„Die Stimme der Kinderferienparty“ ist verstummt Gründungsvater Friedrich-Karl-Strippel ist tot

„Die Stimme der Kinderferienparty“ ist verstummt
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Wenn ihn auch nicht alle zu Gesicht bekommen haben, so haben ihn doch alle gehört: Friedrich-Karl Strippel war mehr als 30 Jahre lang die Stimme der Dortmunder Kinderferienparty. Er saß als Hallensprecher am Mikrofon, wenn es eine Durchsage zu machen galt. Und nicht nur das. Er war auch einer der Gründungsväter der Party, die heute eine Institution ist und seit mehr als 50 Jahren die Sommerferien für viele Kinder und Jugendliche in Dortmund unvergesslich gemacht hat.

Friedrich-Karl Strippel ist am 22. Mai gestorben. Er wurde 88 Jahre alt. Noch kurz vor seinem Tod hat er mit seinem Sohn Hubertus in Erinnerungen gekramt. Auch die Kinderferienparty gehörte dazu. Es ging um den Slogan „Das Fest der 100.000 Kinder“ - „Die 100.000 haben nie gestimmt“, habe sein Vater gesagt, berichtet der Sohn. Das habe man sich damals zwar gewünscht, doch dann hätten in den drei Wochen (montags bis freitags) täglich 6000 bis 7000 Kinder kommen müssen.

1970 gab es die Kinderferienparty (KiFePa) zum ersten Mal, damals noch in der Westfalenhalle Halle 4 (später kamen die Hallen 3 und 5 sowie das Außengelände hinzu). Friedrich-Karl Strippel blieb der KiFePa bis 2003 verbunden, opferte jedes Jahr die erste Hälfte seiner Sommerferien. „Wir sind als Familie immer in der zweiten Ferienhälfte in den Urlaub gefahren“, berichtet sein Sohn.

Kinder bauen einen Turm bei der Kinderferienparty in den Anfangsjahren
So sah es in den Anfangsjahren bei der Kinderferienparty aus. © RN-Archiv

„So manche Ferien gerettet“

Friedrich-Karl Strippel gehörte zu einer Gruppe von insgesamt fünf Pädagogen rund um den ersten Leiter Herbert Mackowiak, die die Party-Idee des damaligen Westfalenhallenchefs Hermann Heinemann umsetzten. Kindern aus weniger begüterten Familien, die aus finanziellen Gründen nicht in den Urlaub fahren konnten, wollte man ein kostenloses Freizeitvergnügen ermöglichen. Viele Dortmunderinnen und Dortmunder sagen noch heute: „Das hat mir so manche Ferien gerettet.“

Die Kinderferienparty wurde neben dem Fest der 100.000 Kinder auch der „Größte Kindergarten Europas“ genannt. Strippel war derjenige, der sagte, wo es langging, etwa wenn Eltern, für die die Spielfläche tabu war, nach ihren Kindern suchten. Auch wer zu Herbert Mackowiak wollte, kam an Strippel nicht vorbei, sagt Sohn Hubertus, der später selbst als Betreuer eingesetzt war.

„Mein Vater hatte eine natürliche Autorität.“ Die brauchte er auch als Volksschullehrer an der Gemeinschaftsschule in Kirchderne. Seit den späten 60er-Jahren war er stellvertretender Schulleiter und unterrichtete unter anderem Deutsch, Mathematik, Sach- und Heimatkunde. Mit pädagogischen Moden und Irrungen habe er nichts anfangen können, sagt sein Sohn, „er hatte zum Beispiel eine skeptische Haltung zur Mengenlehre“.

Auch als Lehrer beliebt

Er sei nicht zufällig Volksschullehrer geworden. „Bei den Kindern im Alter von 6 bis 14 Jahren war er gern als Pädagoge tätig“, sagt Hubertus Strippel. Sein Vater habe sich auch gern um den Sport gekümmert, von dem die Kinderferienparty einiges im Programm hatte. Besonders gern war er in Halle 3 mit den Mannschaftssportarten.

Er war den Kinder zugewandt und zu den Eltern freundlich. Elternbeteiligung lag ihm am Herzen. Als Organisator bei der Kinderferienparty wie auch als Lehrer war Strippel beliebt, wurde bis ins hohe Alter zu Klassentreffen eingeladen, von denen er gern erzählte.

„Er organisierte Schulfeste und kümmerte sich für die St. Martins-Legende um „einen standesgemäßen St. Martin und ein standesgemäßes Pferd“, erinnert sich sein Sohn. Auch in der Kirchengemeindearbeit sei sein Vater Zeit seines Lebens verwurzelt gewesen.

Sich selbst ähnlich geblieben

Karl-Friedrich Strippel lebte bis zum Schluss zu Hause. Auch wenn er noch viel vorhatte und die Flusskreuzfahrt nicht mehr machen konnte, sagt Hubertus Strippel: „Mein Vater ist als glücklicher Mensch gestorben. Er ist friedlich eingeschlafen.“

Wenn sich der Sohn die Fotos von damals anschaut, sagt er, habe sich sein Vater kaum verändert: „Er ist sich selber sehr ähnlich geblieben.“

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