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Russischer Partnerstadt-Beauftragter für Dortmund ist Kriegspropagandist
Rostow am Don
In Dortmund ist Mikhail Rebro ein alter Bekannter und war vielen ein Freund. Doch inzwischen macht sich der offizielle Verbindungsmann für die Städtepartnerschaft mit Rostow am Don unbeliebt.
Der Russe mit dem Schnauzbart, den buschigen Augenbrauen und der Halbglatze ist auf vielen Fotos zu sehen, die es zu Dortmunds fast 45-jähriger Städtepartnerschaft mit Rostow am Don gibt. Seit mehr als einem Jahrzehnt war Mikhail Rebro als Dortmunds Verbindungsmann in der Partnerschafts-Abteilung der Stadtverwaltung Rostow häufiger und gern gesehener Gast in Dortmund.
Mikhail Rebro hat viele Kontakte in die Westfalenmetropole und hat viele Freunde hier gewonnen. Davon haben ihm manche allerdings jetzt die Freundschaft gekündigt. Sie reagieren, so berichten gut unterrichtete Kreise, nicht mehr auf seine Mails und Anrufe.
Der Grund: Rebro verbreitet russische Kriegspropaganda und Fake News im Sinne Putins. Per Mail oder WhatsApp verschickt er Ausschnitte aus russischen Zeitungen und Videos aus dem russischen Fernsehen, die belegen sollen, dass Ukrainer Faschisten sind – Meinungsmache, die nicht gut ankommt.
Regelmäßige Fake News
Einer, der regelmäßig solche Fake News von Rebro bekommt, ist Klaus Wegener, Präsident der Auslandsgesellschaft mit Sitz in der ehemaligen Steinwache in Dortmund. So erhielt Wegener zum Beispiel ein Foto, das Kinder zeigt, mit zum Hitlergruß ausgestrecktem Arm. Darunter Rebros Kommentar: „So werden ukrainische Kinder in Schulen und Familien erzogen.“
Das seien alles Nazis, wolle ihm Rebro immer wieder erklären, berichtet Wegener. Der Präsident der Auslandsgesellschaft hat sich schon zu Beginn des russischen Angriffs auf die Ukraine dafür ausgesprochen, die während des Kalten Krieges beschlossene Städtepartnerschaft Dortmunds mit Rostow am Don trotzdem aufrechtzuerhalten und nicht alle Türen zuzuschlagen.
„Doch inzwischen muss sich sagen“, so Wegener, „angesichts dessen, was Rebro so in die Welt schickt, macht er es einem nicht leicht, daran festzuhalten.“ Wegener fühlt sich belästigt davon, „dass auf diesem Wege die Putin’sche Propaganda eins zu eins weitergegeben wird, und dann auf dieser Ebene“.
Schönes Osterfest gewünscht
Dennoch bleibt seine Hoffnung, dass das nur noch zarte Pflänzchen der Freundschaft mit Rostow „nach dem Ende des Krieges wieder wachsen kann“. Zuletzt hatte Rebro Wegener Gründonnerstag ein schönes Osterfest gewünscht.
Mikhail Rebro selbst war für eine Stellungnahme per Telefon nicht zu erreichen.
Die Dortmunder Stadtspitze hat übrigens von Rebro, der Mitarbeiter im Büro für Auswärtige Angelegenheiten der Rostower Stadtverwaltung ist, keine Nachrichten dieser zweifelhaften Art erhalten, teilte Stadtsprecher Frank Bußmann auf Nachfrage mit.
Der Dortmunder Rat hat inzwischen beschlossen, die Beziehungen mit Rostow auf Eis zu legen, zumindest solange bis der Krieg beendet ist. Allein Oberbürgermeister Thomas Westphal soll den Gesprächskanal in die russische Partnerstadt offen halten.
Stellvertretende Leiterin der Dortmunder Stadtredaktion - Seit April 1983 Redakteurin in der Dortmunder Stadtredaktion der Ruhr Nachrichten. Dort zuständig unter anderem für Kommunalpolitik. 1981 Magisterabschluss an der Universität Bochum (Anglistik, Amerikanistik, Romanistik).
