen der Verkehrswende eine Schlüsselrolle zu, so dass die Nahverkehrs-Geschichte sicher noch ein paar spannende Kapitel schreibt“, fasst Wolfgang Skorvanek, Vorsitzender des Evinger Geschichtsvereins, Vergangenheit und Zukunft des öffentlichen Personennahverkehrs zusammen.

Bei dem Themenabend des Vereins zum Nahverkehr in Dortmund-Eving unter der Leitung von Klaus Hufenbach und Wolfgang Skorvanek am Montag (20.3.) ab 18 Uhr im Wohlfahrtsgebäude (Evinger Schloss), Nollendorfplatz 2, geht es um Vergangenheit und Zukunft öffentlicher Verkehre. Der Zugang zum Saal des Evinger Geschichtsvereins in der Ersten Etage des Wohlfahrtsgebäudes ist barrierefrei und die Teilnahme an der Veranstaltung kostenfrei.

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