
Bastian Pütter von Bodo e. V. klärt über die schwierige Situation von Wohnungslosen in der Hitzewelle auf. © Archiv, Bodo / Montage: Pietsch
Obdachlosen-Helfer schlägt Alarm wegen Hitze: „Haben uns den Bollerwagen leergetrunken“
Helfer berichtet
Die Dortmunder Innenstadt ist eine Hitzeinsel. Doch genau dort halten sich viele Wohnungslose den ganzen Tag über auf. Das kann ernste Folgen für ihre Gesundheit haben. Worauf Passanten achten können.
Die aktuelle Rekord-Hitze ist für viele Menschen in Dortmund mindestens unangenehm - wenn nicht sogar gefährlich. Insbesondere in der dicht bebauten und versiegelten Innenstadt staut sich die Hitze. Ein riesiges Problem für Menschen, die sich die meiste Zeit dort unter freiem Himmel aufhalten.
„Wir sind heute mit unglaublichen Wassermengen in der Stadt unterwegs gewesen. Die haben uns praktisch den Bollerwagen leergetrunken“, sagt Bastian Pütter von Bodo e. V. Der Verein ist einer der freien Träger der Obdachlosenhilfe in Dortmund.
„Die Aufenthaltsorte von Wohnungslosen sind einfach die heißesten. Wer auf der Straße lebt, bewegt sich ausschließlich in Hitzeinseln.“ Viele Wohnungslose haben kaum Rückzugsmöglichkeiten von der Sonne.
Und selbst in der Nacht kühlt es an den aktuellen Rekordhitzetagen nur wenig aus. Die aus solcher Hitze entstehenden Probleme haben laut Bastian Pütter in den vergangenen Jahren erkennbar zugenommen.
Ärztin bei Rundgang dabei
Doch ständig hohen Temperaturen und direkter Sonneneinstrahlung ausgesetzt zu sein, kann ernste gesundheitliche Folgen haben. „Straße macht ohnehin schon krank“, so Bastian Pütter. „Und es gibt auch Menschen, die wegen einer Erkrankung obdachlos geworden sind.“ Vorerkrankungen können allerdings das Risiko eines ernsten Gesundheitsproblems durch Hitze erhöhen.
Auch vor diesem Hintergrund sind die Helfer von Bodo von einer Ärztin begleitet worden. „Es gab auch zwei Fälle, bei denen wir froh waren, dass sie dabei war“, so Bastian Pütter. Generell seien am Dienstagmorgen überraschend viele Wohnungslose in der City gewesen - trotz der bereits frühen Hitze. Von etwa 30 Personen habe das Team berichtet.
Auch die Dortmunder Stadtverwaltung hat zusammen mit den freien Trägern einige Hilfsangebote für Wohnungslose auf die Beine gestellt und verweist unter anderem auf Tagesaufenthalte und Trinkbrunnen.
Wasser spenden und auf schlafende Personen achten
Auch jeder Dortmunder und jede Dortmunderin könne helfen, betont Bastian Pütter. „Wer zum Beispiel einen Menschen bemerkt, der in der Sonne schläft, sollte ihn bei solchen Temperaturen wecken.“ Auch eine Wasserflasche dabei zu haben oder zu kaufen und zu spenden könne viel helfen. „Die meisten Wohnungslosen trinken generell zu wenig.“
Im Zweifelsfall solle man trotz aller verständlicher Hemmungen den Rettungsdienst verständigen. „Etwas übervorsichtig zu sein kann aktuell Leben retten“, so Bastian Pütter. Dabei solle man sich auch nicht vom äußeren Eindruck täuschen lassen. Die meisten Wohnungslosen wollen nicht so aussehen. Im Zweifel generell auf seine Mitmenschen zu achten, sei bei Rekordtemperaturen der beste Weg.
Geboren in Dortmund. Als Journalist gearbeitet in Köln, Hamburg und Brüssel - und jetzt wieder in Dortmund. Immer mit dem Ziel, Zusammenhänge verständlich zu machen, aus der Überzeugung heraus, dass die Welt nicht einfacher wird, wenn man sie einfacher darstellt.
