Tumulte am BVB-Stadion - Video zeigt das Chaos am Eingang

Spiel gegen Tottenham Hotspur

Zu chaotischen Szenen ist es am Donnerstagabend vor dem Europa-League-Spiel des BVB gegen Tottenham Hotspur gekommen. Am Eingang zur Nordtribüne war der Andrang der Fans so groß, dass 23 Menschen verletzt wurden. Unser Reporter war mitten im Tumult und hat die dramatischen Szenen im Video festgehalten.

DORTMUND

, 11.03.2016, 15:42 Uhr / Lesedauer: 3 min

Kurze Zusammenfassung:

Der Andrang zu den Eingangsbereichen war eine Viertelstunde vor Spielbeginn um 19 Uhr noch sehr groß. Hunderte Fans - die meisten waren Engländer - warteten darauf, durch die Kontrolle ins Stadion zu kommen. Schließlich wurde der Druck so groß, dass etwa 80 Fußballfans an den Ordnern vorbei ins Stadion geschoben wurden.

Der Evening Standard zitiert einen Tottenham-Fan mit den Worten: "In 21 years I’ve never been so frightened as I was outside Dortmund’s ground tonight." ("In 21 Jahren hatte ich nicht eine so große Angst wie vor dem Dortmunder Stadion heute Abend." Die Ordner riefen die Polizei zur Hilfe. Am Ende gab es 23 Verletzte: 17 Tottenham-Fans, fünf Ordner und ein Polizist (english version).

Reporter Ulrich Breulmann war vor Ort und mitten im Tumult:

Ich war gegen 18.30 Uhr am Eingang zur Nordtribüne. Die Fans waren ruhig, bester Stimmung und nicht einen Hauch aggressiv. Dass es eine Zeit dauern könnte, nahmen sie mit Geduld in Kauf. Es war völlig entspannt. Das änderte sich ab 18.40 Uhr. Nach und nach wurde ein Teil der Eingänge zur Nordtribüne geschlossen. Die vielen wartenden Fußballfans - ich eingeschlossen - waren entsetzt.

Ich stand direkt vor einem Ordner und fragte ihn: "Warum um Himmels willen schließen Sie jetzt Eingänge?" Er zuckte mit den Schultern und sagte: "Das kann ich wirklich nicht sagen, wir befolgen nur eine Anweisung." Auch Tottenham-Fans appellierten eindringlich an die Ordner, die Zugänge offen zu halten - vergebens. So entstand die Situation, dass sich jetzt noch mehr Fans in Richtung der verbliebenen Eingänge drängten. Der Druck wurde schließlich so groß, dass die vorne stehenden Menschen ohne Kontrolle von hinten ins Stadion geschoben wurden. Was dann geschah, hat die Polizei berichtet.

Das sagt der BVB:

Christian Hockenjos, der Organisations-Chef des BVB, wies gegenüber unserer Redaktion darauf hin, dass die erste Ursache für die Probleme am Eingang Nord-Mitte in der sehr späten Anreise der Tottenham-Fans zu suchen sei. Man habe ausdrücklich um eine rechtzeitige Anreise gebeten, doch eine sehr große Gruppe sei erst kurz vor dem Spiel am Stadion eingetroffen. Unglücklicherweise sei diese Gruppe dann - was nicht im Verantwortungsbereich des BVB liege - zum falschen Eingang, nämlich Nord-Ost, geleitet worden. Von dort machte sich die Fan-Gruppe dann auf den Weg zum Eingang Nord-Mitte.

Diese Gruppe habe dann großen Druck auf die ersten Zugänge ausgeübt. "Da war nichts Gewalttätiges im Spiel, aber der Druck der vielen Menschen von der Seite war einfach sehr, sehr hoch", sagte Hockenjos. So hoch, dass die Ordner bis zu den Drehkreuzen zurückweichen mussten. "Dann aber ist eine Personenkontrolle für die Ordner nicht mehr möglich." Daher habe man diese Zugänge aus Sicherheitsgründen schließen müssen. Das wiederum habe den Druck auf die verbliebenen Zugänge so erhöht, dass man auch die anderen Zugänge habe schließen müssen.

Als man dann nach einigen Minuten einen Zugang wieder geöffnet habe, sei durch den großen Druck eine größere Menschenmenge unkontrolliert ins Stadion gelangt. Danach seien die Tore wieder geschlossen worden und die Polizei sei eingeschritten. 

Die Polizei berichtete am Donnerstagabend Folgendes:

"Ein Großteil der englischen Fans erreichte das Stadion erst kurz vor Spielbeginn, so dass es zu einer Druckausübung auf den Eingangsbereich Nord/Mitte kam. Hierdurch gelang es ca. 80 Anhängern von Tottenham ungehindert ins Stadion zu kommen. Nachdem durch den Ordnungsdienst zunächst die Eingangstore temporär geschlossen wurden, kam es beim anschließend erneuten Öffnen der Zugänge zu Auseinandersetzungen zwischen Gästefans und Ordnungsdienstmitarbeitern.

"Bedingt durch die Auseinandersetzungen mussten die Tore wiederum geschlossen werden, was nur durch Unterstützung von Polizeikräften gelang. Um ein unkontrolliertes Eindringen der Anhänger von Tottenham zu unterbinden, wurde durch die Polizei Pfefferspray und der Schlagstock eingesetzt, wodurch 17 englische Anhänger aufgrund von Augenreizungen leicht verletzt wurden. Weiterhin wurden im Zuge dieser Maßnahmen ein Polizeibeamter sowie fünf Mitarbeiter des Ordnungsdienstes verletzt."

Die Gesamtumstände der Einlass-Situation – auch der Einsatz von Pfefferspray durch die Polizei - sei jetzt Gegenstand einer polizeilichen Untersuchung, teilte die Polizei am Freitagnachmittag auf Nachfrage mit.

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