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Auch das Gehirn bleibt beim Sport länger fit
Walking und Qigong: Seniorensport hält im Alter fit
Dr. Martin Haas ist Chefarzt der Geriatrie am Klinikum Westfalen in Lütgendortmund. Der Facharzt für Altersmedizin hält Sport in jedem Alter für sehr sinnvoll, vorausgesetzt, ältere Sportler beachten dabei ein paar Dinge.
Wenn jemand noch nie in seinem Leben sportlich aktiv war und erst im Alter von, sagen wir 50, 55 Jahren damit anfangen möchte, bringt dies noch etwas für die gesamte Fitness?
Regelmäßige Bewegung ist in jedem Alter sinnvoll. Sie kann die Lebensqualität verbessern und präventiv viele Krankheitsrisiken senken. Ausmaß und Intensität sollten aber an das Alter und an Vorerkrankungen angepasst sein.
Wie lange lässt sich überhaupt Sport treiben?
Grundsätzlich gibt es keine formale Altersgrenze für den Sport. Im Zweifel sollten Aktivitäten mit einem Arzt abgestimmt werden. In vielen Fällen können spezielle Angebote von Gruppenaktivitäten ideal sein, zum Beispiel Lungensport oder Koronarsport.
Welcher Sport ist im Alter nicht sinnvoll?
Ohne Vorbereitung sollten gerade Spitzenbelastungen im fortgeschrittenen Alter gemieden werden. Das gilt für das Herz-Kreis-Lauf-System ebenso wie für Gelenke und Muskulatur. Stoßbelastungen zum Beispiel sind insbesondere bei Gelenkschädigungen oder künstlichen Gelenken zu vermeiden. Auf Ausdauerübungen sind in vielen Fällen Schnellkraftübungen vorzuziehen. Ein schon lange ausgeübter Sport mit der entsprechenden technischen Fertigkeit und Sicherheit kann in vielen Fällen auch im höheren Alter eine sinnvolle Betätigung sein. Oft werden auch Belastungen wie zum Beispiel Saunagänge, Reisehektik oder psychische Krisen unterschätzt: hierbei werden dem Körper adhoc erhebliche Reserven abverlangt. Eine gute Konstitution mit regelmäßigem Training kann diese Reserven aufbauen.
Wirkt sich Sport auf das Gehirn/das Gedächtnis aus?
Bewegung trainiert nicht nur die Muskulatur und das Kreislaufsystem, sondern auch das Gehirn. Regelmäßige Bewegung kann die geistige Leistungsfähigkeit fördern und helfen, sie zu erhalten. Das gilt nicht nur für spezielle Koordinationsübungen unter fachlicher Anleitung, sondern auch grundsätzlich für aktive Bewegung. Wer lange selbstständig und mobil bleiben möchte, der kann mit regelmäßiger Bewegung viel für sich tun. Hier hat das Tanzen in wissenschaftlichen Untersuchungen einen nachgewiesen positiven Einfluss auf den Erhalt geistiger Fähigkeiten.
Inwiefern?
Der Zusammenhang von Bewegung und mentaler Gesundheit ist Gegenstand umfassender Forschungsprojekte: Die Koordination von Bewegungen erfordert mentale Leistungen. Gerade hier können im Alter oder bedingt durch entsprechende Erkrankungen Defizite auftreten. Umgekehrt bedeutet ein Training dieser Bewegungen zugleich auch ein Training der entsprechenden Leistungen unseres Gehirns. Insbesondere können durch Wiederholungen neue Abläufe eintrainiert werden, die sich an die geänderten körperlichen Verhältnisse schonend auswirken. So werden zum Beispiel Bewegungsabläufe speziell für fortgeschrittenen Gelenkverschleiß muskulär unterstützt und die Aktivität langfristig erhalten.
Was raten Sie als Arzt vor dem Beginn eines Trainings?
Vor einer körperlichen Belastung sollten die Trainingsbedingungen vorbereitet werden: dazu zählt eine geordnete Umgebung mit entsprechender Kleidung und Ausrüstung. Die Muskulatur sollte langsam auf die höhere Leistung vorbereitet werden. Dazu zählen Aufwärm- und Dehnungsübungen. Auch an die Erholungsphase nach dem Sport sollte vorher gedacht werden: ausreichende Getränke, Köperpflege und Ruhephasen schaffen eine Belohnung für die nächste Sporteinheit. In der Gruppe, zum Beispiel in einem Sportverein, ist die Motivation langfristig höher.bö
Ulrike Böhm-Heffels wurde 1956 in Dortmund geboren. Sie ist seit 1976 journalistisch für die Ruhr Nachrichten tätig. Zu ihren Schwerpunkten zählen gesundheitspolitische Berichterstattung, soziale Themen, aber auch gastronomische.