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Über 200 illegal gefällte Bäume: Autobahn-Gesellschaft wehrt sich gegen Vorwürfe
Kahlschlag an der B1
Wer ist dafür verantwortlich, dass 200 Bäume an der B1 ohne Genehmigung gefällt wurden? Die Stadt war es nicht. Der Eigentümer? Der Straßenbaubetrieb? Jetzt hat sich die Autobahn GmbH gemeldet.
Die Stadt Dortmund hatte bereits klargestellt, dass sie von der Fällung von mehr als 200 Bäumen und der Rodung der Fläche zwischen B1/Buddenacker/ Schleefstraße in Aplerbeck nichts wusste und sie auch nicht genehmigt hat.
Bleiben also der Eigentümer oder der Landesstraßenbaubetrieb Straßen.NRW. Jetzt hat sich die Autobahn GmbH auf unsere entsprechende Anfrage vom Dienstag zu Wort gemeldet. Die zuständige Abteilung von Straßen.NRW ist im Jahr 2021 in die Autobahngesellschaft aufgegangen.
Susanne Schlenga, Sprecherin für die Niederlassung Westfalen, betont, bei der „Aufforderung“ an den Eigentümer des Areals, seiner Verkehrssicherungspflicht nachzukommen, habe es sich „weder um eine Genehmigung gehandelt, noch um einen Auftrag. Grundstückseigentümer müssen grundsätzlich im Rahmen der Verkehrssicherungspflicht dafür Sorge tragen, dass von Bäumen, die auf dem Grundstück stehen, keine Gefahren ausgehen.“
„Gefahrenbäume“ an der Anschlussstelle Sölde
Die zuständige Autobahnmeisterei Kamen der damaligen Autobahnniederlassung Hamm (Straßen.NRW) habe den Eigentümer des Grundstücks im Oktober 2020 nach Absprache mit der Straßenmeisterei Dortmund dazu aufgefordert, jene Bäume an der Köln-Berliner-Straße und Schleefstraße auf den Stock zu setzen, die sich unmittelbar am Fahrbahnrand der B1 befunden hätten.
Auf den Stock setzen heißt, sie bis auf 10 bis 20 Zentimeter herunterzuschneiden. Diese Bäume seien als Gefahrenbäume für den abfahrenden Verkehr an der Anschlussstelle Sölde der B1 eingestuft worden.
Schlenga: „Damit ist die Autobahnmeisterei ihrer Pflicht zur Sicherung des Verkehrsraumes nachgekommen.“ Die Bäume seien bereits sehr hochgewachsen gewesen, sodass man die Gefahr gesehen habe, dass sie bei einem Sturm auf die Fahrbahn hätten fallen können.
Doch die Umweltschützer des BUND führen an, dass durch die Verschwenkung der Anschlussstelle Brackel der B1 nach Osten hin der Abstand zur gerodeten östlichen Fläche mindestens in Teilen deutlich vergrößert worden sei, sodass keine Verkehrsgefährdung mehr bestanden habe.
Eigentümer erwartet Ordnungswidrigkeitsverfahren
Zu der Frage, warum Bäume, die direkt an der B1 stehen, nicht gefällt wurden, sagte Schlenga: „Die verbliebenden Bäume direkt an der B1 sollten im Zuge des Ausbaus der B1 zur A40 im Rahmen von ohnehin fälligen Arbeiten weichen.“
Wenn die Stadt keinerlei Genehmigung zur Rodung der Fläche und Straßen.NRW keinen Auftrag erteilt hat, bleibt nur der Eigentümer als Verantwortlicher für die illegale Maßnahme. Wer das ist, dazu hüllen sich Stadt und Autobahn GmbH mit Hinweis auf den Datenschutz in Schweigen.
Ihn erwartet aber nun ein Ordnungswidrigkeitsverfahren, das die Stadt gegen den Verursacher angekündigt hat.
Stellvertretende Leiterin der Dortmunder Stadtredaktion - Seit April 1983 Redakteurin in der Dortmunder Stadtredaktion der Ruhr Nachrichten. Dort zuständig unter anderem für Kommunalpolitik. 1981 Magisterabschluss an der Universität Bochum (Anglistik, Amerikanistik, Romanistik).
