Gespannt verfolgte das Publikum im voll besetzten Saal der "Alten Post" den Film über Lanstrop. © Uwe Brodersen

Lanstrop-Film hatte Premiere

Vielschichtiges Portrait über Lanstrop als „Insel im Ruhrgebiet“

Viele Leute gehen ins Kino, um Action, Krimispannung oder humorvolle Verwicklungen zu sehen. Nicht so in Lanstrop. Dort war der Ort selbst in all seinen Facetten der Leinwandstar.

Lanstrop

, 30.11.2019 / Lesedauer: 3 min

Das Interesse beim Publikum im voll besetzten Saal der Gaststätte „Alte Post“ war riesengroß. Es waren vor allem die Lanstroper selbst, die wissen wollten, was der 92-minütige Film von Uwe Koslowski über ihren Stadtteil zeigen würde. „Ich wohne seit Jahrzehnten hier, kenne den Ort durch Spaziergänge eigentlich sehr gut, lasse mich aber gern überraschen“, sagte Ernst Rudnick, einer der gut 100 Zuschauer.

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Besonders die Perspektive von oben durch die Aufnahmen mit einer Drohne weckte die Neugier. „Wir sind vor 30 Jahren hierher gezogen, haben die Entwicklung und Veränderung Lanstrops verfolgt“, erzählte Marion Winter, „aber vielleicht haben wir ja etwas versäumt, was der Film jetzt behandelt“. Und auch die Scharnhorster Bezirksverwaltungsstellenleiterin Marion Hardt, die zwar auch dienstlich da war, um zu sehen, welche Impulse das Stadtbezirksmarketing aus dem Film erhalten kann, verriet, dass sie früher in Lanstrop gewohnt hat und mehr über ihre alte Heimat erfahren wollte.

Viele Luftaufnahmen zeigen Lanstrop von oben

Die großen Erwartungen wurden nicht enttäuscht: Mit langsamen Kamerafahrten und in schönen Bildern, darunter vielen Luftaufnahmen, hat der Filmemacher ein vielschichtiges Portrait Lanstrops zusammengestellt. Die Akteure dabei sind kenntnisreiche Zeitzeugen, aber auch Pferde, Rehe oder Gänse, die durchs Bild laufen, dann die Bauernhöfe, die den Ort geprägt haben, und die markanten Bauten, die für Lanstrop stehen wie der ehemalige Adelssitz Haus Wenge, die katholische Kirche St. Michael und der Wasserturm außer Diensten, das „Lanstroper Ei“, Landmarke und Wahrzeichen des nordöstlichsten Dortmunder Stadtteils. Manchmal werden alte schwarz-weiß-Fotos eingeblendet.

Uwe Koslowski spürt auch Dingen nach, die nicht mehr da sind, etwa der Burhag-Siedlung für Bedürftige, in der einst rund 1000 Menschen zusammengepfercht wohnten. Das wurde stark kritisiert, was zum Abriss der Sammelunterkünfte Mitte der 1970er Jahre führte.

Über das große Publikumsinteresse am Lanstrop-Film freuten sich (v.l.) Regisseur Uwe Koslowski, wissenschaftlicher Berater Horst Delkus und Matthias Hüppe von der Siedlergemeinschaft Lanstrop, der die Einführung gab. © Uwe Brodersen

Man wundert sich, wieviel Aspekte es im beschaulichen Lanstrop gibt: Das reicht von den Gewässern wie dem Lanstroper See, die durch Bergsenkungen entstanden sind, über die ehemaligen Ziegeleien, den Malakowturm an der Roten Fuhr, die Deponie Nordost und den Männer-Gesang-Verein Frohsinn bis zu den sportlichen Erfolgen von Teutonia Lanstrop und den Plänen für eine Gartenstadt auf der Fläche der ehemaligen Hauptschule. Dargestellt werden auch die Bevölkerungsentwicklung, die Schulen und der Bau der Großsiedlung in den 1960er Jahren, der zunächst zu Spannungen mit dem alten Dorf führte. Doch mittlerweile sind beide Teile Lanstrops zusammengewachsen.

Viel Bekanntes aus ungewöhnlicher Perspektive sahen die Lanstroper, doch mitunter erhielten sie Informationen, die auch für die meisten von ihnen neu waren: Wer weiß schon, dass in der Gaststätte „Alte Post“ an der Lanstroper Straße die erste Postagentur des Ortes eingerichtet wurde? So erfuhr man, dass sich dort Briefe frankieren ließen, im Saal die Rente ausgezahlt wurde und der erste öffentliche Fernsprecher - für lange Zeit der einzige in Lanstrop - sich im Gesellschaftszimmer befand.

Wenn die Sonne über Lanstrop aufgeht

Das Publikum spendete beim Abspann reichlich Applaus für dieses Portrait einer „Insel im Ruhrgebiet“. Der Regisseur Uwe Koslowski (52) vom Filmklub Dortmund, der den Film in Kooperation mit der Siedlergemeinschaft Lanstrop in einem halben Jahr gedreht hat, hat selbst 22 Jahre lang in Lanstrop gelebt. „Bei den Dreharbeiten habe ich mich neu in Lanstrop verliebt“, erzählt er. „Wenn man morgens um 6 Uhr bei Sonnenaufgang mit der Kamera unterwegs ist, sieht man, wie schön es ist.“ Wissenschaftlich begleitet wurde der Streifen von Horst Delkus, der dem Filmemacher viele Anregungen gegeben hat.

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