Schon laufende Tunnelsanierung unter B1 muss neu geplant werden „Wir mussten die Reißleine ziehen“

Tunnel unter B1 muss neu geplant werden: Kehrtwende bei Sanierung
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Die Tempo-30-Schilder stehen noch, die Baustellen-Schilder sind vorübergehend verschwunden. Zurzeit ruhen die Sanierungsarbeiten im Tunnel Ardeystraße unter der B1, der die Hohe Straße mit dem Veranstaltungszentrum an den Westfalenhallen und den südlichen Vororten verbindet.

Die Probleme hatten schon vor gut fünf Jahren begonnen. Fliesen des 1969 eröffneten Tunnels hatten sich von den Wänden gelöst. Die rechte Spur musste zeitweise gesperrt werden. 2021 wurde dann die Sanierung des Tunnels beschlossen - für zunächst 1,8 Millionen Euro. Schließlich wurden alle Wandfliesen entfernt und im vergangenen Jahr schon Fugen und Beton der Tunnelwände saniert.

Die Betonsanierung im Tunnel Ardeystraße fand in der zweiten Jahreshälfte 2022 statt.
Die Betonsanierung im Tunnel Ardeystraße fand in der zweiten Jahreshälfte 2022 statt. © Oliver Volmerich

Was fehlt, ist eine neue Beleuchtung und eine neue Verkleidung der Wände. Das Tiefbauamt hatte sich mit der Sanierungsentscheidung 2021 für eine ungewöhnliche Wandverkleidung mit Emaille-Blech entschieden. Diese sei langlebiger und weise eine höhere Stoß-, Bruch- und Farbstabilität, hieß es zur Begründung.

Das Problem ist: Die Preise im Metallbau sind seitdem drastisch gestiegen. Schon Ende 2021 musste die Verwaltung ihre Kostenkalkulation von 1,8 auf rund 2,72 Millionen Euro erhöhen. Doch auch das reichte nicht aus, wie sich bei der Ausschreibung der Metallbauarbeiten herausstellte.

Im September 2022 wurde der Politik eine Erhöhung der Baukosten um weitere 700.000 Euro auf 3,42 Millionen Euro vorgelegt, wie es hieß als Folgen des Ukraine-Kriegs und der „besonders in China wirkenden Covid-Strategie“.

Doch auch das ist nicht zu halten. Im Jahres-Arbeitsprogramm des Tiefbauamtes wird eine Umplanung der Wandverkleidung angekündigt - „von emaillierten Metallplatten zu Spezialmörtel in Verbindung mit

einem diffusionsoffenem Oberflächenschutzsystem.“ Dazu soll der Politik in Kürze eine neue Vorlage präsentiert werden.

„Wir mussten die Reißleine ziehen“, erklärt Tiefbauamts-Leiterin Sylvia Uehlendahl. Denn die Kosten drohten angesichts weitere Baupreis-Steigerungen weiter aus dem Ruder zu laufen. Dazu kommt die Unsicherheit bei der Beschaffung der Metallteile.

Ziel bleibt EURO2024

Das Tiefbauamt hatte schon den Neubau der Fußgängerbrücke von der Lindemannstraße über die B1 auf das Westfalenhallen-Gelände verschoben, weil die Gefahr bestand, die neue Stahlbau-Brücke wegen Materialproblemen nicht bis zur Fußball-Europameisterschaft 2024 fertigstellen zu können. Die Brücke ist eine wichtige Verbindung für den Fuß- und Radverkehr zum Stadion.

Die Sanierung des Tunnels unter der B1 - nur wenige hundert Meter östlich der Fußgängerbrücke - soll auf jeden Fall bis zur EURO2024 abgeschlossen sein und deshalb eine weniger aufwendige Wandverkleidung bekommen. Ob und wie stark die Kosten damit wieder sinken, ist noch unklar.

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