In einem Großteil der Dortmunder Kitas wird zurzeit nur eine Notbetreuung angeboten. Andere haben ganz geschlossen.

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Über 100 Kita-Beschäftigte fast ein Jahr zu Hause – bei voller Bezahlung

rnStädtischer Träger Fabido

Beim städtischen Kita-Träger Fabido haben mehr als 100 arbeitsfähige Beschäftigte aus der Corona-Risikogruppe seit fast einem Jahr nichts zu tun, werden voll bezahlt – aber nicht anders eingesetzt.

Dortmund

, 15.02.2021, 04:00 Uhr / Lesedauer: 2 min

Viele Menschen sind wegen Corona beruflich zur Untätigkeit verdammt und bangen um ihre Existenz. Auch beim städtischen Kita-Träger Fabido gibt es mehr als 100 Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter, die unbeschäftigt zu Hause bleiben – und das seit fast einem Jahr. Doch im Gegensatz zu anderen brauchen sie sich keine existenziellen Sorgen zu machen; denn die Stadt muss sie weiter voll bezahlen.

Auf Nachfrage macht die Verwaltung dazu eine detaillierte Rechnung auf. Insgesamt beschäftigt Fabido rund 2350 Mitarbeiter und Mitarbeiterinnen. Davon gehörten nach der Definition des Robert-Koch-Instituts (RKI) im März 2020 490 Beschäftigte zur Corona-Risikogruppe. Sie mussten damals laut Stadt vom Dienst freigestellt werden. Ein Teil habe Tätigkeiten im Homeoffice ausüben können.

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Die Freistellung sei aus Fürsorgegründen zu diesem Zeitpunkt zwingend notwendig gewesen, so die Stadt, da in Kindertageseinrichtungen die vorgeschriebenen Schutzmaßnahmen wie Spuckschutzwände oder eine persönliche Schutzausrüstung nicht greifen würden.

490 Fabido-Beschäftigte arbeitsmedizinisch untersucht

Im Zuge der gelockerten Maßnahmen allerdings nahm das RKI im Juni 2020 seine klare Definition der Risikogruppe zurück. Deshalb ließ die Stadt jeden der 490 Beschäftigten mit Corona-Risiko arbeitsmedizinisch begutachten. Bis auf vier noch ausstehende Gutachten lagen die Untersuchungsergebnisse zum Jahresende vor.

Danach sind 195 Fabido-Mitarbeiterinnen „voll einsatzfähig“, fünf sind im Rahmen der Corona-Pandemie arbeitsunfähig, und 211 wurden als grundsätzlich arbeitsfähig eingestuft, können aber nur dort eingesetzt werden, wo sie keinen Kontakt zu Kindern oder Kunden haben.

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Von den 195 Beschäftigen, die voll einsatzfähig sind, hätten 75 Personen, so wörtlich, „freiwillig den Dienst aufgenommen“. Auch die anderen 120 würden derzeit weiter in den Kindertageseinrichtungen eingesetzt, so Fabido-Geschäftsführer Daniel Kunstleben.

Personalpool von 169 Mitarbeitern

Von den 211 eingeschränkt Einsatzfähigen (ohne Kinder- und Kundenkontakt) arbeiten 42 im Homeoffice oder Innendienst. Somit bleiben 169 Beschäftigte zur weiteren verwaltungsinternen Vermittlung.

Sie sind Teil eines Personalpools, der vorrangig für die Pandemiebekämpfung bereitstehen soll. Aus diesem Pool wurden 38 Mitarbeiter für den Dienst im Gesundheitsamt abgestellt, und weitere 16 wurden zunächst im Gesundheitsamt geschult, um auch sie bei Bedarf unmittelbar dort zur Kontaktverfolgung einzusetzen.

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Die übrigen 115 Mitarbeiterinnen aus dem Personalpool seien aber aufgrund fehlender Verwaltungsausbildung und ihrer Zugehörigkeit zur Risikogruppe nicht in anderen stark belasteten Ämtern einsetzbar, so die Stadt. Ein unterstützender Einsatz beispielsweise im Ordnungsamt oder im Impfzentrum komme nicht infrage. Und ein möglicher Dienst in anderen Dienststellen solle aufgrund der Vorgaben zu den Mindestabständen im Büro vermieden werden.

Kurzfristig verfügbare Reservetruppe

So firmieren 115 Mitarbeiter als kurzfristig verfügbare Reservegruppe, die aber ihre Zeit seit März voll bezahlt anders verbringt. Für sie würden corona-bedingte Sonderaufgaben „stetig in den Blick genommen“, so die Stadt. Dabei wurde man inzwischen für 20 Beschäftigte fündig: Sie sollen demnächst im Sozialamt Schutzmasken verschicken.

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Da wegen der aktuellen Notbetreuung deutlich weniger Kinder in den Kitas sind, sei der Ausfall der wegen Corona nur eingeschränkt einsatzfähigen Mitarbeiter personell zu kompensieren, sagt die Stadt. Doch finanziell wird ihr Ausfall die Stadt nach bisheriger Prognose (bei gleichbleibendem Landeszuschuss) allein für das Jahr 2020 rund 200.000 Euro kosten.

Das Instrument der Kurzarbeit greift hier nicht, da der Erziehungsdienst zur Kernverwaltung gehört und vom Tarifvertrag zur Kurzarbeit nicht erfasst ist.