Bürgern aus der Ukraine, die auf der Flucht vor dem russischen Angriffskrieg in Dortmund gelandet sind, war es aufgefallen – und sie waren irritiert: Auf der städtischen Homepage wirkte Dortmunds Städtepartnerschaft mit der russischen Stadt Rostow am Don so aktiv wie alle anderen sieben Städtepartnerschaften. So berichtet es Antje Joest, Vize-Vorsitzende der Ratsfraktion FDP/Bürgerliste.
Die Geflüchteten hätten bei einer Veranstaltung zum letzten Weltkindertag, an dem sie teilnahm, ihr Befremden darüber bekundet, so Joest. Zumal der Rat bereits am 31. März 2022 mit einer Resolution gegen den russischen Angriffskrieg beschlossen hatte, die Städtepartnerschaft mit Rostow bis auf Weiteres auf Eis zu legen. Gleichzeitig strebt die Stadt eine Städtepartnerschaft mit der ukrainischen Stadt Schytomyr an. Eine Solidaritätspartnerschaft besteht bereits.
Joest und ihre Fraktion fordern, die Stadt Dortmund müsse das Einfrieren der Städtepartnerschaft „endlich glasklar kommunizieren“. Die Stadtverwaltung habe es bis heute nicht für nötig gehalten, die Homepage entsprechend zu aktualisieren, kritisiert Joest.
Bis zum 24. Juni 2023 sei dort noch immer zu lesen gewesen, dass „„Die Städtepartnerschaft mit Rostow am Don […] schon in ihren Anfängen etwas Besonderes [war]. Im persönlichen Kontakt konnten u. a. Schüler, Sportler und Künstler feststellen, dass die Kluft zwischen unterschiedlichen Systemen nicht unüberbrückbar war. Trotz ideologischer Gegensätzlichkeit waren zahlreiche freundschaftliche Begegnungen möglich.“
Man muss Ratsbeschluss googeln
Die stellvertretende Fraktionsvorsitzende: „Unsere Gäste aus der Ukraine finden die Dortmunder Haltung zu Rostow am Don mehr als befremdlich. Nur, wenn man genau den Ratsbeschluss googelt, findet man diesen auf der Homepage. Auf den Partnerschaftsseiten der Stadt sieht es aus, als sei alles ganz normal. Hier hat die Verwaltung geschlafen und das ist bei so einem Thema nicht hinnehmbar. Der OB muss unverzüglich seiner Verantwortung gerecht werden.“
Auf Anfrage unserer Redaktion erklärt Stadt- und OB-Sprecher Maximilian Löchter, auf der städtischen Homepage sei die Resolution nach wie vor zu finden, inklusive dreier Schreiben an die Rostower Stadtoberhäupter von Februar, März und April 2022.
Stadt reagiert nach unserer Anfrage
Allerdings ergänzte die Stadt nach unserer Anfrage den Bericht auf der städtischen Homepage über Rostow um einen Hinweis und einen Link zum aktuellen Stand der Städtepartnerschaft.
Der Rat hatte in seiner Resolution auch beschlossen, die Gesprächskanäle nach Rostow offen zu halten. Zu Kriegsbeginn, so Stadtsprecher Löchter, habe es Kontaktversuche der Stadt nach Rostow gegeben, „Antworten kommen und kamen aber nur selten und unregelmäßig.“
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