„Hier bin ich“, sagt Sar Adina Scheer. Sie sitzt auf einem weißen Würfel und wartet ungeduldig auf ihren Spielpartner Andreas Ksienzyk. So startet die poetisch-fantasievolle „Time out“-Inszenierung von Antje Siebers im Sckelly, der kleinen Spielstätte des Kinder- und Jugendtheaters an der Sckellstraße in Hörde.
In Christina Ketterings „Spiel um Geschwindigkeit“ - so der Untertitel - für Kinder ab sechs Jahren, das am frühen Freitagabend umjubelte Premiere feierte, geht es um das Thema Zeit. Mit nur zwei Schauspielern wird die Zeit in 50 Minuten erlebbar gemacht - mal mit ruhigen, mal mit temporeichen Szenen, verstärkt werden die unterschiedlichen Stimmungen mit Musik und Sounds von Michael Kessler.
Spiel mit Illusionen
So spielt das Duo, das ein bisschen an das Figurenpaar Estragon und Wladimir aus Samuel Becketts Theaterklassiker „Warten auf Godot“ erinnert, einen hektischen Alltagstag mehrmals durch, aber fängt auch schon mal herumschwirrende Gedanken ein. Die Regie setzt auf die Imaginationskraft der Kinder, und das junge Publikum lässt sich auf das Spiel mit Illusionen ein.
Denn die Spielfläche, zur Hälfte von einer Lichtschnur umrundet, ist bis auf einen riesigen und viele kleine weiße Würfel leer. In dieser schick-schlichten Ausstattung von Julia Schiller lässt Sar Adina Scheer mithilfe eines Mini-Würfels die Sonne im Sekundentakt auf und unter gehen - reißt am Tag die Augen auf, schließt sie in der Nacht.
Farbklecks ist ein Vollmond
Schwarz-weiß sind auch die Kostüme, die Mimen tragen Anzüge aus Karo- und Streifenstoffen, die seitenverkehrt zusammengenäht sind. Einziger Farbklecks in dieser schönen Aufführung ist ein gelber Luftballon, den Andreas Ksiensyk zum Vollmond aufbläst.
Die beiden Protagonisten spielen mit den Würfeln, nutzen sie als Hocker oder setzten sie zu einem riesigen Baum zusammen, um das Leben einer Frau und die Wiederholung der Jahreszeiten zu verdeutlichen.
Wettrennen begeistert Kinder
Die unterschiedliche Wahrnehmung vom Vergehen der Zeit wird mit einem Spiel veranschaulicht. Da tauscht das hyperaktive Kind mit dem langsamsten Kind der Welt, Schnecke genannt, die Rollen.
Es gibt ein Wettrennen, das die jungen Zuschauer begeistert. Denn während Andreas Ksienzyk rasend seine Runden über die Bühne dreht und aus der Puste gerät, kommt Sar Adina Scheer als Schnecke kaum von der Stelle und nimmt sich die Zeit, ihre Umgebung zu betrachten.
Weitere Termine
Die einfallsreiche Inszenierung steht am 26. Februar, 15., 29. und 30. März 2023 wieder auf dem Spielplan. Karten gibt es im Kundencenter des Theater Dortmund (Platz der Alten Synagoge), unter Tel. 5027222 und im Internet unter www.theaterdo.de
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