Hilfe für die Ukraine: Spendenflut und Tränen an der Corona-Teststelle
Ukraine-Krieg
Beinahe im Minuten-Takt halten Autos mit Spenden für die Ukraine auf dem Rewe-Parkplatz. Eine junge Mitarbeiterin der Corona-Teststelle nimmt sie entgegen. Zwischendurch fließen Tränen.

Viele Menschen wie Marlies Zitterich kommen zur Covid-Teststelle auf dem Rewe-Parkplatz, um Spenden für die Ukraine abzugeben. © Beate Dönnewald
Agnes‘ Auto ist so vollgepackt, als wolle sie zur einer großen Reise aufbrechen. Doch weit gefehlt: Die 65-Jährige bringt Spenden für die Menschen in der Ukraine.
Am Montagvormittag (28.2.) hat sich die Seniorin aus Dortmund-Eving deshalb auf den Weg nach Rahm gemacht. Mit warmer Winterkleidung und Lebensmitteln, die sie und Freunde zusammengepackt haben. Agnes‘ Ziel ist die Corona-Teststelle auf dem Rewe-Parkplatz an der Rahmer Straße 262.
Denn bis einschließlich Mittwoch ist das Testzentrum eine von mehreren Anlaufstellen für Dortmunder, die die Menschen in der Ukraine mit Sachspenden unterstützen wollen. Ein Lkw-Konvoi wird anschließend alles an die Grenze bringen. Von dort aus sollen die Hilfsgüter ins Land gelangen. Zwei gebürtige Ukrainerinnen haben die stadtweite Hilfsaktion ins Leben gerufen.

Anna Korovenkova sammelt die Spenden in einer Holzhütte, bis sie mit einem Lkw-Konvoi an die ukrainische Grenze und von dort ins Landesinnere gebracht werden. © Beate Dönnewald
Die Resonanz darauf ist riesig, auch hier in Rahm. Nach Agnes kommen Marlies, Kirsten und Violetta. Beinahe im Minuten-Takt halten Autos mit Spenden für die Ukraine vor dem Container von „Covidtest Dortmund“. „Es ist einfach schrecklich, was dort in der Ukraine passiert, da muss man doch einfach helfen“, sagt Agnes.
Bei Marlies Zitterich wecken die Bilder von Krieg, Zerstörung und Menschen auf der Flucht schlimmste Erinnerungen. „Ich habe als Kind den Weltkrieg miterlebt und war selber auf der Flucht“, sagt sie. Für sie sei es eine Herzensangelegenheit, für die Ukrainer zu spenden.
Warme Kleidung und Medikamente
Die bekannte Huckarderin ist an diesem Morgen sogar zweimal gekommen. Erst bringt sie warme Kleidung, dann Medikamente und Verbandsmaterial.
Violetta, die Handtücher, Decken und warme Mäntel in ihren Kisten hat, rührt vor allem das Schicksal der Kinder in der Ukraine. Die Angehörigen einer Freundin seien bereits nach Polen geflüchtet. „Es sind so viele Flüchtlinge, die brauchen einfach unsere Solidarität“, appelliert sie.

Immer wieder halten Autos mit zahlreichen Spenden für die Ukraine auf dem Rewe-Parkplatz in Dortmund-Rahm. © Beate Dönnewald
Kerstin aus Kirchlinde kann ihre Tränen nicht zurückhalten, als sie ihre Spenden abgibt. „Das alles erinnert mich an die 80er-Jahre“, sagt sie und meint damit den ersten Golfkrieg. „Für mich ist das nur schwer zu ertragen, was gerade in der Ukraine passiert.“
Dankbar für alle Spenden ist Anna Korovenkova, Mitarbeiterin des Testzentrums. Die 25-Jährige kam 2002 aus der Ukraine nach Deutschland, ein Teil der Familie ist noch dort. Seit Donnerstag befindet sich die junge Frau im Ausnahmezustand. Sie bangt um das Leben ihres Bruders (26) und Onkels in Kiew und ihrer Cousine in Saporischschja in der südlichen Ukraine.
„Mein Herz rast ständig“
Sie sei im regelmäßigen Austausch mit ihnen und in großer Sorge. „Mein Herz rast ständig“, sagt Anna Korovenkova. Ihr Bruder und ihr Onkel dürften das Land nicht verlassen, und ihre Cousine sitze mit Tochter (5) und Mutter in Saporischschja fest. „Sie müssten durch Moldawien, doch das ist viel zu gefährlich.“ Die 25-Jährige befürchtet, dass sie die Hilfsgüter aufgrund der geografischen Lage niemals erreichen werden.
Aktuell würden vor allem Isomatten gebraucht, weiß die junge Frau. Und sie zählt weitere Artikel auf, an die Spender möglicherweise nicht als erstes denken: „Regenmäntel, Kissen, Stirnlampen, Camping-Koch-Sets, widerverwendbares Geschirr, Kerzen, Taschenlampen, Batterien.“ Wichtig seien auch Hygieneartikel und Lebensmitteln wie Fertiggerichte, Trockenfrüchte, Nüsse, Konserven und Nudeln.