
© Oliver Schaper
Unterwegs mit Senioren, die sich mit Qigong und Walking weiter fit halten
Fitness-Serie
Seit 18 Jahren läuft Brigitte Raddatz durch den Rombergpark. Sie und viele andere machen im Rombergpark Seniorensport. In ihrem Jungbrunnen fließen Schweiß und Holunder-Wasser.
Brigitte Raddatz läuft seit 18 Jahren mit ihren Walking-Gruppen durch den Botanischen Garten Rombergpark. Vier Gruppen betreut die Übungsleiterin beim Kneipp-Verein inzwischen, drei donnerstags und eine am Dienstag. Rund ein Dutzend Kneippianer sind jedes Mal am Start – 60 die Jüngsten, 80 die Ältesten. Damals, im Herbst 2000, ging die Autorin dieser Zeilen mit auf die Walking-Runde. Und jetzt, um fast zwei Jahrzehnte gealtert, ist sie wieder dabei.
„Cardio-Aktiv-Gruppe“, was sich anhört wie ein Reha-Programm für Herzkranke meint in Wirklichkeit Prävention, Vorbeugung. Wie gut das funktioniert, dafür stehen zahlreiche Beispiele unter den treuen, zumeist weiblichen Walking-Teilnehmern. Viele hätte im Laufe der Jahre diverse Ersatzteile bekommen, sagt Brigitte Raddatz (67), und fügt schnell hinzu, wer fit sei, verkrafte eine Hüft-OP aber sehr viel besser.
Fitness erfordet auch Selbstdisziplin
Fit, das ist inzwischen auch Irmtraud Stöcker. 76 Jahre zählt die frühere Bankangestellte. Sie darf stolz sein auf ihre Selbstdisziplin. Ja, früher sei sie übergewichtig gewesen. Durch eisernen Willen und bewussten Verzicht auf vieles, was die allein erziehende Mutter eines Sohnes einst in sich hineinsteckte, nahm sie 25 Kilogramm ab. Jetzt geht Irmtraud Stöcker mindestens zweimal in der Woche walken, nicht nur in den Gruppen von Brigitte Raddatz.

Zwischen den Blütenreihen des Rombergpark macht (Senioren-) Sport besonders Spaß. © Oliver Schaper
Außerdem legt sie täglich Qigong-Einheiten ein. „Ich habe damit meine chronischen Nebenhöhlenvereiterungen besiegt. 30 Jahre lang habe ich darunter gelitten, bekam immer wieder Antibiotika verschrieben, das ist jetzt vorbei.“ Irmtraud Stöcker strahlt. Sie bewegt ihre Arme über Kopf, aber links reicht es nicht ganz. Ein böser Treppen-Sturz bescherte ihr eine gebrochene Schulter samt Operation einer Metallplatte ins komplizierte Gelenk, um es zu stabilisieren.
Qigong zur Entspannung
Irmtraud Stöcker lässt sich nicht entmutigen. Vor einer halben Stunde startete die Walking-Gruppe vor dem Zoo-Eingang nach links in den Botanischen Garten, steuerte schnurstracks auf die jetzt herrlich duftende Linden-Allee zu, drehte, legte schnelle Walking-Intervalle ein und bildet nun einen großen Kreis im Pappel-Rondell.
Qigong-Lehrer Albert Ast gibt der Gruppe eine Entspannungs-Einheit vor. Ast, 80, gertenschlank und neugierig, immer neue Übungen dieser chinesischen Meditations-, Konzentrations- und Bewegungsform einzustudieren, gibt sein Wissen auch weiter bei den von ihm geleiteten Qigong-Wochen auf Norderney. „Ich habe gelernt, wie man die Energie auf die Körperoberfläche lenken kann. Und dies ohne Akupunktur“, sagt Ast. Irmtraud Stöcker hat er total überzeugt. Sie schwört auf Quigong zur Ankurbelung ihres Immunsystems.
Mit Holunder-Wattebäuschchen gegen die Falten
Die fünf Säulen der Gesundheitslehre von Sebastian Kneipp – bei jeder Einheit im Botanischen Garten werden sie gelebt: Wasser, Pflanzen, Bewegung, Ernährung und Balance. Brigitte Raddatz hat ihr selbst angesetztes Holunder-Wasser dabei, eine herbe Erfrischung aus Pappbechern, die später wieder eingesammelt werden, und dazu ein Schönheits-Quell.

Watte und Holunder-Wasser sind Brigitte Raddatz‘ Geheimrezept gegen Falten. © Oliver Schaper
Die Übungsleiterin verteilt Wattebäuschchen. „Damit tupfen wir unsere Falten weg“, scherzt ein Gruppenmitglied. Letzte Woche lernten die Walker viel über Säure, Basen und Salze. „Holunder-Wasser ist total basisch“, so Raddatz, „ganz viele Menschen sind sauer. Ungesund. Ihnen würde Holunder helfen.Ich schaue auf Irmtraud Stöcker, die wissend nickt. Die Quigong-Übungen führt sie deutlich geschmeidiger aus als ich. Trotz der Schulter. Der Schmerz ist verflogen.
Ulrike Böhm-Heffels wurde 1956 in Dortmund geboren. Sie ist seit 1976 journalistisch für die Ruhr Nachrichten tätig. Zu ihren Schwerpunkten zählen gesundheitspolitische Berichterstattung, soziale Themen, aber auch gastronomische.