
Sonja L. steht auf dem Spielplatz nahe ihrer Wohnung. Hier ist ein Wohnungsloser mitten am Tag tot unter einer Tischtennisplatte aufgefunden worden. © Oliver Schaper
Toter auf Spielplatz: Nachbarin ist schockiert von der „totalen Ignoranz“
Nordstadt
In der Nordstadt ist auf einem Spielplatz der Leichnam eines Mannes (55) gefunden worden. Er starb mitten am Tag auf einem belebten Spielplatz. Eine Anwohnerin ist schockiert von der Situation.
Sonja L. (Name geändert) schläft nach eigener Aussage nicht gut in diesen Tagen. Am Dienstag (16.8.) erlebte sie aus nächster Nähe mit, wie auf einem Spielplatz unweit ihrer Wohnung erst die Kriminalpolizei und kurz darauf ein Bestattungsunternehmen anrückten.
Ein 55-jähriger Mann war am Nachmittag des 16.8. tot unter einer Tischtennisplatte liegend aufgefunden worden. Das hatte die Polizei zwei Tage nach dem Fund auf Anfrage dieser Redaktion bestätigt. Der Mann soll nach ersten Erkenntnissen obdachlos gewesen sein.
Betrieb auf dem Spielplatz lief während Polizeimaßnahmen weiter
Sonja L. sagt, sie sei am Nachmittag dieses Tages von ihrer Tochter informiert worden, dass diese auf dem Rückweg von der Schule eine leblose Person auf dem Spielplatz liegen gesehen habe.
Noch ehe sie selbst den Notruf habe wählen können, seien bereits Polizisten vor Ort gewesen. Kurz darauf seien Mitarbeitende eines Bestattungsunternehmens aufgetaucht.
Währenddessen sei der Betrieb auf dem Spielplatz weitergelaufen, als wäre nichts passiert. „Ich bin fassungslos, dass es von so vielen ignoriert wird. Die Kinder haben geguckt und die Mütter saßen im Sand. Der Spielplatz war voll“, sagt die Dortmunderin. Es sei die „totale Ignoranz“ vieler Menschen, die sie schockiere.
„Ich könnte mir vorstellen, dass die Person da schon länger gelegen hat und niemand Notiz genommen hat“, meint die Nordstädterin.
Grünfläche zwischen Zimmerstraße und Leopoldstraße in der Nordstadt
Der Ort des Geschehens befindet sich in einer kleinen innerstädtischen Grünfläche zwischen Zimmerstraße und Leopoldstraße in der Dortmunder Nordstadt. Laut Sonja L. sei der Spielplatz nicht als Treffpunkt der Trinker-Szene oder anderer Kreise bekannt.
Sie habe am Abend nach dem Vorfall ein kleines LED-Licht im Gedenken an den Verstorbenen aufgestellt. „Es war nach einer Stunde weg“, sagt sie. Trotzdem hat sie einige Tage darauf einen kleinen Zweig mit Blumen und ein schwarzes Tuch an der Stelle abgelegt, an der das Leben eines Menschen endete.

Mit Blumen gedenkt eine Nachbarin des verstorbenen Mannes. © Oliver Schaper
„Es war für mich unfassbar, dass da ein Mensch stirbt, dann wird er abgeholt und eine Stunde später erinnert nichts mehr an ihn“, sagt Sonja L..
Es wird eine Obduktion des Leichnams vorgenommen, auch wenn es laut Polizei keine äußerlichen Spuren auf ein Fremdverschulden gibt.
Dass der Leichnam des mutmaßlich Wohnungslosen am helllichten Tag unter einer Tischtennisplatte gefunden worden ist, gibt der Staatsanwaltschaft Dortmund aber zumindest Anlass, die exakte Todesursache noch einmal zu überprüfen.
Bereits am Montag war ein wohnungsloser Mann (46) tot vor einer Hilfseinrichtung an der Leopoldstraße aufgefunden worden. Zwischen den Fällen besteht kein direkter Zusammenhang. Beide waren erst am Donnerstag (18.8.) bekannt geworden.
Seit 2010 Redakteur in Dortmund, davor im Sport- und Nachrichtengeschäft im gesamten Ruhrgebiet aktiv, Studienabschluss an der Ruhr-Universität Bochum. Ohne Ressortgrenzen immer auf der Suche nach den großen und kleinen Dingen, die Dortmund zu der Stadt machen, die sie ist.
